Jetzt ist er da, der ganz heiße Sommer. Das Parlament pausiert, davor haben uns manche der p. t. Politikerinnen und Politiker dankenswerterweise noch Einblick in ihre Gedankenwelt gegeben – und so Stoff geliefert fürs Wörterbuch der österreichischen Seltsamkeiten. Dass ein Kanzler zum Einsatz von Alkohol oder Psychopharmaka rät, ist selten, mag aber als Beweis dafür gelten, dass es die österreichische Seele (noch immer) gibt.

Dass Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zum Einsatz von Alkohol oder Psychopharmaka rät, mag als Beweis dafür gelten, dass es die österreichische Seele (noch immer) gibt.
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Dass er seinem Ex-Personal vor dessen Auftritt im U-Ausschuss nicht zu Erinnerungsaufhellern oder Gedächtnisübungen geraten hat, ist schade – und auch wieder nicht. Wie sonst hätte die Welt erfahren, dass die türkise Ex-Wirtschaftsministerin in so gut wie nichts direkt involviert war in ihrem Haus, weder in Studien noch Inserate oder die 19 Abfragen zu ihrer Beliebtheit? Eben. Dass sie nicht einmal die Kosten ihres Kaufhaus Österreich zu beziffern wusste, tat die Trägerin von politischer Verantwortung mit dem eleganten Hinweis ab, sie habe das nicht verinnerlicht.

Erneut entäußert hat sich dafür der für seine Reflexionsfähigkeit bekannte Tiroler ÖVP-Parlamentarier und Seilbahnwirtschaftschef. Er machte klar, wem Tiroler Ströme und Strom gehören: Er schaue sicher nicht zu, wie das Wasser an mir vorbeirinnt und Strom für die Stadt produziert, und wir sitzen auf dem Trockenen. (Der Kanzler hat es geahnt!) Da werde sich die Seilbahnwirtschaft zu wehren wissen.

Wir sollten uns fürchten. (Renate Graber, 20.7.2022)