Der russische Raketenangriff auf die Stadt Winnyzja rief internationale Bestürzung hervor.

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Paul Urey ist tot. Der 45-jährige Brite war Ende April von prorussischen Separatisten an einem Checkpoint im Süden der Ukraine festgenommen worden, gemeinsam mit seinem Landsmann Dylan Healy. Laut seiner Familie war Urey als humanitärer Helfer tätig und zum Zeitpunkt seiner Gefangennahme mit einem Hilfstransport unterwegs. Auch die britische NGO Presidium Network erklärte, er habe als Freiwilliger in der Ukraine geholfen. In der selbsternannten "Volksrepublik Donezk" wurde beiden hingegen vorgeworfen, als Söldner für die Ukraine agiert zu haben.

Am Freitag erklärte eine Sprecherin der Separatisten via Telegram, Urey sei am 10. Juli in Haft gestorben, trotz "angemessener medizinischer Versorgung". Bei einer medizinischen Untersuchung nach dessen Festnahme seien demnach eine Reihe chronischer Krankheiten wie Diabetes, eine Lungen- und Nierenschwäche sowie mehrere Herz-Kreislauf-Beschwerden festgestellt worden. Ureys Mutter Linda hatte der BBC erklärt, ihr Sohn sei Diabetiker und benötige Insulin. Die genauen Todesumstände lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Anfang Mai war Urey in Handschellen im russischen Staatsfernsehen zu sehen. Er kritisierte die britische Regierung und die britischen Medien für ihren Umgang mit dem Ukraine-Krieg. Seine Mutter erklärte danach, er sei zu diesen Aussagen gezwungen worden. Die Separatisten haben mehrere Ausländer als Söldner zum Tode verurteilt. Urey zählte nicht zu den Verurteilten.

Landesweiter Luftalarm

Am Freitagabend wurde gesamten Ukraine Luftalarm ausgelöst. In sozialen Netzwerken kursierten Videos und Fotos, die fliegende Raketen und Rauchwolken etwa in der südöstlichen Großstadt Dnipro zeigen sollen. Ersten Meldungen zufolge kamen dort drei Menschen ums Leben, 15 wurden verletzt. Die Raketen schlugen Gouverneur Valentyn Resnitschenko zufolge in einer Fabrik und auf einer belebten Straße neben dieser ein.

In Mykolajiw im Süden der Ukraine wurden die zwei größten Universitäten der Stadt beschossen. Den lokalen Behörden zufolge schlugen zehn russische Raketen in den Hochschulen ein. Mykolajiw war bereits am Donnerstag massiv beschossen worden.

Internationale Bestürzung rief der russische Raketenangriff am Donnerstag auf die Stadt Winnyzja hervor. Mehrere zivile Gebäude wurden getroffen, mindestens 23 Menschen wurden getötet. Das Außenministerium in Wien sprach von einem "Kriegsverbrechen".

Laut ukrainischem Generalstab formieren sich die russischen Streitkräfte neu, um ihre Offensive im Donbass fortzusetzen. "Im Gebiet Kramatorsk hat der Feind eine Umgruppierung durchgeführt, um seine Angriffe auf Siwersk zu erneuern", hieß es am Freitag. Der Ukraine zufolge konzentriert sich Russland auf die Eroberung der wichtigen Städte Bachmut und Soledar. (Kim Son Hoang, 15.7.2022)