Laut Menschenrechtsorganisationen ist das Militär Myanmars weltweit das einzige, das in den vergangenen beiden Jahren Antipersonenminen eingesetzt hat.

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Wien/London – Myanmars Militär verlegt laut Amnesty International (AI) im Teilstaat Kayah in und im Umfeld von Dörfern massenhaft Landminen. Damit begingen die Machthaber Kriegsverbrechen: Die verbotenen Antipersonenminen führten zu Verletzten und Todesopfern unter der Zivilbevölkerung und würden langfristige Folgen haben – indem sie zum Beispiel die Rückkehr von Vertriebenen und die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen erheblich beeinträchtigten, hieß es in einer Aussendung von Dienstag. Die Menschenrechtsorganisation Karenni Human Rights Group habe dokumentiert, dass im Teilstaat Kayah seit Juni 2021 mindestens 20 Zivilpersonen durch Landminen schwer verletzt oder getötet worden seien.

Vertreter der Menschenrechtsorganisation sprachen demnach mit 43 Zeuginnen und Zeugen aus Kayah (ehemals Karenni) und dokumentierten Kriegsverbrechen an Ort und Stelle. "Der Einsatz von Landminen durch das myanmarische Militär ist entsetzlich und grausam. In den meisten Teilen der Welt sind diese naturgemäß unterschiedslos wirkenden Waffen verboten, doch in Myanmar hat das Militär sie auf Privatgrundstücken – zum Beispiel in Höfen und Treppenhäusern – und sogar vor einer Kirche verlegt", so Matt Wells, Crisis Response Deputy Director bei Amnesty International.

Amnesty fordert Stopp von Waffenlieferungen

"Die Welt muss dringend auf die Gräueltaten reagieren, die das Militär in ganz Myanmar gegen Zivilpersonen begeht. Weltweit müssen Länder die Waffenlieferungen nach Myanmar einstellen und alle Bemühungen unterstützen, die für Kriegsverbrechen Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen", forderte Wells.

Das myanmarische Militär verlegt laut Amnesty mehrere Arten von Landminen aus Eigenherstellung. "Eine Mine vom Typ M-14 führt in der Regel dazu, dass der Fuß des Betroffenen am Knöchel abgesprengt wird. Der noch gefährlichere Typ MM-2 führt häufig zur Abtrennung des Beins unterhalb des Knies sowie zu Verletzungen an anderen Körperteilen, was häufig zum Tod aufgrund von Blutverlust führt", erklärt die Menschenrechtsorganisation.

Ihr Einsatz ist demnach sowohl gemäß dem humanitären Völkergewohnheitsrecht als auch dem von 164 Ländern unterzeichneten Landminenvertrag von 1997 verboten. Laut Landmine Monitor ist das myanmarische Militär die einzige staatliche Armee, die 2020/21 bestätigterweise Antipersonenminen eingesetzt hat.

Angriffe auf christliche Dörfer

Kayah liegt im Osten von Myanmar. Der Teilstaat ist mit rund 11.700 Quadratkilometern in etwa so groß wie Oberösterreich und hat laut Volkszählung von 2014 286.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Der mehrheitlich vom Volk der Kayah (Karenni) bewohnte Staat wurde 1947 in das damalige Burma eingegliedert. Wie viele ethnische Minderheiten sind sie der Gewalt der Militärführung ausgesetzt. 50 Prozent der Bevölkerung sind Buddhisten, 45 Prozent Christen. Erst in den letzten Tagen waren erneute Angriffe auf christliche Dörfer durch das Militär bekannt geworden. (APA, miwi, 20.7.2022)