
Trophäensammlung von Wiener Drogenfahndern. Sie entdeckten im Vorjahr in einer Wohnung in der Wagramer Straße mehr als elf Kilogramm Cannabisprodukte, Kokain, Bargeld und Mobiltelefone für die Abwicklung von Deals. Zwei Verdächtige wurden festgenommen.
Wien – Drogendelikte gehören zu den häufigsten Strafdelikten in Österreich. Im langjährigen Schnitt betrifft rund ein Zehntel aller Anzeigen Verstöße gegen das Suchtmittelgesetz. In absoluten Zahlen waren es im Vorjahr 34.837, das ist verglichen mit dem Jahr 2020 ein deutlicher Rückgang um mehr als 13 Prozentpunkte. 2019, im letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, lag die Zahl der Drogenanzeigen bei 43.329. Davor war das Geschehen von einem stetigen Anstieg gekennzeichnet.
Von Fahndungsdruck abhängig
Drogendelikte gehören aber auch zu den Delikten, deren Anzahl zu einem Großteil vom Fahndungsdruck der Sicherheitsbehörden abhängig ist. Oder vereinfacht gesagt: Je mehr Zeit und Personal die Polizei investiert, desto mehr Anzeigen sind die Folge. Im vergangenen Jahr dürften sich die heimischen Drogenfahnder mehr auf größere Fische konzentriert haben: Bei Vergehen – also Delikten, auf die weniger als drei Jahre Freiheitsentzug stehen – gab es einen deutlichen Rückgang von 15 Prozent auf rund 31.000 Anzeigen. Bei Verbrechen (mehr als drei Jahre Höchststrafe) gab es ein leichtes Plus von 3.194 auf 3.214 Anzeigen. Diese aktuellen Daten gab am Donnerstag Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bekannt.
Viele Deals im Internet
Wie schon sein Vorgänger Karl Nehammer im Vorjahr bezeichnet auch Karner den Kampf gegen Cyberdealer als größte Herausforderung. Rund 20 Prozent aller illegalen Drogengeschäfte würden bereits im Internet abgewickelt – egal ob es sich um Kokain aus Südamerika, Heroin aus Afghanistan, synthetische Substanzen aus osteuropäischen Drogenlaboren oder um in Österreich hausgemachte (und verbotene) Cannabisprodukte handle. 2021 haben Zoll und Polizei rund 2,1 Tonnen Cannabisprodukte, 81 Kilogramm Kokain, 72 Kilo Heroin, 83 Kilo Amphetamin und 10,5 Kilo Methamphetamin sowie 181 Kilo Khat und rund 53.000 Stück Ecstasy aus dem Verkehr gezogen.
Internationale Abkommen
Ohne internationale Zusammenarbeit geht nichts mehr. Erst kürzlich hat Österreich mit Serbien ein Abkommen unterzeichnet, um dem Drogenhandel entlang der berüchtigten Balkanroute entgegenzuwirken. Teil davon sind laut Karner auch polizeiliche Schulungen in Belgrad, bei denen Razzien in Drogenlaboren trainiert werden.
Operation Achilles
Als weiteres Beispiel für internationale Kooperation nannte der Innenminister die Operation Achilles. An dieser vom FBI geleiteten Aktion gegen mafiöse Organisationen rund um den Globus nahmen im Sommer des Vorjahres insgesamt 9.000 Polizistinnen und Polizisten teil. Die US-Behörden hatte sich zuvor in Kommunikationskanäle gehackt und vermeintlich sichere Kryptohandys in diversen kriminellen Kreisen platziert. Inzwischen wurden bereits auch in Österreich Drogenhändler verurteilt. Die internationale Auswertung von rund einer Milliarde weltweit abgefangenen Nachrichten dauert noch an. (simo 14.7.2022)