Sofie und Max (Ida Engvoll & Björn Mosten) übertreffen einander mit gegenseitigen Mutproben.

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Sofie hat es eilig, es ist ein typischer Morgen, die Kinder krähen, der Mann mahnt zur Eile, sie sperrt sich noch schnell ins Bad ein. Es folgt: eine Masturbationsszene. So atemlos, überraschend und unterhaltsam legte die erste Staffel der skandinavischen Serie Liebe & Anarchie los. Und so ging es dann auch weiter. Die Protagonistin Sofie lernt in einem kleinen Verlag, dem sie als Beraterin auf die Sprünge helfen soll, den jungen IT-Techniker Max kennen.

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Er erwischt sie im Büro beim – ganz genau. Und erpresst sich ein Mittagessen, die beiden übertreffen sich mit gegenseitigen Mutproben. Sofies Welt gerät aus den Fugen, sie trennt sich von ihrem Mann. Das Netflix-Debüt der schwedischen Regisseurin Lisa Langseth glich einem interventionistischen Ideenfeuerwerk und führte vor, wie konventionell Geschichten oft erzählt werden. Gleichzeitig funktionierte die Serie als bissiger Kommentar zu den Bilderbuchexistenzen moderner, erfolgreicher Stockholmer, die es sich zwischen Designersofa und Yogakurs gemütlich gemacht haben. Und nebenbei gingen sich noch einige Seitenhiebe auf eine orientierungslose, sich im Wandel befindende Verlagsbranche aus.

Die zweite Staffel

Die zweite Staffel macht so weiter, wie sie aufgehört hat. Mit dem Tod von Sofies Vater gerät die Protagonistin erneut ins Taumeln und stellt sich grundlegende Fragen: Wie gehe ich mit dem Tod um? Bin ich glücklich? Was will ich wirklich vom Leben? Wie frei bin ich in meinen Entscheidungen? Aber auch: Wie geht es mit Max weiter? Sofies Antworten sollen an dieser Stelle nicht verraten werden. So viel ist aber sicher: Diese Serie animiert dazu, die eigenen Prioritäten wieder einmal zu hinterfragen. (Anne Feldkamp, 17.7.2022)