Harry Bergmann schaut im Gastblog ins Narrenkastl und sieht, dass er sich schon sehr bald sehr warm anziehen muss.

Der Narr ist natürlich kein Narr, und deshalb denkt er nicht nur nach, sondern auch vor. Die derzeitige Hitzewelle in Österreich kostet ihn nur ein müdes Lächeln, denn er ist mit seinen Gedanken schon im nächsten Winter und bei der Frage, ob ihm kalt oder wohlig warm sein wird.

Er macht sich Sorgen. Ja, er macht sich Sorgen, denn es liegt nicht in seiner Hand, ob ihm kalt sein wird oder nicht. Es liegt in ganz anderen Händen. Es liegt in den Händen von Leuten, die er täglich im Fernsehen sieht, wie sie sprechen und sprechen, aber nichts sagen. Leuten, denen er deshalb nicht mehr vertraut. Es sind die Hände der regierenden Politiker.

Einige davon hat er selbst gewählt, aber da war die Welt noch einigermaßen heil und das Leben eines Politikers einigermaßen einfach. Aber jetzt mit diesen Viren, die nicht unterzukriegen sind, mit den Preisen, die nicht runterzukriegen sind, mit den Gasleitungen, die nicht aufzukriegen sind, jetzt ist das Leben eines Politikers nicht mehr einfach. Jetzt braucht so ein Politiker oder eine Politikerin einen Plan A, und wenn der nicht funktioniert, einen Plan B, und wenn der nicht funktioniert, einen Plan C.

Deshalb macht er sich Sorgen, der Narr, denn was er hört, klingt ganz und gar nicht nach einem Plan. Weder A noch B noch C. Und was er sieht, sind die Hände, in denen seine Zukunft liegt, wie sie wild herumfuchteln. Herumfuchteln war noch nie ein gutes Zeichen, zumindest nicht eines, das Sicherheit ausstrahlt.

Vor ein paar Tagen war ein anderer Politiker in Wien. Ein Politiker, den der Narr nicht gewählt hat. Er würde so einen wie ihn sofort wählen, aber das geht leider nicht, denn dieser Politiker kommt aus Deutschland. Er heißt Robert Habeck, und wenn er spricht, dann sagt er auch etwas. Der Narr schaute natürlich sofort auf dessen Hände, und siehe da, sie haben gar nicht gefuchtelt. Im Gegenteil. Was dieser Habeck sagte, war ernst, sehr ernst, aber seine Hände sagten: "Soweit man das Ganze überhaupt im Griff haben kann, haben wir es im Griff."

Schade, dachte der Narr, wenn die Politiker hierzulande schon keinen eigenen Plan haben, warum übernehmen sie dann nicht einfach den Plan von diesem Habeck. Aber da fiel ihm wieder einmal diese Geschichte ein:

Die Indianer kommen zum Medizinmann und fragen ihn: "Medizinmann, wie wird der nächste Winter?" Der Medizinmann hat keine Ahnung, aber weil er der Medizinmann ist, muss er so tun, als hätte er auf alles eine Antwort. "Der nächste Winter wird grimmig kalt, geht in den Wald und hackt Holz. So viel ihr könnt."

Nach Wochen des beschwerlichen Holzhackens kommen die Indianer wieder und fragen, ob sie denn nun endlich damit aufhören können. "Nein, auf keinen Fall. Geht wieder zurück und hackt weiter." Der Medizinmann will aber seinen Job nicht verlieren, und deshalb sattelt er sein Pferd und reitet in die große Stadt, wo es eine meteorologische Anstalt gibt.

Er fragt den Meteorologen: "Weißer Mann, wie wird der nächste Winter?"

"Der nächste Winter wird grimmig kalt. Die Indianer sind seit Wochen im Wald und hacken Holz."

Worauf kann man sich noch verlassen, wenn sich einer nur auf den anderen verlässt, fragt sich der Narr und überlegt, ob er nicht doch lieber zwei Wintermäntel kaufen soll. Einen für draußen und einen für drinnen. (Harry Bergmann, 19.7.2022)