Bild nicht mehr verfügbar.

Angesichts der Rekordinflation in vielen Ländern gibt mehr als ein Drittel der Wechselwilligen an, dass eine Gehaltserhöhung ihr Hauptziel ist.

Foto: Getty Images

Die Wechselbereitschaft in Österreich ist weiterhin hoch: Knapp die Hälfte der Beschäftigten (46 Prozent) ist derzeit offen für einen neuen Job oder hat bereits konkrete Schritte in die Wege geleitet, um eine neue Tätigkeit zu finden. Gleichzeitig haben 60 Prozent der Firmen Schwierigkeiten, passende Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Das zeigt eine repräsentative Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Karriereplattform Xing durchgeführt hat.

Ähnliche Ergebnisse liefert auch die internationale Umfrage "Work Reimagined 2022" der Wirtschaftsprüfung EY: Demnach geben 43 Prozent der Beschäftigten an, dass sie in den nächsten zwölf Monaten kündigen werden. Für die Studie wurden mehr als 1.500 Unternehmensleiter und über 17.000 Beschäftigte in 22 Ländern befragt. Angesichts der Rekordinflation in vielen Ländern gibt mehr als ein Drittel derjenigen, die eine neue Stelle suchen, an, dass eine Gehaltserhöhung ihr Hauptziel ist, ein Viertel strebt eine berufliche inhaltliche Weiterentwicklung an. 42 Prozent der Befragten sind außerdem überzeugt, dass Gehaltserhöhungen der Schlüssel zur Bekämpfung der Personalfluktuation sind – auf Arbeitgeberseite stimmen jedoch nur 18 Prozent dieser Aussage zu.

Unterschiedliche Ansprüche

Während flexible Arbeitsregelungen laut der letztjährigen EY-Umfrage bei weitem der wichtigste Faktor für einen Jobwechsel waren, ist dieser Punkt nun auf Platz zwei gerutscht. "Die Pandemie hat vielen Unternehmen gezeigt, dass sich flexible Arbeitsweisen gut in den Alltag integrieren lassen – sowohl seitens der technischen Infrastruktur als auch zwischenmenschlich", sagt Regina Karner, Leiterin People Advisory Services und Partnerin bei EY. Trotz der anhaltenden Verlagerung hin zu flexiblen Arbeitsmodellen gibt immer noch über ein Fünftel der befragten Arbeitgeber an, dass die Mitarbeitenden idealerweise an fünf Tagen in der Woche im Büro arbeiten sollen. Die Sichtweise der Angestellten ist hier eine andere: Acht von zehn Befragten wünschen sich, mindestens zwei Tage pro Woche von zu Hause aus zu arbeiten.

Finanzielle Anreize spielen jedoch laut der Xing-Umfrage bei den – altersbedingt besserverdienenden – Babyboomern im Vergleich zu den Generationen X, Y und Z nicht die wichtigste Rolle bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz. Der Wunsch nach flexibler Arbeitszeiteinteilung ist ähnlich stark (57 Prozent) ausgeprägt wie der eines höheren Gehalts (56 Prozent). Eine ähnlich wichtige Rolle spielen für sie außerdem gutes Führungsverhalten (52 Prozent) und ein attraktiver Standort (52 Prozent). Bei den Altersklassen 18 bis 29 und 30 bis 49 hingegen ist für mehr als zwei Drittel ein höheres Gehalt der wichtigste Faktor bei der Wahl eines potenziellen Arbeitgebers (67 und 64 Prozent).

Pandemie als Auslöser

Die Ergebnisse der Generationenbefragung zeigen außerdem, dass sich auch die Pandemie unterschiedlich auf die einzelnen Altersgruppen ausgewirkt hat. So sagten knapp zwei Drittel der Befragten der Gen Z, dass die Corona-Zeit ausschlaggebend für die Entscheidung war, sich einen neuen Job zu suchen. Auch bei den Befragten über 50 haben die Auswirkungen der Pandemie bei der Hälfte den Wunsch nach einem Wechsel beeinflusst. Obwohl die 30- bis 49-Jährigen von allen Altersgruppen pandemiebedingt am unzufriedensten mit dem derzeitigen Arbeitgeber ist, zeigt sie sich jedoch mit 46 Prozent von der Pandemie am wenigsten beeinflusst.

Für 85 Prozent der Unternehmen weltweit ist es wichtig, eine Strategie zur Anpassung von Talenten und Fähigkeiten an den künftigen Geschäftsbedarf zu haben. Drei Viertel sind bereit, Mitarbeitende aus anderen Ländern einzustellen und Remote Working zu ermöglich, sofern die Skills passen. Rund ein Fünftel der befragten Arbeitgeber ist der Meinung, dass die Weiterbildungsmöglichkeiten und das Schärfen der Fähigkeiten dazu beitragen, die Fluktuation zu verringern. Gehaltserhöhungen werden nur von 18 Prozent der Firmen als Schlüssel zur Bekämpfung der Personalnot gesehen.

Ein Fehler, wie Karner aus den Studienergebnissen ableitet: "Arbeitnehmer:innen auf der ganzen Welt fühlen sich ermächtigt, ihren Arbeitsplatz zu verlassen, wenn ihre Erwartungen nicht erfüllt werden. Da viele Arbeitgeber:innen zunehmend flexible Arbeitsmodelle anbieten, ist eine höhere Bezahlung nun die größte Motivation für einen Arbeitsplatzwechsel, insbesondere angesichts der steigenden Inflation und der unbesetzten Stellen." (dang, 20.7.2022)