Der einfache Zugang zu Waffen ist in den USA ständig ein großer Streitpunkt – auch die US-Studie stellt einen Zusammenhang zwischen der schnellen Verfügbarkeit und der hohen Suizidrate her.

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Eine neue Studie des Violence Prevention Research Programm (VPRP) an der University of California zeigt auf, dass der Einsatz künstlicher Intelligenz helfen könnte, selbstmordgefährdete Waffenkäufer zu identifizieren. Um das möglich zu machen, werden individuelle und gemeinschaftliche Merkmale der einzelnen Personen analysiert.

Die US-Studie wurde kürzlich im Jama Network Open veröffentlicht und stützt sich auf vorangegangene Studien, die unter anderem gezeigt haben, dass die Suizidgefahr speziell kurz nach dem Kauf einer Waffe sehr hoch ist.

Risikofaktoren

Maschinelles Lernen, eine Subkategorie des Begriffs der künstlichen Intelligenz, ist ein Oberbegriff für die künstliche Generierung von Wissen aus Erfahrung. Das heißt, ein künstliches System lernt aus Beispielen und kann diese nach Beendigung der Lernphase verallgemeinern. Der in der Studie erwähnte Algorithmus identifiziert für die Analyse verschiedene Risikofaktoren, beispielsweise das Alter des Käufers, ob er in der Nähe des Waffengeschäfts wohnt und um welche Waffe es sich beim Kauf handelt.

"Während die Einschränkung des Zugangs zu Schusswaffen für Personen mit erhöhtem Suizidrisiko eine entscheidende Chance darstellt, Leben zu retten, bleibt die genaue Identifizierung der Risikopersonen eine zentrale Herausforderung," erklärte Hannah S. Laqueur, Assistenzprofessorin in der Abteilung für Notfallmedizin und Hauptautorin der Studie, in einer Newsmeldung auf der Website der Universität. Die Studie würde laut Laqueur zeigen, dass der "potenzielle Nutzen von Handfeuerwaffenaufzeichnungen bei der Identifizierung von Personen mit hohem Risiko" zur Unterstützung der Suizidprävention unbedingt erforderlich sei.

Knapp 48.000 US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner begingen im Jahr 2020 Suizid. Rund die Hälfte davon nutzte dafür eine Schusswaffe. Schon lange wird in den USA darüber diskutiert, dass der viel zu einfache Zugang zu Schusswaffen ein hohes Risiko für diese Gruppe von Menschen bedeute.

Zusammenhang erkennbar

Fünf Millionen zwischen den Jahren 1995 und 2015 durchgeführte Waffenkäufe wurden für die Studie analysiert. Auch die Daten der in diesem Zeitraum ausgeübten Suizide durch Feuerwaffen wurden hinzugezogen. Aus dem Datenstamm wurden 41 Variablen generiert, die basierend auf den verschiedenen Kategorien Prognosen ermöglichen sollen – vor allem, wie hoch das Risiko eines Suizids innerhalb von einem Jahr nach dem Kauf einer Waffe ist.

Unter den obersten fünf Prozent der Transaktionen, die als die riskanteste Gruppe identifiziert wurde, waren fast 40 Prozent oder 379 von 983 mit einem Käufer verbunden, der innerhalb eines Jahres durch Schusswaffen-Selbstmord starb. Laut Laqueur zeige das sehr deutlich den Zusammenhang zwischen dem Erwerb von Schusswaffen und dem erhöhten Selbstmordrisiko. Es sei zudem der Beweis dafür, dass "Computer- und KI-gestützte Methoden bei der Identifizierung von Hochrisikogruppen und der Entwicklung gezielter Interventionen helfen können". (red, 18.7.2022)