Das rechte Lager ist bei der Bundespräsidentschaftswahl gut vertreten: Gleich drei Kandidaten, die eher oder ganz klar der rechten Reichshälfte zuzuordnen sind, wollen antreten: Gerald Grosz, der aus der FPÖ und dem BZÖ kommt, aber im Wesentlichen seine eigene Partei ist, der Rechtsanwalt Michael Brunner von der Liste MFG und jetzt auch Walter Rosenkranz von der FPÖ. Keiner von ihnen wird dem Amtsinhaber Alexander Van der Bellen wohl ernsthaft gefährlich werden können – und dass gleich drei Kandidaten aus dem rechten Lager kommen, wird keinem von ihnen helfen: Sie werden sich gegenseitig Stimmen wegnehmen.

Insgesamt könnten diese Kandidaturen aber dazu beitragen, das rechte Lager, um das es zuletzt eher leise wurde, wieder zu mobilisieren und politisch zu neuem Leben zu erwecken. Davon könnte mittelfristig die FPÖ profitieren, die die Kandidatur von Walter Rosenkranz ohnedies als Testlauf für die kommenden Nationalratswahlen sieht.
Für Van der Bellen ist die Zersplitterung auf der rechten Seite eher ein Problem. Mangels bedrohlicher und ernstzunehmender Gegenkandidaten wird er ein Mobilisierungsproblem bekommen. Er ist der Kandidat des Establishements geworden, da wird er es schwerhaben, die Massen zu begeistern. Reichen wird es dennoch. Und wer von links einen halblustigen Protest setzen will, hat immer noch Marco Pogo. (Michael Völker, 14.7.2022)