Ein Ausschnitt aus Ann Sophie Lindströms "Don’t fence me in" (Detail), 2014.

Ann Sophie Lindström

Wildtiersafari in Afrika? Kann man sich schenken. Längst bieten sich auch europäische Städte für Safaris an: Man kann beobachten, wie Füchse nächtens durch die City streifen und sich Wildschweine in Parks tummeln. Die Migration von Tieren in die Stadt nimmt zu, das hat auch mit der Agrarindustrie zu tun, die natürliche Lebensräume zunehmend schwinden lässt.

Tiere waren immer schon auch Stadtbewohner: als Wildtiere geduldet, bis sie dem nächsten Bauprojekt weichen müssen; als Haustiere gehätschelt; als Nutztiere gehalten, bis die industrielle Moderne Schlachtfabriken an den Stadträndern erfunden hat. Das Mensch-Tier-Verhältnis im urbanen Raum hat viele Facetten, gemein ist ihnen die scheinbar unumstößliche Dominanz des Menschen, der die Lebensbedingungen aller anderen Spezies bestimmt.

Wie bitter sich das rächen kann, wissen wir spätestens seit Corona, Stichwort Zoonosen. Was der Philosoph und Autor Fahim Amir einmal als die "Rache des Schuppentiers" bezeichnet hat, soll sein Manifest für Solidarität zu verhindern helfen: Es ist so etwas wie das Fundament von "Zoopolis", dem utopischen Gegenentwurf zur anthropozentrischen Stadt.

Fürsorgliche Tiere

Piep, piep, wir haben uns alle lieb? Wohl kaum. Beiträge aus Kunst, Architektur- und Stadtforschung beleuchten im Kunstraum Innsbruck unter dem Titel Zoopolis eher den betrüblichen Status quo, der wiederum eng mit gesellschaftlichen Verwerfungen verknüpft ist. Man erfährt hier aber auch, wie eine "Organismendemokratie" funktioniert, wie Pferde zu Streetworkern wurden, und gedenkt in herrlich absurden Performances von Krõõt Juurak und Alex Bailey der Fürsorgearbeit von Haustieren.

Hervorgegangen ist die Schau aus dem von Marion von Osten initiierten Forschungsprojekt "Cohabitation" u. a. mit dem Kunstraum. Eine dem Thema gewidmete Ausgabe der Zeitschrift ARCH+ empfiehlt sich als Vertiefung. (jel, 20.7.2022)