Bei Hitze sind vor allem ältere, gebrechliche Menschen gefährdet. Denn dadurch ändert sich das fragile Gleichgewicht des Lebens zu Hause.

Foto: www.corn.at Heribert CORN

Es ist heiß! Und das wird auch noch eine Weile so bleiben. Die angekündigte Horrorhitze mit Temperaturen bis zu 40 Grad scheint bei uns zum Glück auszubleiben, aber auch Temperaturen über 30 Grad über einen längeren Zeitraum können sehr belasten. Denn diese bergen nicht nur Gefahren wie Sonnenbrand, Sonnenstich oder Hitzeerschöpfung. Vor allem für ältere Menschen sind die hohen Temperaturen belastend und können zu gesundheitlichen Problemen führen, wie das Rote Kreuz warnt.

Denn Ältere haben ein geringeres Durstgefühl und trinken tendenziell zu wenig. Außerdem schwitzen sie weniger, was ein natürlicher Regulator der Körpertemperatur ist. Für die besonders heißen Tage ruft das Rote Kreuz daher alle Menschen dazu auf, auf ihre Mitmenschen zu achten und gegebenenfalls auch bei älteren Nachbarinnen und Nachbarn nachzufragen, ob sie Unterstützung benötigen. "Denn für sie ändert sich durch die Ausnahmesituation das fragile Gleichgewicht des Lebens zu Hause", betont Wolfgang Schreiber, Chefarzt beim Roten Kreuz. "Das macht sie anfälliger für medizinische Notlagen."

Tatsächlich zeigt die Erfahrung, dass in Hitzeperioden die Zahl der Notrufe steigt. Die Gründe dafür sind vielfältig wie etwa Kreislaufkollaps, Herz-Kreislauf-Probleme oder Stürze, nach denen Verunglückte nicht alleine aufkommen.

Behelfsbegriff "Hitzetote"

Nicht nur die Spitalseinlieferungen, auch die Anzahl der Todesfälle steigt in Hitzeperioden. Der Begriff "Hitzetote" ist allerdings ein ungenauer, wie Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner am Zentrum für Public Health der Med-Uni Wien, erklärt: "Diesen Begriff gibt es im Grunde nicht, er findet sich auch nicht in einer Klassifikation von Todesursachen der WHO. Hitzetote sind eine verkürzte Beschreibung dafür, dass es in Hitzewellen eine erhöhte Sterblichkeit gibt von Menschen, die sonst in dieser Zeit nicht gestorben wären."

Tatsächlich gibt es eine Vielzahl an Gründen, wie die hohen Temperaturen sich negativ auf das Körpersystem auswirken und letztendlich auch zum Tod führen können. Die Fließeigenschaften des Blutes etwa verändern sich, durch die Hitze entstehen toxische Proteine, das kann zu Entzündungsreaktionen führen oder Organsysteme schädigen.

Und obwohl "Hitzetote" nur ein Phänomen umschreibt, werden regelmäßig Zahlen dazu bekanntgegeben. Diese errechnet man, erklärt Hutter, mithilfe von epidemiologischen Modellen: "Man vergleicht die Anzahl der Todesfälle während einer Hitzeperiode mit einem hypothetischen Verlauf der Sterblichkeit, wenn die durchschnittliche Temperatur nicht über ein gewisses Maß hinaus gestiegen wäre. Das ist eine gebräuchliche Methode, um den Einfluss der Hitze auf die Sterblichkeit fassbar zu machen."

Wegen der Klimakrise wird es immer öfter heiß. Sehr heiß. Warum extreme Hitze tödlich sein kann und wer am stärksten betroffen ist.
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Auf Basis dieser Erkenntnisse kann man etwa den Effekt von Maßnahmen beurteilen, die dem Problem entgegensteuern. Hutter betont außerdem, dass mit diesen Methoden nur die unmittelbaren Todesfälle ermittelt werden können. Todesfälle, die deutlich später eintreten und ebenfalls hitzeassoziiert sein könnten, wie etwa ein Herzinfarkt, können nur mit aufwendigeren analytischen Methoden erfasst werden

Frankreich hat zum Beispiel schon früh Hitzeaktionspläne erstellt, die auch erfolgreich umgesetzt werden. In Österreich war man hier deutlich langsamer aktiv. Für Menschen, denen die Temperaturen zu schaffen macht, gibt es aber das Hitzetelefon. Unter 050 555 555 gibt es kostenlose Ratschläge, wie man sich vor den Auswirkungen am besten schützen kann. (Pia Kruckenhauser, 20.7.2022)