Alles wieder chillig bei "Lofi Girl".

Grafik: LoFi Girl

Der Wandel ist dem Internet immanent. Kaum hat man sich einmal an einen neuen Service gewöhnt, da ist er auch schon wieder weg. Die Älteren unter uns werden sich etwa noch an Clubhouse erinnern, die noch Älteren verwenden es vielleicht sogar noch. Da ist es doch schön, wenn es einmal auch so etwas wie Stabilität gibt.

Chillen

Der Stream von "Lofi Girl" ist so ein Beispiel dafür. Seit mehr als zwei Jahren wird dabei ununterbrochen via Youtube Lofi-Hip-Hop zur Entspannung oder auch zum konzentrierten Arbeiten verbreitet, all das mit dezent animierten Anime-Videos im Stile der Filme des Studio Ghibli garniert. Oder genauer gesagt "wurde verbreitet": Vor wenigen Tagen fand all das nämlich eine abrupte Unterbrechung.

DMCA, wieder einmal

Eine Copyright-Beschwerde veranlasste Youtube dazu, sämtliche Streams des Kanals zu stoppen. Wie deren Betreiber umgehend auf Twitter öffentlich machten, war der Grund dafür eine "takedown notice" nach dem US-amerikanischen Digital Millennium Copyright Act (DMCA), die von einem aus Malaysia stammenden Plattenlabel namens FMC Music Sdn Bhd Malaysia eingereicht wurde.

Solche DMCA-Anträge sind äußerst verbreitet, allein Google muss jeden Tag mehrere Millionen Stück davon abhandeln. Das schiere Volumen führt naturgemäß zu Fehlern, auch weil diese Anträge nicht immer mit der entsprechenden Sorgfalt eingereicht werden. So hatte vor einigen Jahren etwa eine im Namen von Sony agierende Firma für großes Amüsement gesorgt, als sie Teile von Sonys eigener Seite wegen eines vermeintlichen Urheberrechtsverstoßes aus dem Google-Index löschen lassen wollte.

Schnelle Reaktion

Zumindest ließ sich so – und wohl auch weil "Lofi Girl" fast elf Millionen Abonnentinnen und Abonnenten auf Youtube hat– schnell klären, dass die Anfrage fehlerhaft war. Mittlerweile laufen die Streams also allesamt wieder. Zudem gab es auch etwas, dass für Normalsterbliche eher außer Reichweite ist: eine offizielle Entschuldigung der Videoplattform.

Vorgeschichte

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass "Lofi Girl" mit den Auswüchsen der Copyright-Gesetze Bekanntschaft macht. Bereits 2020 wurde der Service wegen einer ähnlichen Beschwerde gestoppt – und zwar ebenfalls ungerechtfertigterweise. Anders war das im Jahr 2017, damals verwendete der Kanal nämlich noch einen Clip aus dem Studio-Ghibli-Film "Stimme des Herzens", womit das legendäre japanische Anime-Studio keine Freude hatte.

Die Musik auf den Kanälen von "Lofi Girl" wird übrigens selbst produziert und über ein zugehöriges Plattenlabel namens Lofi Records veröffentlicht. Damit wollte man sich eigentlich gegen exakt solche Beschwerden absichern – offenbar reicht aber nicht einmal das. (apo, 14.7.2022)