Seit vergangenem Sommer gibt es vor ihm kein Entkommen. Der "Upside-down-Bikini" hat Plansch-Formate wie "Love Island", Instagram und die Körper prominenter Frauen erobert. Nicht nur Kourtney Kardashian hatte in ihm "a little fun in the sun", der umgedreht getragene Triangel-Bikini hat Tür und Tor geöffnet für einfallsreich getragene Bademode. Mit den "Nummer sicher"-Modellen, in denen Angela Merkel vor zehn Jahren in Italien erwischt wurde, haben sie wenig gemein.

Ausgerechnet heuer scheint an Pool und Strand alles möglich: Rudi Gernreich, der Erfinder des Monokinis, würde schließlich seinen 100. Geburtstag feiern. Wir erinnern uns: 1964 legte er mit seinem Einteiler die Brust frei, das Kleidungsstück wurde allerdings nie ein Bestseller. Vielleicht ist ja in einem Hitzesommer wie diesem die Zeit dafür gekommen: Das Unternehmen hat die legendären Stücke wieder aufgelegt.

Der Monokini von Rudi Gernreich ist nicht unbedingt Instagram-tauglich – der Einteiler legt die Brust frei.
Foto: Rudi Gernreich

Und sonst so? Der Oberkörper wird mit sogenannten Criss-Cross-Modellen (zum Beispiel von Labels wie Rendl oder Essentials for Zula) so ambitioniert eingewickelt wie einst ein römisches Männerbein – "Flossing" nennt sich die Schnürtechnik, die die Mode vor einiger Zeit erfasst hat. Badeanzüge mit Cut-Outs legen Bauch und Hüften frei, rasante Beinausschnitte, wie sie Pamela Anderson vor einigen Jahrzehnten als Rettungsschwimmerin in "Baywatch" trug, haben die Beckenränder der Freibäder wie den Strand von Jesolo erobert.

Auch zum Schnüren: Bademode von Rendl.
Foto: Rendl

Das (post)pandemische Bedürfnis nach Sexyness setzt sich in der Bademode fort – oder, um das Magazin "Instyle" zu zitieren: "Unsere Bikini- und Badeanzughöschen werden knapper und sexier denn je. Wer diesen Sommer nahtlose Bräune wünscht, ist mit der Variante bestens aufgehoben." Dem ist wenig hinzuzufügen. Nicht nur die Generation Z will zeigen, wofür sie das Frühjahr über im Fitnessstudio geschwitzt hat.

Und ja, es geht fantasievoll weiter. Die Inszenierungen von Kim Kardashians Label Skims atmen die "Dallas"-Vibes der späten 1970er-Jahre: Silbern schimmernde Zweiteiler werden zu auftoupierter Föhnwelle und türkisfarbenem Lidschatten getragen.

Ob der Look auch in einer Kabane im Wiener Gänsehäufel funktioniert, das müsste noch erprobt werden. Eines ist sicher: Die Nachbarschaft wird Augen machen. (feld, 20.7.2022)