Celsius Network stellte einen Sanierungsantrag bei einem New Yorker Gericht.

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Die Schockwellen des Krypto-Crashs ziehen immer weitere Kreise. Das jüngste Opfer ist Celsius Network. Die Kryptobank musste Insolvenz anmelden. Für Insider hat sich die Pleite bereits abgezeichnet: Schon im Juni fror das Unternehmen sämtliche Transaktionen ein, und Kunden wurden von ihren Einlagen ausgesperrt. Das Unternehmen reichte am Donnerstag den Insolvenzantrag bei einem New Yorker Insolvenzgericht ein.

Dem Antrag zufolge verfügt das Unternehmen über Vermögenswerte zwischen einer und zehn Milliarden US-Dollar – dem stehen ähnlich hohe Verbindlichkeiten gegenüber. Die fünf höchsten Forderungen liegen jeweils zwischen 20 und 80 Millionen Dollar. Das Unternehmen soll laut einem Bericht des Finanzmagazins "Fortune" rund 3,25 Milliarden Dollar wert sein. Noch vor kurzem soll Celsius Network Vermögenswerte von 24 Milliarden Dollar in Form von Kundeneinlagen verwaltet haben. Dieser Wert soll sich auf zwölf Milliarden Dollar halbiert haben, bevor die Transaktionen eingefroren wurden.

1,7 Millionen Anleger betroffen

Den Handelsstopp verteidigte das Unternehmen in einem Pressestatement: "Ohne Pause hätte die Beschleunigung der Abhebungen dazu geführt, dass bestimmten Kunden – diejenigen, die zuerst gehandelt haben – vollständig bezahlt werden." Andere – sprich langsamere Kunden – hätten dadurch das Nachsehen gehabt.

Celsius Network agiert als eine Art Kryptobank für seine 1,7 Millionen Kundinnen und Kunden. Das Unternehmen bietet unter anderem eine Plattform, über die Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum gehandelt und getauscht werden können. Sogar Kredite bot Celsius Network an.

Laut Angaben des Unternehmens sollen die Geschäfte nach einer Restrukturierung weitergeführt werden. Man habe das Insolvenzverfahren "zum Schutz der Kunden" eingeleitet, wie man seitens der Kryptobank betont. Das Unternehmen habe über 167 Millionen Dollar an sofort verfügbaren Mitteln, das reiche, um die Liquidität während der Sanierung sicherzustellen.

Die Pleite von Celsius dürfte die Krise am ohnehin strauchelnden Kryptomarkt noch weiter verschärfen. Nach Bekanntwerden des Insolvenzantrags sank die älteste Kryptowährung Bitcoin deutlich unter die Marke von 20.000 Dollar. Celsius Network gehörte zu einem der größten Anbieter der gesamten Kryptobranche. Bekanntheit erlangte das Unternehmen, als man sich als Neuerfinder des Kredits vermarktete und Anlegern bis zu 18 Prozent effektiven Jahreszins versprach.

Verdacht der Marktmanipulation

Celsius Network stand in der Vergangenheit immer wieder wegen dubioser Geschäftspraktiken in der Kritik. So soll das Unternehmen laut ehemaligen Mitarbeitern versucht haben, den Kryptomarkt zu manipulieren indem es eigene Token zurückkaufte, während aber bereits Milliarden an US-Dollar in Kryptowährungen vorhanden waren. Auch Celsius-Gründer und Geschäftsführer Alex Mashinsky geriet immer wieder unter Beschuss, zuletzt weil er ein Einfrieren der Vermögenswerte leugnete – nur um es dann doch durchzuziehen. (pez, 14.7.2022)