Die Monatsblutung wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, etwa Stress und Krankheiten. Zeitweise kann auch eine Corona-Impfung für verstärkte Blutungen sorgen.
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Es ist wieder so weit: Immer mehr Menschen überlegen derzeit, ob und für wann sie sich einen Termin für eine (weitere) Impfung gegen das Coronavirus ausmachen. Vor zwei Wochen empfahl das nationale Impfgremium die vierte Schutzimpfung für über 65-Jährige und besonders vulnerable Gruppen. Im Idealfall gibt es noch vor den kalten Monaten im Herbst und Winter Impfstoffe, die auch an die Omikron-Variante angepasst sind.

In die Überlegungen spielen etwa bereits überstandene Erkrankungen hinein, manche machen sich auch Sorgen um mögliche Nebenwirkungen. Hier sind einige weiterhin gültige Beiträge zu Risiken und Mythen rund um die Corona-Impfung zusammengefasst – die Kurzfassung lautet: Nebenwirkungen der Impfung fallen mild aus im Gegensatz zu einer schutzlosen Infektion. Und gerade durch die ansteckenderen Omikron-Typen wird es immer schwieriger, nicht – erneut – angesteckt zu werden.

Mehr als 35.000 Erfahrungsberichte

Je länger Krankheit und Impfung bekannt sind, umso umfangreicher werden auch die Studien zu den Begleiterscheinungen. Nun wurde die bisher größte Auswertung zu Covid-19-Impfung und Menstruation veröffentlicht: Mehr als 35.000 Frauen und Transpersonen lieferten bei einer Umfrage Berichte darüber, inwiefern sich ihre Monatsblutung in den ersten zwei Wochen nach einer Corona-Impfung verändert hatte.

Die Analyse, die im Fachjournal "Science Advances" veröffentlicht wurde, leiteten die US-amerikanischen Anthropologinnen Kathryn Clancy von der Universität Illinois Urbana-Champaign und Katharine Lee von der Tulane University in New Orleans, die das Thema erstmals aufbrachten. Anfang 2021 sei etwa vermehrt berichtet worden, dass nach Covid-Impfungen teilweise unerwartete vaginale Blutungen auftraten.

Da auch eine Covid-19-Erkrankung selbst für Veränderungen bei der Periode sorgen kann, wurden Betroffene ausgeschlossen, bei denen die Krankheit diagnostiziert wurde. "Wir haben uns bei unserer Analyse auf diejenigen konzentriert, die regelmäßig menstruieren, und auf diejenigen, die derzeit nicht menstruieren, aber in der Vergangenheit menstruiert haben", sagt Clancy. "Zur letzteren Gruppe gehörten Frauen nach der Menopause und Frauen, die Hormontherapien zur Unterdrückung der Menstruation einnehmen, für die eine Blutung besonders überraschend kommt."

Stärkere Blutung oder keine Unterschiede

Die Auswertung zeigt, dass rund 42 Prozent der Befragten von einer stärkeren Monatsblutung berichteten – manchmal schon in der ersten Woche nach der Impfung, manchmal erst in der zweiten Woche. Bei ähnlich vielen – knapp 44 Prozent – veränderte sich nichts in Sachen Regel. Die übrigen 14 Prozent gaben an, kaum einen Unterschied festgestellt zu haben oder eine leichtere Blutung.

Darüber hinaus stellte das Forschungsteam fest, dass Schwangere eher stärkere Blutungen vermerkten. Durchbruchs- oder Zwischenblutungen kamen beim Großteil jener Befragten vor, die unter Hormonbehandlung standen. Besonders häufig waren solche Blutungen mit 70 Prozent bei Personen, die langfristige reversible Verhütungsmittel nutzen; sie traten auch bei rund 38 Prozent der Befragten auf, die eine geschlechtsangleichende Hormonbehandlung durchführen.

Außerdem gab es etwa häufiger Berichte über stärkere Blutungen von Personen mit Endometriose und Problemen der Fortpflanzungsorgane sowie von älteren und auch nichtweißen Betroffenen. So lassen sich Personengruppen eruieren, die eher von diesem Symptom betroffen sind – wobei sich Unterschiede auch dadurch ergeben können, dass manche ihren Körper aufmerksamer beobachten oder mit zusätzlichen Faktoren wie Stress zu kämpfen haben.

Menstruationsveränderungen oft nicht abgefragt

Generell lasse sich keine Kausalität nachweisen oder die Ergebnisse auf die Allgemeinbevölkerung übertragen, da sich die Umfrage nur auf die Beobachtungen und Aussagen der Zielgruppe stützt, sagt Lee. Während es sich für viele Menschen nur um eine kurzfristige Veränderung in ihrer Periode handle, können unerwartete Menstruationsänderungen aber auch Anlass zur Sorge geben: "Unerwartete Zwischenblutungen können etwa bei Personen nach der Menopause und jenen, die geschlechtsangleichende Hormone nehmen, frühe Anzeichen für manche Krebsarten sein", sagt die Anthropologin.

Daher ist es auch problematisch, wenn Ärztinnen und Ärzte Sorgen und Bedenken von vornherein und prinzipiell zurückweisen. Dies sei auch im Kontext der Covid-Impfung teilweise geschehen, sagt Clancy. Dabei seien bereits Impfstoffe gegen Typhus, Hepatitis B und Humane Papillomaviren (HPV) mitunter mit Zyklus- und Blutungsveränderungen in Verbindung gebracht worden. Die Forscherin erläutert, dass solche Nebenwirkungen wohl aus vermehrten Entzündungsprozessen hervorgehen, die mit dem Immunsystem zusammenhängen. Bei Impfstoffstudien werde aber normalerweise nicht nach Symptomen gefragt, die die Menstruation betreffen – ein Bereich, in dem mehr Forschung notwendig wäre.

Schutz der Impfung vor schweren Erkrankungen

"Wir vermuten, dass die mit der Covid-19-Impfung verbundenen Veränderungen bei den meisten Menschen nur von kurzer Dauer sind, und wir empfehlen allen, die sich Sorgen machen, sich an Arzt oder Ärztin zu wenden, um Hilfe zu erhalten", sagt Lee. Auch andere Einflussfaktoren – von Änderungen in Ernährung und Sportverhalten bis hin zu Aufregung und Stress – spielen bei Zyklusschwankungen eine Rolle.

Schließlich ist es der Wissenschafterin auch wichtig, auf die Wirksamkeit und Schutzfunktion der Impfung hinzuweisen: "Wir möchten noch einmal betonen, dass die Impfung eine der besten Möglichkeiten ist, um zu verhindern, dass man schwer an Covid erkrankt." Immerhin sei auch klar, dass die Corona-Erkrankung selbst nicht nur zu Veränderungen der Periode führen könne, sondern auch zu Krankenhausaufenthalten, Long Covid und zum Tod. Jede weitere durchgestandene Erkrankung an Covid-19 kann schwere Verläufe mit sich bringen und das Risiko erhöhen, Long Covid zu bekommen. (Julia Sica, 16.7.2022)