In den letzten 18 Monaten stiegen die Preise im Wohnhaus- und Siedlungsbau um rund 20 Prozent.

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Wien/Berlin – Die Kosten im Wohnhaus- und Siedlungsbau haben sich gegenüber dem Vorjahr um 10,7 Prozent erhöht, wie die Statistik Austria am Freitag mitteilte. Im Vergleich zum Vormonat Mai sank der Baukostenindex in dieser Sparte um 1,2 Prozent – das ist der erste Rückgang gegenüber dem Vormonat seit Dezember 2021. Seit damals ist der Index aber um rund zehn Prozent gestiegen, seit Jänner 2021 gar um 20 Prozent. bei Kostentreiber waren vor allem Holz, Polystyrol und Schaumstoffplatten.

Bei den Tiefbausparten waren die Kostenanstiege gegenüber dem Vorjahresmonat noch höher. Der Straßenbau verzeichnete ein Kostenplus von 19,5 Prozent, ähnlich sieht es beim Brückenbau (plus 12,8 Prozent) und beim Siedlungswasserbau (plus 14,2 Prozent) aus. Insbesondere beim Straßenbau wirkten sich die Kostenanstiege etwa von Asphalt sowie Diesel und Treibstoffen auf den Baukostenindex aus. Im Brückenbau waren zudem starke Teuerungen bei Stahlprodukten zu spüren.

Auftragsstornos bereiten deutschen Bauunternehmen Sorgen

In Deutschland wiederum werden aktuell ungewöhnlich viele Bauprojekte storniert, berichtet das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo. "Auf dem Hochbau betrug der Anteil der betroffenen Unternehmen im Juni 11,5 Prozent, im Mai waren es sogar 13,4 Prozent. Im Tiefbau waren es 9,0 Prozent, nach 8,8 Prozent im Mai", teilte das Institut am Freitag mit. "Die Größenordnung ist vergleichbar mit dem Coronaschock im Frühjahr 2020." Vor allem der Wohnungsbau sei besonders häufig betroffen.

Die Ifo-Forscher verwiesen auf weiterhin fehlendes Material. So meldeten im Juni 47,1 Prozent der Hochbauunternehmen Lieferengpässe, nach 56,6 Prozent im Vormonat. Im Tiefbau sank der Anteil von 44,8 Prozent im Mai auf 39,7 Prozent. "Diese Engpässe bilden sich nur langsam zurück. Dabei kommt es teils zu rasanten Preisanstiegen infolge der Knappheit", so Ifo-Experte Felix Leiss. Auch die hohen Energiepreise wirkten preistreibend bei vielen Baustoffen.

Engpässe dürften noch neun Monate anhalten

Im Mittel erwarteten die Betriebe, dass die Engpässe noch knapp neun Monate andauerten. "Die Unternehmen müssen die höheren Preise für Material und auch Kraftstoff an die Kunden weitergeben, und so steigen die Baupreise weiter rasch. Die Bauherren müssen aber auch die höheren Zinsen tragen." Im Wohnungsbau gebe es zudem Unsicherheit wegen der künftigen Fördermöglichkeiten. "Dies führt dazu, dass einige Projekte überdacht werden müssen." (APA, red, 15.7.2022)