Das Feuer an der Algarve in Portugal sei mittlerweile "unter Kontrolle", berichten "The Portugal News".

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Bozen/Innsbruck/Madrid/Athen/Rom– In Italien herrscht seit Wochen Dürre. In fünf nördlichen Regionen entlang des Flusses Po verhängte die Regierung wegen Trockenheit bereits den Notstand. Die anhaltende Trockenheit hat auch Südtirol fest im Griff. Im Einzugsgebiet des Flusses Etsch wurde der Wassernotstand ausgerufen. Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) unterzeichnete am Mittwoch eine Wassernotstandsverordnung, in der Maßnahmen zur Wassereinsparung festgelegt wurden, teilte das Land mit. Insbesondere soll der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft, in Gärten und Parkanlagen eingeschränkt werden.

Die Bewässerung von Grünflächen sei von 9.00 bis 20.00 Uhr verboten. Die Maßnahme gilt bis auf Widerruf. "Besonders wichtig ist es, den Wasserverbrauch in privaten Grünanlagen, Parks und Gärten einzuschränken, da dieses Wasser im Unterschied zum Trinkwasser in den Haushalten, nicht direkt in die Gewässer zurückfließt, sondern verdunstet", betonte Thomas Senoner, Direktor im Amt für nachhaltige Gewässernutzung.

Unterdessen hat die Trockenheit in Südtirol auch vermehrte Waldbrände zur Folge. Die Feuerwehr in Südtirol hat in der Nacht auf Freitag gegen einen Großbrand im Wandergebiet bei Frauwaal gekämpft. Rund 150 Feuerwehrleute seien im Einsatz gewesen, teilte die Feuerwehr am Freitagmorgen mit. Demnach konnten die Teams den Brand nach mehreren Stunden eingrenzen. Auch ein Hubschrauber unterstütze die Löscharbeiten.

Ursache für Waldbrände oft Zigaretten

Am nördlichen Teil des Gardasees beschäftigen seit Sonntag zahlreiche Brände die Behörden. Die Feuer nahe der Kommune Nago Torbole seien wieder aufgeflammt, sagte ein Sprecher der Autonomen Provinz Trient auf Nachfrage. Die Feuerwehren bekämpften bis zum Mittwoch laut offiziellen Angaben am Berg Monte Baldo in einem Gebiet von rund 45 Hektar mehrere Brände. Am Mittwoch meldeten die Behörden, die Flammen seien unter Kontrolle. Das Gebiet würde aber weiter mit Drohnen überwacht, weil die speziell am Gardasee wehenden Winde aus Süden, auch Ora del Garda genannt, die Feuer wieder anfachen könnten.

Seit Wochen kämpfen Einsatzkräfte in ganz Italien immer wieder gegen Wald- und Buschbrände, die durch die extreme Trockenheit und Wind begünstigt werden. Die Landesverwaltung Bozen-Südtirol warnte am Donnerstag vor der Gefahr weiterer Feuer. "Während in den vergangenen 20 Jahren durchschnittlich um die 20 Waldbrände pro Jahr verzeichnet wurden, waren es heuer schon über 40", sagte der Landesrat für Forstwirtschaft, Arnold Schuler (SVP), am Donnerstag laut Medienberichten in Bozen. In der autonomen Provinz herrsche teilweise extreme Waldbrandgefahr, weil es wenig geregnet habe. Ein Viertel der Waldbrände in diesem Jahr sind laut dem Landesrat vermutlich von Zigarettenstummeln verursacht worden. Wind und Trockenheit begünstigen dann die Ausbreitung der Flammen. Auch Sizilien und Sardinien meldeten weiter Waldbrandgefahr.


Das Foto zeigt ein ausgebranntes Haus in Alvaiazere in Portugal nach einem Feuer am 10. Juli. Das Land hat derzeit mit etlichen Waldbränden zu kämpfen.
Foto: APA/AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA

Lage in Südeuropa weiterhin kritisch

Feuerwehren und Sicherheitskräfte müssen sich auch in Teilen Griechenlands, Spaniens, Frankreichs und Portugals darauf einstellen, weiterhin etliche Brände zu bekämpfen. In Spanien und Südfrankreich soll die Gluthitzeperiode laut Meteorologen frühestens am Dienstag zu Ende gehen. An der französischen Atlantikküste südlich von Bordeaux fielen mittlerweile mehr als 7.300 Hektar Pinienwald den Flammen zum Opfer, mehr als 10.000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht.

Auch südlich von Avignon wurde am Donnerstagnachmittag ein sich schnell ausbreitender Waldbrand gemeldet. Das Feuer war nach ersten Erkenntnissen durch überhitzte Bremsen eines Güterzugs ausgelöst worden. Diese hatten einen Funkenflug verursacht und zu neun verschiedenen Brandherden geführt. Etwa 300 Hektar Wald gingen in Flammen auf.

Portugal, Griechenland und Großbritannien

An der Algarve in Portugal mussten Menschen evakuiert werden, nachdem ein Feuer in der Stadt Faro ausgebrochen war. Die Region ist bei Touristinnen und Touristen sehr beliebt.

In Griechenland warnt die Feuerwehr für Freitag in bestimmten Gegenden einmal mehr vor sehr hoher Waldbrandgefahr. Die Warnstufe vier von fünf gilt etwa für Athen und Umgebung sowie den Nordosten der Halbinsel Peloponnes und Inseln wie Kreta, Lesbos und Samos. Allein in den vergangenen sieben Tagen gab es nach Angaben der Rettungskräfte 264 Waldbrände – seit Beginn der Brand-Saison Anfang Mai waren es fast 2.500.

Eine Hitzewarnung hat auch der britische Wetterdienst für Anfang kommende Woche für Teile Englands ausgegeben. Die höchste jemals in Großbritannien gemessene Temperatur liegt bisher bei 38,7 Grad, die am 25. Juli 2019 im Botanischen Garten der ostenglischen Stadt Cambridge festgestellt wurden. Der Chef-Meteorologe des Wetterdienstes, Paul Gundersen, rechnet zu 80 Prozent damit, dass der Rekord in den kommenden Tagen übertroffen wird. (APA, Reuters, red, 15.7.2022)