
Die Hafenarbeiterinnen und Hafenarbeiter streiken für höhere Löhne.
Hamburg/Bremerhaven – Im Tarifkonflikt um die Entlohnung der deutschen Hafenarbeiterinnen und Hafenarbeiter hat die Gewerkschaft Verdi auch am Freitag den Warenumschlag an allen Seehäfen an der Nordseeküste weitgehend lahmgelegt. Die Gewerkschaft hatte zu dem am Donnerstag in der Früh begonnenen Warnstreik aufgerufen, um nach sieben ergebnislosen Tarifrunden den Druck auf die Arbeitgeber nochmals zu erhöhen.
Unterdessen sind in Hamburg Hafenarbeiterinnen und Hafenarbeiter aus allen wichtigen Standorten auf die Straße gegangen, um für ihre Lohnforderungen zu demonstrieren. Vom Hauptbahnhof aus zogen sie mit einem Zwischenstopp an der Binnenalster zu einer zentralen Kundgebung zum Gewerkschaftshaus in Bahnhofsnähe. Erwartet wurden mehrere Tausend Beschäftigte.
Längster Streik seit mehr als vier Jahrzehnten
Der jüngste 48-stündige Ausstand endet am Samstag in der Früh. Nach einem ersten Warnstreik in einer Spätschicht sowie einem 24-stündigen Warnstreik im Juni summiert sich der streikbedingte Arbeitsausfall in den deutschen Seehäfen damit auf rund 80 Stunden – der heftigste Arbeitskampf in den Häfen seit mehr als vier Jahrzehnten.
Weitere Streiks sind bis Ende August ausgeschlossen. Ein am Donnerstagabend vor dem Hamburger Arbeitsgericht geschlossener Vergleich sieht vor, dass die Tarifparteien bis Ende kommender Woche drei weitere Verhandlungstermine bis 26. August vereinbaren müssen. "Während dieses Zeitraums werden von Verdi keine weiteren Arbeitskampfmaßnahmen mit den Beschäftigten der Klägerinnen durchgeführt", teilte das Arbeitsgericht mit.
Alle Nordseehäfen betroffen
Arbeitsgerichte in Bremen, Oldenburg und Wilhelmshaven hatten am Vortag Anträge auf einstweilige Verfügungen von mehreren Hafenlogistikern, um den Warnstreik zu stoppen, abgelehnt. Auch in Hamburg konnten sich Arbeitgeber nicht mit ihrem Versuch durchsetzen, den laufenden Warnstreik gerichtlich stoppen zu lassen.
Der Arbeitskampf betrifft alle wichtigen Häfen an der Nordsee – also neben dem größten deutschen Seehafen Hamburg auch Bremerhaven, Bremen, Emden, Wilhelmshaven und Brake. Der Ausstand in den Seehäfen kommt für die Hafenlogistiker zur Unzeit. Corona-bedingt herrscht im globalen Verkehr von Container- und Frachtschiffen ohnehin ein großes Durcheinander. Der Warnstreik bringt nun die Abläufe an den Kaikanten noch mehr aus dem Tritt. Damit verschärft sich die gespannte Lage mit einem Schiffsstau auf der Nordsee weiter. (APA, 15.7.2022)