Karl Nehammer (links) und Anton Mattle auf dem Landesparteitag der Tiroler ÖVP, 9. Juli.

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Innsbruck – Bundeskanzler und ÖVP-Bundesparteiobmann Karl Nehammer wird offenbar im Wahlkampf der Tiroler ÖVP für die Landtagswahl am 25. September keine Rolle spielen. "Es sind zumindest keine Termine vereinbart", meinte ÖVP-Obmann, Spitzenkandidat Anton Mattle auf die Frage, ob Nehammer präsent sein werde. Gleichzeitig ließ Mattle erneut deutlich Kritik an den Kanzler-Aussagen am Landesparteitag ("Alkohol oder Psychopharmaka") durchklingen: Es sei "schade", das sollte nicht passieren.

Auf die Frage, ob die Tiroler ÖVP aus eigenen Stücken auf Nehammer-Einsätze im Wahlkampf verzichte oder der Bundesparteiobmann selbst nicht plane, in Tirol wahlzukämpfen, erklärte Mattle am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Innsbruck: "Es ist weder angefragt worden, noch sind Anfragen gekommen".

Mattle auf Distanz

Es tue ihm weh, dass "in der Außenwahrnehmung" vom Parteitag vor allem der umstrittene und vielfach kritisierte Sager des Bundeskanzlers bleiben werde, machte Mattle, der sich einen Tag danach von der Aussage Nehammers distanziert hatte, deutlich. Journalisten würden ihn seitdem immer darauf ansprechen, auch gehe er davon aus, dass dies auch noch "viele andere Menschen" im Wahlkampf tun werden. Solche "flapsigen Aussagen" würden einfach nicht gehen.

Mattle und seine Tiroler ÖVP befinden sich derzeit gehörig unter Druck, momentane Umfragen verheißen für den Wahltag nichts Gutes. Der frühere Bürgermeister von Galtür und Wirtschaftslandesrat verwies aber auf seine Wahl zum Landesparteiobmann mit 98,9 Prozent und darauf, dass die Partei höchst motiviert und geschlossen sei. Man müsse nun ganz intensiv den Kontakt mit den Menschen suchen und ihre Sorgen wahrnehmen. Gleichzeitig räumte der Spitzenkandidat und Nachfolger von Landeshauptmann Günther Platter aber ein, dass die Ausgangsposition für die Partei "nicht unbedingt einfach" sei.

Bezirkslisten präsentiert

Am Mittwoch präsentierte Mattle die Bezirkslisten sowie die ersten sechs Proponenten auf der Landesliste, die der Landesparteivorstand nach Sitzungen der Reihungskommission absegnete. Es kam zu keinen Überraschungen. Hinter Mattle auf der Landesliste kandidiert – gemäß dem Reißverschlusssystem – Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann, der Landtagsabgeordnete und geschäftsführende AAB-Obmann Dominik Mainusch, Landtagsvizepräsidentin Sophia Kircher, Landtagsabgeordneter und Touristiker Mario Gerber sowie Gesundheitslandesrätin Annette Leja.

Andere prominente Landespolitiker wie Klubobmann Jakob Wolf (Platz eins im Bezirk Imst), Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (Platz eins in Schwaz) oder Landesrat Johannes Tratter (Platz eins in Innsbruck-Land) sind über die Bezirkslisten abgesichert. Keines der Regierungsmitglieder habe aber automatisch wieder einen Regierungsposten sicher, betonte Mattle. "Der frische Wind ist nicht zu hundert Prozent gelungen", räumte er ein. Man habe aber insgesamt "viele neue Gesichter" auf den Listen, die 72 Kandidatinnen und Kandidaten – davon 37 Frauen und 35 Männer – umfasst.

Zudem deutete der Landesparteiobmann an, dass sich die künftigen schwarzen Landesräte großteils aus Personen, die auf den Listen stehen, zusammensetzen werden. Quereinsteiger seien aber auch "nicht ausgeschlossen". (APA, 19.7.2022)