Martina Voss-Tecklenburg erwartet keinen Spaziergang.

Foto: APA/AFP/DAMIEN MEYER

Drei Tore am Konto: Alexandra Popp.

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EM-Viertelfinale im Ticker: Österreich fordert Deutschland, Do., 21 Uhr

Manchmal muss man sagen, was ist: Deutschland ist ein Gigant im Fußball der Frauen. Gut, die zwei Weltmeistertitel (2003 und 2007) ragen im Vergleich mit den USA nicht weit heraus, auf europäischer Ebene galten die Teams aus dem Nachbarland aber lange als Maß aller Dinge: Bei den vergangenen sechs Europameisterschaften gewann Deutschland fünf Titel. Noch Fragen? Die Euro 2017 in den Niederlanden kratzte aber am unantastbaren Image des deutschen Fußballs. In Rotterdam musste man sich im Viertelfinale Dänemark 1:2 geschlagen geben. Das Ausscheiden bedeutete eine Gnackwatschn für die erfolgsverwöhnten DFB-Kickerinnen.

Und weil das Kurzzeitgedächtnis einprägsamer ist als gar nicht so lang zurückliegende Erfolge, zählte das Team von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg auch vor der Endrunde in England zwar zu den Favoritinnen, aber eben nicht zu den unmittelbaren Titelbänken. Nach der Vorrunde wurde das adaptiert.

Deutschland spielte eine eindrucksvolle Gruppenphase. Gleich zu Beginn wurde Dänemark, auch keine Spaßtruppe, mit 4:0 vom Platz gefegt, das 2:0 gegen Spanien im zweiten Spiel war eine Machtdemonstration von Effektivität und davon, wie man ein technisch überlegenes Team aushebelt. Für Deutschland trafen Klara Bühl und Alexandra Popp. Finnland wurde 3:0 abgefertigt. Apropos Popp: Die 31-jährige Wolfsburg-Stürmerin traf in allen drei Gruppenspielen, hält bereits bei 56 Toren für die DFB-Elf. Oder anders: Die Frau weiß, wo das Tor steht. Hinzu kommt, dass die Torschützenkönigin der aktuellen Bundesliga-Saison Lea Schüller nach überstandener Corona-Infektion wieder einsatzbereit ist. Insgesamt spielt Deutschland einen dynamischen, aber auch zweikampfbetonten Fußball. Zentrale Figur im Mittelfeld ist Lyon-Spielerin Sara Däbritz. Sie lenkt das Spiel, spielt herausragende Pässe. Kurz: Sie ist das Um und Auf der Deutschen.

Argentinien ist fern

Der nächste mögliche Einsatz für Däbritz, Popp und Co ist das Viertelfinale gegen Österreich am Donnerstag in Brentford (21 Uhr, live ORF 1). Brentford liegt im Speckgürtel Londons, in die argentinische Stadt mit dem Anfangsbuchstaben C sind es 11.120 Kilometer Luftlinie. Jetzt wissen Sie das auch. London ächzt aktuell unter einer Hitzewelle, 39 knackige Grad waren es am Dienstag, Flüge wurden gestrichen, der öffentliche Verkehr findet nur eingeschränkt statt. Ein heißer Tanz droht, Deutschland ist zu favorisieren. Aber: "Es wird kein Spaziergang", sagte Teamchefin Voss-Tecklenburg. Und: "Ob wir jetzt zu null spielen oder 2:1 gewinnen, wäre mir am Ende egal." Deutschland stieg ohne Gegentor auf.

Österreichs und Deutschlands Frauen treffen zum ersten Mal überhaupt in einem Pflichtspiel aufeinander. Bisher wurde nur getestet: 2016 setzte es eine 2:4-Niederlage für Österreich, 2018 verlor man 1:3. Das ist lange her, die Aussagekraft ist überschaubar. (Andreas Hagenauer aus London, 20.7.2022)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum EM-Viertelfinale von Österreichs Frauen-Fußball-Nationalteam:

Deutschland – Österreich (Donnerstag, 21.00 Uhr/live ORF 1, Brentford, Brentford Community Stadium, SR noch offen).

Deutschland: Frohms – Gwinn, Hendrich, Hegering, Rauch – Oberdorf, Däbritz, Magull – Huth, Popp, Bühl

Ersatz: Berger, Schult – Doorsoun, Kleinherne, Anyomi, Brand, Dallmann, Lattwein, Lohmann, Waßmuth, Freigang

Fraglich: Schüller (nach Corona-Infektion)

Österreich: Zinsberger – Wienroither, Wenninger, Georgieva, Hanshaw – Zadrazil, Puntigam, Feiersinger – Hickelsberger-Füller, Billa, Dunst

Ersatz: Kresche, Pal – Schiechtl, Degen, Kirchberger, Naschenweng, Höbinger, Eder, Makas, Enzinger

Es fehlen: Kolb (nach Corona-Infektion zu Hause geblieben), Plattner (Schlüsselbeinbruch)

Fraglich: Schnaderbeck (Knieprobleme), Schasching (angeschlagen)