Schirnhofer hofft, dass ihm zumindest ein Teil der Almo-Ochsen erhalten bleibt.

Foto: Vier Pfoten/Elisabeth Blum

Der Konflikt zwischen Karl Schirnhofer und Rewe entzweit 400 Rinderbauern. Der Verein Almo hat dem steirischen Fleischverarbeiter die Lizenz für den Exklusivvertrieb seines Ochsenfleischs gekündigt. Nach 28 Jahren der Zusammenarbeit gehen die beide nun getrennte Wege, erfuhr DER STANDARD.

Der Verein holt die Erzeugergemeinschaft Arge Rind an Bord und beliefert Billa und Billa Plus. "Es gibt kein böses Blut zwischen uns. Wir haben uns jedoch auseinandergelebt und keine Einigung über die Zukunft treffen können", erläutert Obmann Hans Pessl auf Anfrage.

Am Freitag entscheiden die Bauern auf einer Mitgliederversammlung, ob sie das Angebot der Rewe annehmen. Schirnhofer will eine neue eigene Marke aufbauen. Er hofft, dass gut die Hälfte der Landwirte, die ihren Abnehmer frei wählen können, bei ihm verbleiben.

"Erpresserische Methoden"

Der Fleischer warf Billa im Jänner "erpresserische Methoden" vor: Rewe setze ihm bei Fleischpreisen unter Druck und versuche, ihn um einen Teil seines Ochsenfleischs zu bringen, schrieb er an die Bauern und stellte seine Lieferungen an Billa ein.

Rewe wies den Vorwurf der Erpressung scharf zurück, leitete rechtliche Schritte gegen den Steirer ein und bot den Bauern an, direkt an Billa zu liefern. Der Disput ließ tief hinter die Kulissen der Lebensmittelbranche blicken und löste harte Debatten über die Marktmacht des Handels aus.

Er habe sich seit 2004 Fleisch aus Tierwohl-Produktion verschrieben, sagt Schirnhofer und spricht von neuen entsprechenden Projekten mit einem Umsatzvolumen von 6,5 Millionen Euro. Weitere würden folgen. "Alle wollen mehr Tierwohl. Diese Entwicklung ist nicht zu stoppen. Wir haben hier einen Wissensvorsprung."

Rinder der Marke Almo, die Schirnhofer mit aufbaute, leben in Freilaufställen, mindestens 60 Tage im Jahr sind sie auf der Weide. Gerungen wird nun um 5400 Ochsen im Jahr. Diese wachsen in kleinstrukturierter Landwirtschaft auf. Abnehmer sind der Lebensmittelhandel sowie die Gastronomie und Hotellerie in Österreich und Deutschland. (Verena Kainrath, 15.7.2022)