"Mönchsberg": Originelle Bildsprache ist Nicolas Mahlers Kunst.

Foto: Nicolas Mahler / Residenz

Wien – Nicolas Mahler hat schon Thomas Bernhards Alte Meister und den Theatermacher in Zeichnungen übersetzt. Dafür hat er die Bernhard’schen Satzkaskaden und Tiraden mit Sinn fürs Tempo auf eine Menge gekürzt, die die Zeichnungen nicht erschlägt. Vergangenes Jahr hat er eine Unkorrekte Biografie des Autors vorgelegt. Man darf sagen, er ist inzwischen ein profunder Kenner.

Für seinen neuen Pinselstreich Thomas Bernhards Salzburg hat Mahler Zitate des Schimpfmeisters über diesen "durch und durch menschenfeindlichen architektonisch-erzbischöflich-stumpfsinnig-nationalsozialistisch-katholischen Todesboden", der sich Mozartstadt nennt, aus verschiedenen Texten gepflückt. Dazu stellt er Zeichnungen von Sehenswürdigkeiten wie Klausentor, Mirabellgarten, Mönchsberg. Weniger auf Postkarten kanonisiert, dafür biografisch wichtig ist die Scherzhauserfeldsiedlung.

Lob und Leiden

Durch diese Szenerie marschiert das für Mahler charakteristisch untersetzte Männchen mit Knubbelnase getreu dem Bernhard-Zitat "alles in mir ist dieser Stadt als Herkunft ausgeliefert". Obwohl 1931 in den Niederlanden geboren, entstammte Bernhard ja einer in und um Salzburg ansässigen Familie. Ab 1935 lebte er in Seekirchen am Wallersee, in der Stadt Salzburg ging er ab 1944 ins Internat, erlebte Bombenangriffe, starb mit 18 Jahren fast an einer Rippenfellentzündung und begann in den 1950ern als Journalist zu arbeiten. Früh lobt er die Schönheit der Stadt, leidet aber zugleich nach eigenem Bekunden an ihr.

Es geht in den von Mahler ausgewählten Zitaten um Autobiografisches, den Nationalsozialismus, die Festspiele. Oder wie Bernhard Letztere nennt: "ein Wegtäuschen und ein Wegheucheln und ein Wegmusizieren und Wegspielen" des Ungeists. Salzburg kann sich in dem Band geehrt und getadelt zugleich fühlen. (wurm, 19.7.2022)