Alexander Van der Bellen hat von der grünen Bundespartei bisher eine halbe Million Euro für seine Kampagne bekommen. Sein Team rechnet jedoch noch mit mehr Geld aus grünen Organisationen.

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Ein professionell aufgesetzter Wahlkampf kostet Geld – und selbst ein schlecht gemachter ist nicht gratis. So stellt sich die Frage, welche Mittel die Kandidaten für den gemächlich anlaufenden Bundespräsidentenwahlkampf zur Verfügung haben. Aus welchen Quellen kommt das Geld der bisher bekannten Präsidentschaftsbewerber? Und überhaupt: Wie wird der Wahlkampf diesmal ablaufen?

Fernsehkonfrontationen anderer Kandidaten mit Amtsinhaber Alexander Van der Bellen sind jedenfalls eher nicht zu erwarten: "Aus heutiger Sicht ist nicht geplant, in TV-Duelle zu gehen", sagt Kampagnensprecher Stephan Götz-Bruha – auch eine öffentliche Konfrontation mit dem freiheitlichen Kandidaten Walter Rosenkranz werde es wohl nicht geben. "In der aktuellen Zeit braucht es keine zig TV-Duelle. Wofür Alexander Van der Bellen steht, ist nach sechs Jahren im Amt bekannt", meint Götz-Bruha.

FPÖ-Budget kleiner als 2016

Und wie sieht die finanzielle Kampagnenplanung aus? Günstiger als bei der vergangenen – bekanntlich langwierigen – Wahl 2016 soll der diesjährige Wahlkampf der Freiheitlichen ausfallen. Auf Nachfrage des STANDARD ist die Antwort bei der FPÖ recht klar und simpel: Die Bundespartei stelle drei Millionen Euro an Budget zur Verfügung. Und mit zusätzlichen Geldquellen werde nicht gerechnet.Auch von den Landesparteien oder Ortsgruppen würden keine Zuwendungen erwartet, sagt der Sprecher des blauen Kandidaten Rosenkranz. "Wir haben in unserer langfristigen Budgetplanung berücksichtigt, dass 2022 diese Wahl ansteht und genau diese Summe dafür vorgesehen."

Im Jahr 2016 hatte die FPÖ noch mehr Geld zur Verfügung gestellt: Der damalige Kandidat Norbert Hofer hatte von der Bundespartei fast 3,4 Millionen Euro bekommen – plus Zuwendungen aus FPÖ-Landesgruppen von annähernd einer Million. Ein Freiheitlicher sagt: "Privatspenden für einen Wahlkampf bekommen wir eh keine, selbst wenn wir darum bitten."

Amtsinhaber erwartet mehr

Das Kampagnenteam des Amtsinhabers geht die Sache anders an: Wer auf die Wahlkampf-Homepage von Van der Bellen schaut, findet dort eine gelbe Box mit IBAN-Nummer. "Jetzt spenden", steht daneben. Doch klappt das? Zumindest bisher konnte Van der Bellen deutlich weniger Geld eintreiben, als seinem Konkurrenten Rosenkranz zur Verfügung steht: 417 Kleinspenderinnen und Kleinspendern haben knapp 50.000 Euro gespendet – Stand Anfang Juli. Hinzu kommen eine halbe Million Euro von der grünen Bundespartei – 2016 hatten die Bundesgrünen 4,8 Millionen in Van der Bellens Wahlkampf investiert.

"Es gibt Gespräche über weitere Zuwendungen von grünen Organisationen, wir rechnen mit mehr, aber die Höhe ist noch offen", sagt Götz-Bruha. Außerdem gab es bisher sechs größere "Privatspenden": Jeweils 4000 Euro kamen etwa von Werner Kogler, Leonore Gewessler, Johannes Rauch und Sigrid Maurer. Die SPÖ will Van der Bellen anders als 2016 "keine materielle Unterstützung" zukommen lassen.

Und die anderen Kandidaten? Der frühere FPÖ-Mann und spätere BZÖ-Chef Gerald Grosz ist gerade dabei, seine eigentliche Strategie zu adaptieren. Ursprünglich wollte er keine Spenden annehmen. Schließlich habe er seine Social-Media-Kanäle, "die sind gratis", wie er zum STANDARD sagt. Darüber hinaus ist Grosz als regelmäßiger Kommentator auf oe24.at aktiv, dem Onlineauftritt der Gratiszeitung Österreich.

Gezwungene Sparsamkeit bei MFG und Pogo

"Inzwischen haben sich aber Kleinspender gemeldet, die mich unterstützen wollen", erzählt Grosz. So habe er nun einen Anwalt damit beauftragt, ein Treuhandkonto einzurichten – ab kommender Woche sollen ihm Interessierte Geld zukommen lassen können. "Die bisherigen Angebote befinden sich aber in der Größenordnung zwischen 100 und 1000 Euro", sagt Grosz.

Die Impfskeptikerpartei MFG könne sich noch "auf keine fixe Zahl" festlegen, wie hoch das Budget für ihren Kandidaten Michael Brunner ausfalle, sagt Bundesgeschäftsführer Gerhard Pöttler. Es werde ein "sparsamer, effektiver Wahlkampf. Über externe Geldgeber würde man sich freuen, "bis jetzt gibt es aber noch niemanden".

Bei MFG wie auch in der Bierpartei von Dominik Wlazny, der unter dem Namen Marco Pogo bekannt ist, will man sich vorerst darauf konzentrieren, die notwendigen 6000 Unterstützungserklärungen zu sammeln. Gelinge das, werde die Kampagne "nicht sehr kostenintensiv, weil man mit guten Ideen auch ohne große Budgets viel erreichen kann", heißt es von der Bierpartei. (Katharina Mittelstaedt, 15.7.2022)