Die Auswirkungen eines russischen Luftangriffs in der Region Odessa.

Foto: PA/AFP/OLEKSANDR GIMANOV

Kiew (Kyjiw)/Moskau – Die russischen Streitkräfte haben bei den Gefechten um den Donbass im Osten der Ukraine nach ukrainischen Angaben weitere Geländegewinne erzielt. "Der Feind hat im Raum Pokrowske einen Sturm durchgeführt, dabei teilweise Erfolg gehabt und setzt sich am Südrand der Ortschaft fest", teilte der ukrainische Generalstab am Dienstagabend in seinem Lagebericht mit. Pokrowske ist eine Siedlung zehn Kilometer östlich des wichtigen Verkehrsknotenpunkts Bachmut im Gebiet Donezk.

Die Linie Siwersk – Soledar – Bachmut gilt als nächste Verteidigungslinie der Ukraine vor dem Ballungsraum um die Großstädte Slowjansk und Kramatorsk. An anderen Frontabschnitten im Donbass ist es dem ukrainischen Militär nach eigenen Angaben gelungen, die russischen Angriffe zurückzuschlagen. Sowohl nördlich von Slowjansk als auch östlich von Siwersk seien die Attacken erfolglos verlaufen. "Die ukrainischen Kämpfer haben den Okkupanten erhebliche Verluste zugefügt", heißt es an einer Stelle im Lagebericht. Unabhängig sind die Angaben nicht zu überprüfen.

Russland hat die Ukraine Ende Februar überfallen. Die russische Armee strebt in der Ostukraine nach dem Gebiet Luhansk auch die Eroberung des Gebiets Donezk an. Im Süden der Ukraine, im Gebiet Cherson, berichtet der Generalstab von Artillerie- und Panzergefechten ohne eine Veränderung der Frontlinie.

Weitere Referenden geplant

Die US-Regierung geht davon aus, dass Moskau weitere Gebiete der Ukraine annektieren will. Vorbild sei das Vorgehen auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim im Jahr 2014, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby, am Dienstag. Geheimdienstinformationen deuteten darauf hin, dass Russland "Scheinreferenden" abhalten wolle. Es sollen demnach in den betroffenen Regionen russische Bankfilialen errichtet werden, um den Rubel dort als Währung einzuführen, so Kirby weiter.

Außerdem solle der Internetzugang kontrolliert werden. Moskau wolle die Menschen auch zwingen, die russische Staatsbürgerschaft zu beantragen. "Der Kreml hat den Zeitplan für die Referenden nicht bekannt gegeben, aber russische Vertreter in diesen Gebieten behaupten, dass sie im Laufe dieses Jahres stattfinden werden, möglicherweise in Verbindung mit den russischen Regionalwahlen im September", sagte Kirby weiter. Als betroffene Regionen nannte zum Beispiel die Gebiete Cherson, Saporischschja sowie die gesamten Gebiete von Luhansk und Donezk.

Der Kreml hat solche Pläne bisher nicht bestätigt. Allerdings haben die von Russland eingesetzten Verwaltungen in den besetzten Gebieten schon mehrfach erklärt, Referenden über einen Beitritt zu Russland abhalten zu wollen. Im Gebiet Saporischschja im Südosten der Ukraine wurde diesbezüglich ein Termin Anfang September genannt. Im südukrainischen Cherson haben die russischen Besatzer im Mai den Rubel als Zahlungsmittel eingesetzt, um die Region stärker in den eigenen Wirtschaftsraum zu integrieren.

Neue Waffenlieferung angekündigt

Zudem kündigten die Vereinigten Staaten weitere Waffenlieferungen an die Ukraine an. "Im Laufe dieser Woche wird die Regierung das nächste Waffen- und Ausrüstungspaket des Präsidenten für die Ukraine bekanntgeben", gab Kirby bekannt. Das Paket werde weitere der Raketenwerfer vom Typ Himars enthalten – diese hätten die Ukrainer bereits sehr effektiv eingesetzt. Zudem würden zusätzliche Munition für Mehrfachraketenwerfer und Artilleriegranaten geliefert. (red, APA, 19.7.2022)