Nebelduschen, hellere Straßenbeläge, Fassadenbegrünung, Trinkbrunnen und da und dort neue Bäume. Es ist nicht so, dass in Wien und anderen Städten in den letzten Jahren nichts geschehen wäre, um die immer ungesünder werdende Hitze zu bekämpfen.

Doch jetzt heißt es klotzen statt kleckern. Gerade in urbanen Gegenden speichert der versiegelte Boden die Hitze so stark, dass selbst in der Nacht in manchen Wochen kaum noch Abkühlung möglich ist. Die Stadt Wien hat zwar über die letzten Jahre Geld für sogenannte Klimaförderungen in den Bezirken in die Hand genommen. Doch was bisher geschah, reicht nicht einmal annähernd aus.

Sprühnebeldusche am Karlsplatz in Wien.
Foto: APA/HANS PUNZ

Tatsächlich müsste man private Hausbesitzer oder Grundbesitzerinnen verstärkt motivieren, tausende zubetonierte Innenhöfe endlich wenigstens teilweise zu entsiegeln. Viele wissen nicht einmal, dass es dafür Förderungen gibt. Genauso müsste man aber an öffentlichen Plätzen rasch mit gutem Beispiel vorangehen. Für diesen Sommer ist es wohl schon zu spät, und bald wird man sich hauptsächlich mit der drohenden Kälte und dem reduzierten Gas im kommenden Winter beschäftigen. Umso mehr sollte man überlegen, wo schon nächstes Jahr eine Grünfläche statt einer weiteren Asphaltwüste die Menschen erfreuen könnte.

Sitzt man etwa in dem vor rund zwanzig Jahren fertiggestellten Museumsquartier, wundert man sich, wie wenig Grün auf so viel Beton überhaupt möglich ist. Und das ausgerechnet in einem Bezirk, der zu den am stärksten versiegelten Wiens gehört. Vieles sind die Bürgerinnen und Bürger einfach schon gewohnt, doch würde man ein Bewusstsein dafür schaffen, dass mehr Grün die Stadt lebenswerter macht, ginge vielleicht etwas weiter. Und ja, dafür müssten auch so manche Parkplätze infrage gestellt werden. Es gibt kein Menschenrecht darauf, vor jeder Tür mit dem Pkw zu halten. Wo ein Auto steht, kann kein Baum seine Wurzeln schlagen.

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Auch bürokratische Hürden sollten für klimafreundliche Maßnahmen noch einmal systematisch überprüft und notfalls aus dem Weg geräumt werden. Zeit haben wir nämlich keine mehr. Über die Jahre werden immer mehr Menschen an den Folgen der Hitze sterben. Maßnahmen, die schnell umgesetzt werden können, haben den Vorteil, dass sie auch sofort Linderung bewirken. Das wissen alle, die statt einer dampfenden Asphalt- oder Betonfläche Gras vor ihren Fenstern haben. (Colette M. Schmidt, 19.7.2022)