Ihre Protestaktion im russischen Fernsehen ging um die Welt. Nun wurde Marina Owsjannikowa erneut vorübergehend festgenommen.

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Moskau – Nach einer zweiten Protestaktion gegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ist die Fernsehjournalistin Marina Owsjannikowa mehreren Berichten zufolge vorübergehend festgenommen worden. Auf ihrem Telegram-Kanal wurden am Sonntag Fotos gepostet, die angeblich zeigen, wie sie von Polizisten in einen Minibus abgeführt wird. In der Nacht auf Montag teilte das Moskauer Bürgerrechtsportal OVD-Info unter Berufung auf ihren Anwalt mit, dass sie wieder frei sei.

"Putin ist ein Mörder"

Owsjannikowa hatte am Freitag Fotos gepostet, die sie dabei zeigen, wie sie mit einem Protestplakat in Sichtweite des Kreml steht. "Putin ist ein Mörder", stand auf dem Plakat und: "Seine Soldaten sind Faschisten." In der Ukraine seien bereits 352 Kinder getötet worden. "Wie viele Kinder müssen noch sterben, bis ihr aufhört?" Unklar blieb, von wann die Bilder waren und wie lange Owsjannikowa an der Uferstraße des Flusses Moskwa gestanden hatte. Üblicherweise unterbindet die russische Polizei solche Proteste in Minutenschnelle.

Die Mitarbeiterin des russischen Staatsfernsehens hatte im März in einer Live-Sendung ein Protestplakat gegen den Krieg in die Kamera gehalten. Darauf stand: "Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen." Dafür bekam die bis dahin als linientreu geltende Redakteurin weltweit Anerkennung. In Russland wurden Geldstrafen gegen sie verhängt. Nach der Aktion lebte sie zwischenzeitlich im Ausland und berichtete für die deutsche Zeitung "Welt". (APA, 18.7.2022)