Fynn Kliemann ist nicht mehr Chef auf seinem eigenen Abenteuerspielplatz, dem nach ihm benannten Kliemannsland.

Foto: Kliemannsland/Youtube

Um Fynn Kliemann ist es ruhig geworden. Nach den fragwürdigen Maskendeals, dem undurchsichtigen Umgang mit Spenden und einer suspekten NFT-Auktion ist der Unternehmer, Influencer und Youtuber nicht mehr öffentlich in Erscheinung getreten. Das ist ungewöhnlich, denn Kliemann hat sich nach Bekanntwerden der Affären regelmäßig öffentlich geäußert.

"Mein gesamtes Leben zerstört"

Zuletzt trat der 34-Jährige Ende Juni an die Öffentlichkeit. In einem Instagram-Video holte Kliemann zum Rundumschlag gegen Medien und Kritiker aus.

In einer emotionalen und wütenden Rede sah sich der Norddeutsche von einer "woken linken Szene" verfolgt und prangerte die seiner Meinung nach gezielte Vernichtung seines Schaffens an: "Mein gesamtes Leben zerstört, zehn Jahre nonstop Arbeit, alles kaputt".

Kliemann ist nicht mehr Geschäftsführer

Die neueste Nachricht aus dem Kliemann-Universum kommt jedoch ohne aufgeregte Videos daher: Wie das Onlineportal nord24 bei einem Blick ins Handelsregister herausfand, ist der Unternehmer nicht mehr Chef in seinem eigenen Haus, dem Kliemannsland. Demnach ist Kliemann nicht mehr als Geschäftsführer der GmbH eingetragen – ebenso wie drei seiner Partner. Der Internetstar hatte diese Position seit 2019 inne. Das Kliemannsland ist eigentlich ein alter Bauernhof in Rüspel in Niedersachsen.

Die Videos des gleichnamigen Kanals zeigen, wie Kliemann und seine Mitarbeiter das Gelände nach und nach zu einer Art Abenteuerspielplatz und Kreativwerkstatt für passionierte Bastler und Künstler umbauen.

Kliemannsland

Das Unternehmen selbst hat bereits im Juni verkündet, sich vom berühmten Gründer zu distanzieren. Zwar legt der Titel nahe, dass sich das Kliemannsland zu dem Betrugsskandal positionieren würde, dazu kam es aber nicht. Die Macher erklärten, dass es eine Distanzierung von Fynn Kliemann "in Form einer Emanzipation" schon vor Jahren gegeben hat. Offenbar wurden mit dem Aus für Kliemann als Geschäftsführer nun doch echte Konsequenzen gezogen.

Maskenskandal und NFT-Deals

Anfang Mai geriet Kliemann unter Druck, weil ihm Jan Böhmermann in der Sendung "zdf magazin royal" Betrug mit Corona-Masken vorwarf. Demnach sollen Kliemann und sein Geschäftspartner Tom Illbruck über das Textilunternehmen Global Tactics Masken aus Bangladesch als fair produziertes europäisches Produkt beworben haben. Darüber hinaus verschickten Fynn Kliemann und Tom Illbruck 100.000 unbrauchbare Masken, die ihnen der Hersteller umsonst überlassen hatte, an Geflüchtetenunterkünfte in Griechenland und Bosnien, so Böhmermann. Sie inszenierten sich mit den mangelhaften Masken öffentlichkeitswirksam als Wohltäter.

Zu den Maskenvorwürfen ermittelt mittlerweile die Staatsanwaltschaft. Das ist aber längst nicht alles: In einer Auktion verkaufte Kliemann von ihm komponierte Musikstücke als NFTs. Doch nahm er nach dem offiziellen Schluss der Versteigerung weitere höhere Angebote an. So soll Kliemann laut Recherchen des rbb-Magazins Kontraste bei insgesamt 84 NFTs vorgegangen sein, was ihm 68.000 Euro extra eingebracht haben soll. Kliemann rechtfertigte sich damit, dass er zu schnell gehandelt habe. Kliemanns Anwälte ließen ausrichten, man habe nicht bedacht, dass der Verkäufer alle Gebote manuell bestätigen müsse, weshalb es zu Verzögerungen und der ungeplant langen Laufzeit der Auktionen gekommen sei.

Mehrfachunternehmer unter Druck

Ende Mai kündigte Kliemann an, er werden als Wiedergutmachung insgesamt 280.000 Euro an vier gemeinnützige Organisationen spenden. "Ich möchte aufräumen", sagte Kliemann.

Der selbsternannte Heimwerkerkönig ist nicht nur Youtuber, Musiker und Influencer, sondern auch Unternehmer und Investor. Kliemann ist unter anderem in den Bereichen Film- und Musikproduktion, Webdesign, Handel und Immobilien sowie in einem Hanf-Start-up tätig. Außerdem handelt Kliemann mit Bekleidung, die von Global Tactics produziert wird – auch an dieser Firma ist Kliemann beteiligt. Darüber hinaus ist Kliemann gemeinsam mit Olli Schulz Co-Star in der Netflix-Serie "Hausboot".

Mittlerweile haben zahlreiche Geschäftspartner und Wohltätigkeitsorganisationen die Zusammenarbeit mit Fynn Kliemann aufgekündigt. Darunter befinden sich die Tafel Deutschland, der FC St. Pauli, die Flüchtlingshilfsorganisation "Wir packen's an", der Energieversorger EWE oder die Wohltätigkeitsorganisation Viva con Agua. Auch der Ehrenpreis der Next Economy Awards, den Kliemann für seine Maskenproduktion erhielt, wurde ihm aberkannt. (pez, 20.7.2022)