Die heimischen Universitäten üben eine große Anziehungskraft als Arbeitgeber aus, die Auswahl von Nachwuchsforschenden ist äußerst kompetitiv. Doch bei der Besetzung von Top-Positionen offenbaren sich zunehmend Probleme. So sorgte etwa die Rektorensuche an der Universität Wien im Frühjahr für Diskussionen, nachdem der einzige internationale Kandidat ohne Wien-Bezug kurzfristig abgesagt hatte. Dem Vernehmen nach waren ihm Zweifel gekommen, wie aussichtsreich eine Bewerbung aus dem Ausland sei.

In Graz sorgten zuletzt zwei Rektorenbesetzungen für Diskussionen.
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

An der TU Graz wurde jüngst überhaupt nur ein Kandidat zum Hearing für den Leitungsjob eingeladen – der bisherige Vizerektor machte dann auch das Rennen. Nun wirft die Rektorenbestellung an der Uni Graz Fragen auf. Auch hier gibt es einen erfolglosen Kandidaten, der den Eindruck gewann, dass an der Bewerbung eines nicht in heimischen Netzwerken verwobenen Wissenschafters kein ehrliches Interesse bestünde.

Unabhängig davon, wie begründet der Vorwurf im konkreten Fall ist, ergibt sich aus dem Gesamtbild ein fatales Signal für den Wissenschaftsstandort Österreich. Für Spitzenleute aus der Wissenschaft kommt ein Rektorenjob ohnehin mit dem Wermutstropfen, dass neben Management und Verwaltung kaum Zeit für eigene Forschung bleibt. Umso größer sollten die Anstrengungen sein, dennoch international renommierte Persönlichkeiten zu gewinnen: Wissenschaft lebt von Internationalität, nicht von provinzieller Selbstverzwergung. (Tanja Traxler, 14.7.2022)