Esther aus Wien holte sich den Gratis-Burger und ließ ihn sich – für die Kamera geduldig – schmecken.

regine hendrich

Wien – Die Verbindung von U3 und U6 am Wiener Westbahnhof ist ein mit Leuchtstoffröhren erhellter, unterirdischer Durchgang, der eine gewisse Trostlosigkeit ausstrahlt. Kein Ort, an dem man gerne ist. Außer natürlich, es gibt etwas gratis – was die hunderten Leute erklärt, die Dienstagmittag in dieser Zone der Ungemütlichkeit Schlange gestanden sind.

Die dortige Filiale der Fastfood-Kette Burger King stellte nämlich ihr gesamtes Sortiment auf vegan um: Burger, Saucen, Nachspeisen. Es gibt dort seit Dienstag kein Fleisch, keine Milch- oder Eiprodukte mehr. Pommes Frites sind einer glücklichen Fügung der Natur zum Dank sowieso ohne tierisches Produkt (zumindest außerhalb Belgiens, wo Rinderfett verwendet wird).

Konzerne mit Einfluss fürs Gute

Für elf Uhr wurde der Beginn der Verschenkaktion in den sozialen Medien angekündigt. Als DER STANDARD etwa eine halbe Stunde vorher eintraf, hatte sich gerade einmal ein zerstreutes Grüppchen Menschen vor der versperrten Filiale versammelt. Immer wieder lugte eine Frau aus der Tür, um den Andrang zu beobachten. Das Äußere des Lokals ist nun komplett in Grün gehalten. In den letzten Minuten vor elf bildete sich dann eine Schlange, die bis zum Ende des unterirdischen Bahnhofssaals reichte.

Hunderte Menschen stellten sich am Dienstag für ein Gratis-Mittagessen an.
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Eine der Ersten in der Schlange war Svea. "Ein cooler, mutiger Schritt" sei das von Burger King, findet die 23-Jährige, die selbst vegan lebt. Dass Fastfood auch in der veganen Ausformung sicher nicht das beste für die Umwelt ist, sei ihr klar – aber jedenfalls besser als Fleisch. Und große Ketten "haben einfach mehr Einfluss als kleinere Läden", sagt die Studentin. Immerhin erreiche Burger King mit dem veganen Angebot ja auch Menschen, die auch Tierisches essen.

Burgerbotin für den Bruder

Auch Stefanie freut sich über die vegane Filiale. Sie selbst ist Vegetarierin und schätzt das fleischlose Angebot, das Burger King zuletzt immer weiter ausgebaut hat. Ihre Freundin Esther isst zwar grundsätzlich alles, versucht den Fleischkonsum aber zu reduzieren. Von den Gratis-Whoppern (so nennt Burger King seine Burger) haben sie über Social Media erfahren.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten mit den auf Gratis hungrigen Whopper-Fans viel zu tun.
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Elias kommt gerade von einem Bewerbungsgespräch und belohnt sich dafür mit einem kostenlosen Mittagessen. Der Student ernährt sich vegetarisch. Genauso wie der 44-jährige Alexander, der als Fahrradlieferant arbeitet und den veganen Burger einfach mal ausprobieren wollte. Lydia (16) steht in der Schlange, ohne nachher einen Whopper zu essen: Ihr Bruder muss arbeiten und hat sie hergeschickt, um ihm einen Burger mitzunehmen.

Lebensmittelkonglomerate in vegan

Der vegane Burger King ist das jüngste Symbol dafür, dass sich fleischlose Ernährung nicht nur in der Bevölkerung durchsetzt, sondern auch von großen Konzernen als Markt erkannt wird. Ganz neu ist das freilich nicht; Burger King bietet nun schon länger vegane Produkte an. Aktuell wirbt die Kette mit dem Slogan "Normal oder mit Fleisch?".

Konkurrent McDonald's setzte nach langem Zögern und missglückten Innovationen auf "Fleisch"-Laberl von Beyond Meat. Bei Burger King gibt es Patties von The Vegetarian Butcher. Das Logo ziert die Zeichnung einer Frau mit einem Beil in der einen und einem Bund Karotten in der anderen Hand; hinter der Marke steckt der gigantische Unilever-Konzern. Wer den Anspruch hat, Essen für die ganze Welt zu machen, kommt an Veganem eben nicht mehr vorbei – das gilt für Burger King und McDonald's genauso wie für Unilever oder Nestlé.

5,50 Euro für den Vhopper

Schmecken tut der vegane Whopper übrigens im Wesentlichen wie ein Fastfood-Burger. Keine Haute Cuisine, aber schon gut zu essen. Das Laberl von The Vegetarian Butcher hat eine gute Konsistenz, könnte etwas saftiger sein, schmeckt aber gut (wobei dem STANDARD-Tester eine Affinität für Fleischersatzprodukte nachgesagt wird, die man bei diesem Urteil einrechnen sollte). Warum Burger King sich die Wortkreation Vhopper entgehen ließ, ist unklar.

Der vegane Whopper schaut exakt gleich appetitlich aus wie sein fleischhaltiger Kollege.
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Wenn die Burger dann wieder etwas kosten (5,50 Euro für einen veganen Whopper, 9,50 für einen veganen Double Steakhouse Burger), werden die Schlangen vor dem Lokal wohl kürzer werden. Ob das Experiment des komplett veganen Burger Kings aufgehen wird? Der Trend spricht dafür. Die Lage im Eck von fünfzehntem, sechstem und siebtem Bezirk sowieso. (Sebastian Fellner, 19.7.2022)