Die Flammen im Karstgebiet griffen auch auf Slowenien über, meldete die Feuerwehr.

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Udine/Berlin/Wien – Feuerwehreinheiten aus Udine, Triest und Görz haben am Mittwoch bei einem Großbrand im Karstgebiet der Region weiterhin gegen schwere Brände angekämpft. Auch slowenische Feuerwehrleute und Freiwillige waren an den Löscharbeiten beteiligt. Die Feuerwehreinheiten wurden von Löschflugzeugen und Hubschraubern unterstützt, wie lokale Medien berichteten.

Der Bürgermeister von Triest, Roberto Dipiazza, warnte vor der Gefahr, dass es wegen den Feuern zu Stromausfällen kommen könnte. Dies könnte auch die Wasserversorgung belasten. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, Lifte nicht zu benutzen.

Rauchwolken über Grado

Wegen des starken Rauchs, der sich nach einem Brand in der Nähe der Hafenstadt Monfalcone entwickelt hatte, musste ein Produktionswerk der Reederei Fincantieri am Mittwoch geschlossen bleiben. 3.000 Mitarbeiter des Schiffsbauers gingen nicht in die Arbeit. Der Beschluss sei gefasst worden, um die Gesundheit der Arbeitskräfte zu schützen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Bürgermeisterin von Monfalcone, Anna Maria Cisint, rief ihre Mitbürger in einer Videobotschaft auf, wegen des starken Rauchs nicht die Wohnungen zu verlassen und die Fenster geschlossen zu halten.

Feuerwehreinheiten aus Udine, Triest und Görz kämpfen gegen die schweren Brände.
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Der Rauch traf auch Einwohner und Touristen in der bei Österreichern beliebten Adria-Badeortschaft Grado. Viele Touristen berichteten, dass sie in der Nacht wegen des beißenden Geruchs nicht schlafen und schwer atmen konnten. Im Laufe des Tages sei die Lage dank des Windes erträglicher geworden, erklärte der Bürgermeister von Grado, Claudio Kovatsch.

Autobahn und Zuglinie nach Triest wegen Bränden unterbrochen

Wegen eines Brandes in der Gemeinde Doberdo del lago in der Provinz Triest mussten 200 Personen evakuiert werden, da sich die Flammen, die bereits Hunderte Hektar Wald zerstört haben, den Häusern näherten. Auch ein Flüchtlingslager in der Nähe musste geräumt werden. Die Behörden der Gemeinden beklagten eine "dramatische Situation". Die Region Friaul-Julisch Venetien rief wegen der Brände den Ausnahmezustand aus. Die Autobahn A4 zwischen Redipuglia und Sistiana in Richtung Triest war vorerst gesperrt. Ein fünf Kilometer langer Stau bildete sich auf der Autobahn zwischen Sistiana und Lisert in Richtung Venedig.

Der Eisenbahnverkehr auf der Linie Venedig-Triest blieb zwischen Monfalcone und Duino Aurisina ebenfalls eingestellt, der Bahnhof Triest war nicht zugänglich. Mehrere Züge wurden gestrichen und ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, teilte Trenitalia mit. Die Bahngesellschaft riet den Bürgern im Friaul, auf Reisen zu verzichten.

Evakuierungen in Slowenien

Mehrere hundert Feuerwehrleute haben im Westen Sloweniens einen Waldbrand bekämpft, der möglicherweise der schlimmste Brand in der Geschichte des kleinen Landes werden könnte. In der Region nahe der Grenze zu Italien mussten nach Angaben der Rettungskräfte mehrere Dörfer evakuiert werden.

"Es wird uns niemals gelingen, das Feuer binnen eines Tages einzudämmen", sagte Srecko Sestan vom Zivilschutz laut der Nachrichtenwebsite N1. "Hoffen wir, dass es nicht zum schlimmsten in der Geschichte wird."

Waldbrände in Südfrankreich und Portugal

An der südfranzösischen Atlantikküste kämpft die Feuerwehr bereits seit mehr als einer Woche gegen zwei große Waldbrände. Auch in der Nacht auf Mittwoch breiteten die Flammen sich weiter aus, allerdings lediglich um 300 Hektar, wie die für die Gironde zuständige Präfektur mitteilte. Insgesamt verbrannten bei Landiras und Teste-de-Buch südlich von Bordeaux 20.600 Hektar Land. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wird am Mittwoch in dem Gebiet erwartet. Unterdessen machten bei heftigen Winden und lokaler Trockenheit Feuer auch in anderen Landesteilen Frankreichs zu schaffen.

In Portugal hat es bei den Bränden bisher mindestens drei Tote und 223 Verletzte gegeben.
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In Portugal gab es am Mittwochvormittag 25 größere und kleinere Waldbrände, die von insgesamt gut 1.200 Einsatzkräften bekämpft wurden, wie der Zivilschutz ANEPC mitteilte. Die größten Sorgen bereiteten zwei Feuer in den Gemeinden Chaves und Murça im Bezirk Vila Real östlich der Metropole Porto im Norden des Landes. Allein bei diesen beiden Bränden waren den Angaben zufolge mehr als 900 Einsatzkräfte tätig. Bei der Bekämpfung dieser Feuer habe man zuletzt aber große Fortschritte gemacht, hieß es. Wegen der Brände der vergangenen Tage mussten nach Angaben des ANEPC 1.055 Menschen ihre Siedlungen verlassen. Es habe mindestens drei Tote und 223 Verletzte gegeben, sechs davon wurden schwer verletzt.

Neue Höchstwerte in sechs deutschen Bundesländern

In Deutschland sind in sechs Bundesländern nach vorläufigen Angaben am Mittwoch die Es war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) damit auch der bisher heißeste Tag des Jahres 2022 und einer der heißesten überhaupt.

Spitzenreiter war um 15.30 Uhr Bad Mergentheim-Neunkirchen mit 40,3 Grad, wie ein Sprecher des DWD berichtete. Außerdem wurden 40,1 Grad in Hamburg-Neuwiedenthal gemessen, was ein Höchstwert für Hamburg war, sowie 40,0 jeweils in Barsinghausen-Hohenbostel (Niedersachsen-Rekord) und Huy-Pabstorf (Sachsen-Anhalt-Rekord). In Mecklenburg-Vorpommern wurde mit 39,4 Grad ein Landeshöchstwert in Boizenburg gemessen und in Schleswig-Holstein ein Landeshöchstwert mit 39,1 Grad in Grambek.

Österreichs Hitzepol lag mit 37 Grad in Innsbruck

Mit exakt 37,0 Grad Celsius hat am Mittwoch die ZAMG-Messstation Innsbruck Universität den höchsten Wert angezeigt. An drei weiteren Messstellen wurden zumindest 36 Grad überschritten, nämlich noch einmal in Tirol in Mayrhofen mit 36,3, derselbe Wert wurde in Gänserndorf in Niederösterreich angezeigt, während in Bad Deutsch-Altenburg 36,6 Grad erreicht worden sind.

Vom Österreich-Rekord blieben die Temperaturen nur ein Stück entfernt. 2013 wurden 40,5 Grad gemessen.
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Vom Österreich-Rekord bleiben die Temperaturen damit aber noch ein Stück entfernt. Dieser liegt bei 40,5 Grad, gemessen in Bad Deutsch-Altenburg am 8. August 2013.

Auch in hohen Lagen war es am Mittwoch extrem warm, berichtete die ZAMG auf APA-Anfrage. Hier waren die Temperaturen stellenweise sogar im Rekordbereich: An der Wetterstation am Brenner in Tirol, auf 1.412 Meter Seehöhe, hatte es 30,6 Grad. Damit wurde exakt der Juli-Rekord von 2015 erreicht. Und es war die zweithöchste jemals am Brenner gemessene Temperatur. Der Rekord liegt am Brenner bei 31,1 Grad, gemessen im Juni 2019. Die ZAMG-Wetterstation am Brenner besteht seit Juli 1947.

Heiß war es in ganz Österreich, dafür haben bereits zur Mittagszeit im Großteil des Landes Temperaturen ab 30 Grad gesorgt. Diese Marke wurde um 13.15 Uhr an rund 160 der insgesamt 280 Wetterstationen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik geknackt. Hitzepole waren vorerst die niederösterreichischen Orte Bad Deutsch-Altenburg und Pottschach mit je 35,0 Grad. (APA, red, 20.7.2022)