Pogacar (vorne) konnte die Attacke von Vingegaard (dahinter) nicht kontern und musste den Dänen ziehen lassen.

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Vingegaard kam mit großem Vorsprung als Erster oben an.

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Vingegaard erledigt.

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Pogacar erledigt.

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Der dänische Herausforderer Jonas Vingegaard hat einen atemberaubenden ersten Schlagabtausch im Hochgebirge für sich entschieden und ist bei der Tour de France ins Gelbe Trikot gestürmt. Auf der elften Etappe nahm er Titelverteidiger Tadej Pogacar, der einen kapitalen Einbruch erlebte, 2:51 Minuten ab und siegte vor dem Kolumbianer Nairo Quintana und Romain Bardet aus Frankreich.

"Es ist wirklich unglaublich", sagte Vingegaard. "Ich kann das schwer in Worte fassen. Das ist das, wovon ich geträumt habe. Eine Etappe in der Tour und das Gelbe Trikot – das ist unglaublich. Wir haben einen Plan geschmiedet. Ich habe viel Zeit gewonnen, aber ohne mein Team hätte ich das nicht geschafft."

Entscheidende Attacke

Beim Schlussanstieg der ersten richtig schweren Alpenetappe auf den Col du Granon Serre Chevalier hatte Vingegaard knapp fünf Kilometer vor dem Ziel unwiderstehlich angegriffen. Pogacar, der bereits zuvor immer wieder attackiert worden war, konnte nicht folgen und brach in der Folge ziemlich ein. Es war die größte Niederlage in seiner noch jungen Karriere. "Heute habe ich drei Minuten verloren, morgen gewinne ich vielleicht drei Minuten. Ich gebe nicht auf und werde attackieren", schreibt Pogacar die erfolgreiche Titelverteidigung aber noch lange nicht ab.

Tour de France™

Mit gequälter Miene musste der Dominator der bisherigen Tour Fahrer um Fahrer an sich vorbei ziehen lassen und wurde am Ende auf 2.413 Metern Seehöhe nur Siebenter. Vingegaard liegt damit gesamt nun 2:22 Minuten vor dem Slowenen, der hinter Bardet (+ 2:16) nur noch Dritter ist.

Österreicher hinterher

Wie der Titelverteidiger verlor auch der bisherige deutsche Zweite Lennard Kämna aus dem Bora-Team viel an Terrain. Sebastian Schönberger kam als bester Österreicher auf Tagesrang 42 (+27:16), der Profi von B&B Hotels ist Gesamt-43. Davor liegt der am Mittwoch mit seinem Landsmann zeitgleiche Patrick Konrad als Tages-56., der Niederösterreicher büßte gesamt sechs Ränge ein und ist nun 28.

Gestartet wurde die knapp 152 km lange Etappe der Frankreich-Rundfahrt in Albertville, dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele von 1992. Relativ früh bildete sich eine 20-köpfige Spitzengruppe.

Allein gelassen

Pogacar, dessen UAE Team Emirates zuletzt zwei Coronafälle verkraften musste, hatte bereits auf dem Weg zum Gipfel des Telegraphe nur noch drei Helfer an seiner Seite. Wenig später war der 23-Jährige dann sogar erstmals komplett isoliert. In einem denkwürdigen Schlagabtausch attackierten die Jumbo-Visma-Fahrer Vingegaard und Roglic, der später zurückfiel, im Wechsel – und das bereits am vorletzten Anstieg hinauf auf das Dach der Tour auf dem Col du Galibier.

Pogacar sowie Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) konterten zunächst aber alle Attacken. Im Anschluss an die Abfahrt der über 2600 Meter hohen Bergkuppe am Galibier waren dann alle Favoriten und wichtigen Helfer wieder in einer Gruppe vereint, ehe der finale Showdown auf dem Schlussanstieg begann und Pogacar einbrach.

Ausgestiegen aus der Tour ist Mathieu van der Poel. Der Niederländer war zu Beginn der Alpenetappe zusammen mit seinem großen Rivalen, dem Belgier Wout van Aert, ausgerissen, wurde später vom Peloton zunächst ein- und dann überholt, bevor er das Handtuch warf. Der zweifache Gewinner der Flandern-Rundfahrt war nach seinem fünften Platz im Auftaktzeitfahren in Kopenhagen in den Tagen zuvor nur noch ein Schatten seiner selbst. 2021 hatte Van der Poel die Tour nach der 8. Etappe verlassen.

Königsetappe

Am Donnerstag, dem französischen Nationalfeiertag geht es bei der Tour sogar noch anspruchsvoller weiter. Auf der Königsetappe mit drei Anstiegen der höchsten Kategorie und insgesamt rund 4750 Höhenmetern geht es über den Col du Galibier und den Col de la Croix Fer auf dem 13,8 km langen Schlussanstieg mit durchschnittlich 8,1 Prozent Steigung die 21 berühmtesten Kehren des Radsports hinauf nach Alpe d'Huez. (sid, APA, red, 13.7.2022)

Ergebnisse Tour de France vom Mittwoch:

11. Etappe, Albertville – Col du Granon Serre Chevalier (152,0 km): 1. Jonas Vingegaard (DEN) Jumbo-Visma 4:18:02 Stunden – 2. Nairo Quintana (COL) Arkea-Samsic +0:50 Min. – 3. Romain Bardet (FRA) DSM +1:10 – 4. Geraint Thomas (GBR) Ineos +:1:38 – 5. D. Gaudu (FRA) Groupama FDJ +2:04 – 6. Adam Yates (GBR) +2:10 – 7. Tadej Pogacar (SLO) UAE +2:51. Weiter: 42. Sebastian Schönberger (AUT) B&B Hotels +27:16. – 56. Patrick Konrad (AUT) Bora gleiche Zeit – 71. Gregor Mühlberger (AUT) Movistar +29:42 – 87. Marco Haller (AUT) Bora +30:32 – 114. Felix Großschartner (AUT) Bora +34:09

Gesamtwertung: 1. Vingegaard 41:29:59 Std. – 2. Bardet +2:16 – 3. Pogacar +2:22 – 4. Thomas +2:26 – 5. Quintana +2:37 – 6. Yates +3:06. Weiter: 28. Konrad +34:35 – 43. Schönberger +56:45 – 76. Mühlberger +1:21:40 Std. – 89. Großschartner +1:33:25 – 94. Haller +1:37:47