Viele Menschen bestellen früher und mehr als in den vergangenen Jahren. Das führt zu Preissteigerungen und Engpässen.

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Knapp 16 Prozent der österreichischen Haushalte heizen nicht mit Gas, Öl oder Strom, sondern mit Brennholz. Weitere fünf Prozent greifen laut Arbeiterkammer auf Pellets zurück. Vor steigenden Heizkosten sind sie aber dennoch nicht gefeit: Die Verbraucherpreise sind von Mai 2021 bis Mai 2022 durchschnittlich um rund 27 Prozent angezogen, bei Pellets um rund 44 Prozent. Seither dürften die Kosten weiter gestiegen sein. Im Vergleich zu fossilen Brennstoffen fallen die Preiserhöhungen allerdings nach wie vor moderat aus.

Frage: Warum sind die Preise bei Holz gestiegen?

Antwort: Das hat unterschiedliche Gründe – sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite. Die hohen Preise für fossile Brennstoffe wie Gas und Heizöl schlagen mittlerweile auf den Holzmarkt durch. Das liegt zum Teil an den gestiegenen Produktionskosten – schließlich ist etwa Sprit deutlich teurer geworden. Zum anderen gibt es Lieferschwierigkeiten: Importe aus Russland, Belarus und der Ukraine fielen in den vergangenen Monaten weg. Staaten, die normalerweise viel Holz nach Österreich liefern – etwa Tschechien, die Slowakei oder Ungarn –, verkaufen den Rohstoff zudem vermehrt im eigenen Land. Davon sind vor allem Großhändler betroffen, die das Holz bisher hauptsächlich aus dem Ausland bezogen haben. Dazu kommt, dass auch die Nachfrage nach Brennmaterial steigt.

Frage: Warum wird mehr Holz benötigt?

Antwort: Die höheren Preise für Öl und Gas führen automatisch dazu, dass Menschen auf billigere Alternativen umsteigen. "Dabei gibt es zwei Effekte", sagt Martin Höbarth, der bei der Landwirtschaftskammer für Forstwesen zuständig ist, im STANDARD-Gespräch. Menschen, die bereits mit Holz heizen, haben Sorge im Hinblick auf Engpässe und kaufen mehr Brennstoff, als sie eigentlich benötigen. Dazu kommt, dass sich viele aufgrund der steigenden Gaspreise Holzöfen zulegen. Dieser Effekt wird laut Höbarth aber erst im kommenden Jahr richtig spürbar sein, weil viele Installateure und Offensetzer derzeit ohnehin ausgebucht sind.

Frage: Gibt es schon Lieferengpässe?

Antwort: Vor allem größere Händler haben Lieferschwierigkeiten. In Baumärkten ist Holz derzeit oft nicht verfügbar. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen sich daher mitunter auf Wartezeiten einstellen. Einfacher haben es Stammkunden, die regional bei kleineren Betrieben kaufen. Wer nach Produzenten sucht, kann sich etwa beim Waldverband Österreich informieren. Vorsicht ist dagegen bei Online-Käufen geboten. Die Plattform Watchlist Internet warnte kürzlich vor Fake-Shops, die vermehrt auch Brennholz anbieten.

Frage: Kann man nicht einfach mehr Brennholz erzeugen?

Antwort: Das ist kurzfristig schwierig, weil die Produktion relativ lange dauert. Brennholz muss ein bis zwei Jahre lagern, damit es trocken wird. "Nur trockenes Holz hat einen entsprechenden Brennwert", erklärt Höbarth. "Wir können nicht jetzt Brennholz schneiden und dann in zwei Monaten verkaufen." Mittlerweile reagieren die Waldbesitzer auf die erhöhte Nachfrage, sodass nächstes Jahr größere Mengen zur Verfügung stehen. Der Verkauf von Brennholz war bisher in Österreich wenig rentabel und eher ein Nebenprodukt. Höbarth geht allerdings davon aus, dass sich das künftig ändert und vor allem bäuerliche Betriebe ihre Produktion steigern.

Frage: Aber was ist dann mit kommendem Winter?

Antwort: Sollte im Winter wirklich ein Mangel eintreten, rät Höbarth dazu, entweder direkt bei Waldbesitzern nach Reserven zu fragen oder bei anderen Menschen, die mit Holz heizen und zu viel bevorratet haben. "Eines der größten Probleme an der ganzen Geschichte sind die Hamsterkäufe", sagt Höbarth. Menschen kaufen mehr, als sie selbst benötigen. Das sei aber nicht notwendig.

Frage: Wie sieht die Lage bei Pellets aus?

Antwort: Der Engpass bei Brennholz färbt auch auf den Pelletsmarkt ab. Christian Rakos, Chef von Propellets Austria, beruhigt allerdings. Er ersuche Besitzer von Pelletsheizungen um Geduld. Die Händler könnten die Nachfrage bedienen, allerdings nicht alle Anfragen gleichzeitig. Kunden, die normalerweise im Oktober bestellt haben, würden heuer schon jetzt anfragen, was die Versorgungslage verschlimmere. Rakos empfiehlt zudem, nicht mehr Pellets zu kaufen als diesen Winter benötigt werden, weil sich der Preis wieder normalisieren werde. "Wer heuer mehr kauft, kauft teuer", sagt Rakos. (Jakob Pflügl, 14.7.2022)