Die Parcoursgruppe On the Spot kämpft mit akrobatischem Talent gegen Stromverschwendung.

Foto: Screenshot Twitter/bil le creusois

Es ist eigentlich tiefste Nacht, und auf der Champs-Élysées in Paris ist so gut wie nichts los. Doch die Betreiber von Modegeschäften, Fastfood-Restaurants und anderen Läden lassen dennoch ihre Lichter an. Eine gewaltige Verschwendung von Ressourcen, wie die Mitglieder des Parcourskollektivs On the Spot finden. Die jungen Athletinnen und Athleten haben gemeinsam mit anderen Parcoursgruppen die Licht-Aus-Bewegung ins Leben gerufen. Ein Video zeigt, wie die Jugendlichen gegen die Lichtverschmutzung und Verschwendung vorgehen – und dabei ihr akrobatisches Talent nützen.

Jugendliche Parcoursläufer machen in Paris das Licht aus.

Die Lichtschalter für die bunten Reklametafeln befinden sich nämlich nicht auf Augenhöhe, sondern sind meist über den Türen oder nahe an den bunten Lichtern selbst angebracht, also außerhalb der Reichweite von normalsterblichen Passanten. Das ist auch naheliegend: Geht es nach den Unternehmen, soll ja nicht jeder einfach das Licht je nach Gusto ein- und ausschalten können.

Was für die meisten Menschen unerreichbar ist, ist für den Parcourssportler beinahe schon Routine: Sie klettern auf Vorsprünge oder über Wände und an die Fassaden der Häuser in Paris und machen so den lichtverschmutzten Himmel ein wenig "sauberer". Das Video entstand bereits vor einem Jahr und erregte schon damals einiges Aufsehen. Richtig viral wurde es allerdings erst in Folge der aktuellen Energiekrise ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine.

"Wir können nicht alles abschalten"

"Uns ist klar, dass wir nicht alle Lichter in Paris abschalten können", sagt Kevin Ha gegenüber dem "Guardian". "Aber wir hoffen, dass wir mit unserer Aktion einen kleinen Unterschied machen können."

Tatsächlich verstoßen Unternehmen sogar gegen geltendes französisches Recht, wenn sie die Lichter einfach eingeschaltet lassen. Eigentlich müssen die Lichter spätestens eine Stunde, nachdem der letzte Mitarbeiter nach Hause gegangen ist, abgeschaltet werden. Bleibt das Licht an, drohen 750 Euro Strafe. Nur: Das Gesetz wird äußerst lax kontrolliert und in der Praxis kaum umgesetzt.

Aber Kevin Ha kann zumindest einen kleinen Erfolg vermelden: Einige Firmen entlang der Straße hätten bereits begonnen, die Lichter in der Nacht abzuschalten. (red, 15.7.2022)