Es gebe mehrere Szenarien dafür, wie es mit den Corona-Regeln weitergehe, hieß es zuletzt vom Gesundheitsministerium. Berichten zufolge steht eine baldige Lockerung der Quarantäne bevor.

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Es verdichten sich die Meldungen darüber, dass eine baldige Abschaffung der Quarantäneregelung für Corona-Infizierte derzeit bei den Verantwortlichen im Gespräch sei. Die "Presse" berichtete am Mittwoch, dass kommende Woche eine Verordnung vorliegen soll, im Gesundheitsministerium wurde das vorerst nicht bestätigt. Schon vergangene Woche hatte die "Krone" berichtet, dass derlei geplant sei; wann, wurde da aber nicht angegeben. Rauch sagte damals zu Ö1, dass aktuell keine Schritte geplant seien, man aber Pläne für die kommenden Monate erarbeite.

Geprüft werde dabei auch die Möglichkeit, Bescheide automatisiert zu erstellen. Teil der Vorbereitungen seien verschiedene Möglichkeiten für Absonderung und Quarantäne von Infizierten und Kontaktpersonen, die je nach Virusvariante und weiterer Entwicklung zum Einsatz kommen könnten. Eine Möglichkeit sei dabei, die bestehenden Regelungen zu Absonderung und Quarantäne durch eine sogenannte Verkehrsbeschränkung zu ersetzen.

Hacker gegen "Laissez-faire"

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sagte im Ö1-"Morgenjournal" am Donnerstag, dass man die Pandemie nicht per Verordnung beenden könne. Schon wieder werde im Sommer versucht, die bewährten Instrumente wie Testen und Isolieren auszuhebeln. Er habe da ein Déjà-vu und kündigte – einmal mehr – Widerstand an. "Ich schaue sicherlich nicht zu, wie durch eine Laissez-faire-Politik unsere Spitäler in eine Belastungsprobe geschickt werden und da ein Experiment vollführt wird mit einer Zwei-Millionen-Stadt." Er habe aber schon mit Rauch Gespräche geführt und rechne damit, dass die Bedenken ernst genommen werden.

Anfang Juli hat der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) ein rasches Aus der Absonderung gefordert. Es wäre nicht die erste Corona-Maßnahme, für die von Landesvertretern ein Stein ins Rollen gebracht wurde. Beispielsweise war bei entsprechender Infektionslage auch die Impfpflicht von Länderseite gefordert worden, später dann auch ihre Abschaffung – die ja vor kurzem vollführt wurde. Wenig verwunderlich kommt auch Druck von der Wirtschaftskammer, die Isolationspflicht für Infizierte auszusetzen.

Auch Epidemiologe für Abschaffung

Von Expertenseite ist es vor allem Epidemiologe Gerald Gartlehner, der einer Abschaffung der Quarantäneregelungen etwas abgewinnen kann: Schon im Juni hatte er sich im STANDARD-Gespräch dafür ausgesprochen. "BA.5 ist noch infektiöser. Da ist der Schaden oft schon angerichtet, bevor die Betroffenen in Quarantäne geschickt werden können", sagte Gartlehner da. "Je infektiöser es wird, desto weniger bringt die Absonderung." Am Donnerstag sagte Gartlehner im Ö1-"Morgenjournal" erneut, bei so hohen Infektionszahlen in der Bevölkerung hätte die Quarantäne wenig Nutzen. Man dürfe aber auch nicht auf die Infektionszahlen alleine schauen und müsse das Gesamtbild im Auge behalten.

Der aus Österreich stammende Vakzinforscher Florian Krammer (Icahn School of Medicine/New York) hält ein Ende der Quarantäne hingegen für "keine gute Idee". "Wenn man infiziert ist, kann man andere Leute anstecken und sollte zu Hause bleiben", betonte Krammer in der "ZiB 2". Das gelte auch für Personen ohne Symptome. Man wisse auch nicht, ob jemand, der "nur" positiv getestet wird, nicht später auch Symptome entwickle. (APA, spri, 14.7.2022)