Bis zu 37 Grad Celsius soll das Thermometer am Mittwoch, anzeigen; am Donnerstag liegt die Prognose bei 36 Grad. Die Schweißperlen, die bei jedem Schritt im Freien die Stirn herunterkullern, erinnern derzeit viele an ein beinahe vergessenes Problem: Während Corona, Wirtschaftskrise und Krieg die Politik in den vergangenen Monaten und Jahren dominiert haben, wurde die Klimakrise vernachlässigt. Doch Hitze, Dürre und Waldbrände erinnern derzeit schmerzhaft daran, dass das Klima nicht wartet.

Bis zu 37 Grad Celsius soll das Thermometer am Mittwoch anzeigen.
Foto: IMAGO/Rene Traut

Obwohl die Folgen der Klimakrise für die Bevölkerung wesentlich drastischer ausfallen werden, scheint die Politik das Thema gekonnt zur Seite zu schieben. Herrscht Krieg, werden Hilfspakete auf den Weg gebracht und Gipfeltreffen veranstaltet. Wütet die Pandemie, werden Krisenstäbe eingerichtet und Sofortmaßnahmen beschlossen. Und wenn sich Österreichs Städte zu Hitzeinseln entwickeln und zur Gefahr für die Bevölkerung werden? Dann ist praktischerweise meistens Sommerpause.

Österreichs Politik versagt nicht nur dahingehend, dass sich die Emissionen im Land auf dem gleichen Stand befinden wie in den 1990er-Jahren. Die Regierungen, Landeshauptleute, Bürgermeister und Gemeinderäte haben es in den vergangenen Jahrzehnten weitgehend verabsäumt, ausreichend Schutzmaßnahmen gegen jene Folgen der Klimakrise zu treffen, die uns bereits mit voller Wucht erreichen.

Klima-Kommission

Es reicht längst nicht mehr aus, einige wenige Orte kurzzeitig mit Sprühnebel zu kühlen oder über öffentliche Brunnen zum Baden zu sinnieren. Wir brauchen Pläne dafür, wie wir Hitzeinseln nachhaltig reduzieren können. Maßnahmen, um Wohnungen und Häuser ausreichend und ökologisch zu kühlen. Vorsorge für jene Menschen, die von den hohen Temperaturen besonders stark betroffen sind. Hilfe für Gemeinden, in denen Hochwasser oder Dürre zum Problem werden.

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Kurzum: Das, was für die Pandemie die Corona-Kommission war, ist jetzt für das Klima notwendig. Österreich braucht eine Klima-Kommission. Ein Gremium aus Wissenschafterinnen und Wissenschaftern unterschiedlichster Disziplinen, die die Regierung beraten und kurz-, mittel- und langfristige Vorschläge zum Umgang mit der Klimakrise erarbeiten. Eine Kommission, in der Fachleute wissen, ab wann die Hitze kritisch für den menschlichen Organismus wird. Die Vorschläge zur Prävention gegen Extremwettereignisse erarbeitet. Die sich überlegt, wie Land, Wirtschaft und Bevölkerung langfristig mit den neuen Herausforderungen umgehen und zugleich Emissionen reduziert werden können. Die Regierung wäre allerdings gut beraten, die von der Wissenschaft erarbeiteten Maßnahmen auch tatsächlich umzusetzen, was sie bei der Corona-Kommission vielfach nicht getan hat.

Türkis-Grün hat vor eineinhalb Jahren zwar vorgeschlagen, ein Klimakabinett und einen wissenschaftlichen Beirat einzurichten. Seither wurde es aber denkbar still um beide Gremien, umgesetzt wurden sie jedenfalls nicht.

Diesen Schlendrian kann sich die Republik nicht mehr länger leisten. Die Politik muss endlich anfangen, die Klimakrise so ernst zu nehmen wie jede andere Krise auch. Das bedeutet, einen langfristigen Plan zu schmieden und sich zugleich zu überlegen, wie mit den Folgen bisheriger Versäumnisse umgegangen werden soll. (Nora Laufer, 20.7.2022)