Google und Smartphones: Eine Kombination, bei der die meisten wohl zunächst an Software denken. Immerhin ist es Googles Betriebssystem Android, das den weltweiten Smartphone-Markt dominiert. Allerdings hat das Unternehmen über die Jahre auch seine Hardwareambitionen deutlich ausgeweitet. Die Pixel-Serie soll nicht nur Google-Dienste in Bestform zeigen, sie nutzt dazu auch eine wachsende Schar an von Google selbst entwickelten Komponenten. Der Plan scheint aufzugehen. Die aktuellen Topgeräte Pixel 6 und Pixel 6 Pro sollen sich jedenfalls deutlich besser als ihre Vorgänger verkaufen.

Die Preisfrage

Doch auch Google weiß: Die breite Masse holt man in anderen Preiskategorie ab. Und dafür ist bei dem Android-Hersteller die a-Reihe zuständig, die preislich gesehen auf die Mittelklasse abzielt. Nachdem diese Ambitionen im Vorjahr massiv unter den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie gelitten haben – das Pixel 5a brachte kaum Neuerungen und war nur in den USA und Japan verfügbar –, folgt nun das große Comeback.

Das Pixel 6a soll all jene für sich gewinnen, die ein leistbares (Spoiler: 459 Euro) Smartphone suchen, das nicht nur durch smarte Google-Dienste aus der Masse heraussticht, sondern auch eine gute Kamera bietet und keinerlei Kompromisse bei der Leistungsfähigkeit eingeht – so umreißt es zumindest der Hersteller selbst. Beste Voraussetzungen, um zu verraten: DER STANDARD konnte das neue Smartphone bereits in den vergangenen Wochen ausführlich testen, um herauszufinden, ob es die großen Versprechungen des Herstellers auch einlösen kann.

Das Pixel 6a: Googles Versuch, die Mittelklasse bei Android-Smarpthones zu erobern.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Zwischenruf: Ungewohntes Lob

Bevor es ans virtuelle Auspacken geht, noch eine allgemeine Anmerkung, einfach weil das sonst gerne untergeht: Es ist wirklich erfreulich, wie viel sich in den vergangenen Jahren bei den Verpackungen von Smartphones getan hat. Kam vor einigen Jahren noch allerlei Kunststoff zum Einsatz, ist die Verpackung des Pixel 6a mittlerweile komplett aus Karton und somit einfach recycelbar. Wie gesagt, Google steht damit nicht alleine da, auch bei Konkurrenten wie Samsung oder Apple gab es in dieser Hinsicht massive Fortschritte. Insofern sei das als allgemeiner Trend einmal lobend erwähnt – auch wenn es in Fragen Ressourcenverschwendung bei Smartphones natürlich sonst noch viel mehr zu tun gibt.

Ersteindruck

Aber zum Gerät selbst: Das Design des Pixel 6a ähnelt jenem der aktuellen Topgeräte aus dem Hause Google stark, was auch bedeutet, dass es komplett anders ist als frühere a-Modelle. Und das heißt vor allem: Es gibt nun auch hier auf der Rückseite einen über die gesamte Breite gehenden Balken, in dem die Kameras untergebracht sind.

Ob das gefällt, ist – wie immer bei solchen Dingen – sicher Geschmackssache. Das Design hat aber zwei entscheidende Vorteile: Es hat großen Wiedererkennungswert, vor allem aber liegt das Smartphone damit gut am Tisch auf – was man von vielen anderen aktuellen Smartphones leider nicht behaupten kann.

Wichtig ist es dabei anzumerken, dass dieser "Camera Bump" erheblich kleiner als beim Pixel 6 oder Pixel 6 Pro ausfällt. Das Modul steht also nur rund einen Millimeter heraus, womit es auch beim Einstecken in eine enge Tasche kein sonderliches Hindernis darstellt.

Das Kameramodul des Pixel 6a fällt auf – steht aber nur wenig heraus.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Nachgebessert

Wer etwas genauer schaut, dem werden aber noch einzelne Detailverbesserungen im Vergleich zum Design des Pixel 6 auffallen. So ist das über den Kameras befindliche Glas von der restlichen Abdeckung getrennt, was wohl zusätzlich vor Beschädigungen schützen soll.

Zudem fallen an der Oberseite zwei zusätzliche "Antenna Lines" auf – also kleine Kunststofffenster, die den Metallrahmen durchbrechen und dabei helfen sollen, den Funkempfang zu verbessern. Nicht die schlechteste Idee, hatten sich doch viele Nutzer über Empfangsprobleme beim Pixel 6 (Pro) beschwert. Ob dieser Plan aufgeht, wird sich allerdings erst später zeigen.

Handliche Größe

Zeit, ein paar der Eckdaten zu nennen: Die Abmessungen des Pixel 6a sind 152,2 x 71,8 x 8,9 Millimeter. Damit ist es zwar eine Spur kleiner als das Pixel 6 aber doch auch deutlich größer, als es noch das Pixel 4a war. Konkret ist das Pixel 6a im Vergleich acht Millimeter länger und zwei Millimeter breiter. Wer auf ein besonders kompaktes Smartphone gehofft hat, wird an dieser Stelle also enttäuscht.

Generell liegt das Pixel 6a aber gut in der Hand, was nicht zuletzt daran liegt, dass man auf Spielereien wie einen seitlich abgerundeten Bildschirm verzichtet, auch ist der Rahmen schön griffig. Die Rückseite wurde hingegen glatt ausgeführt, obwohl sie nicht aus Glas, sondern einem "3D-thermogeformten" Kunststoff besteht. Das mag manchen besser gefallen, ist aber natürlich rutschiger.

Display

Am Bildschirm des Pixel 6a gibt es wenig auszusetzen.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Beim Bildschirm handelt es sich um einen 6,1 Zoll großen OLED mit einer Auflösung von 1.080 x 2.400 Pixel, was einer Pixeldichte von 421 PPI und einem Seitenverhältnis von 20:9 entspricht. Durchbrochen wird dieser durch den gewohnten Punchhole-Ausschnitt für die Frontkamera, die an der Oberseite mittig angebracht ist. Liebhabern der Symmetrie fällt störend auf, dass der Abstand zwischen sichtbarem Display und Gehäuserand unten größer ist als zu den anderen Seiten hin.

An der Darstellungsqualität gibt es hingegen wenig auszusetzen – ganz im Gegenteil. Die Schärfe ist sehr gut, die Auflösung für diese Größe mehr als ausreichend. Die gemessene maximale Helligkeit von 820 Nits weiß ebenso zu gefallen wie die HDR-Darstellung. Kleine Abzüge gibt es aber – erneut – dafür, dass Google eine recht billig wirkende Beschichtung zum Schutz vor Fingerabdrücken verwendet, die aus gewissen Winkeln einen leichten Regenbogeneffekt ergibt.

60 Hz und sonst nichts

Wenn etwas fehlt, dann ist es der Support für hohe Bildwiederholfrequenzen. Das Pixel 6a beherrscht nur klassische 60Hz. Zumindest 90Hz würde man sich auch in dieser Kategorie langsam wünschen, immerhin wirken dadurch alle Animationen deutlich "weicher" als bei 60 Hz. Wer will, kann sich auch daran stören, dass der Bildschirm "nur" durch das schon etwas ältere Gorilla Glass 3 vor Beschädigungen geschützt wird, in der Praxis macht dies aber wenig Unterschied aus.

Tensor bleibt Tensor

Die wohl größte Neuerung des Pixel 6a findet sich aber an anderer Stelle, immerhin ändert Google nicht weniger als die Strategie bei der Ausstattung eines solchen Mittelklasse-Smartphones. Statt wie in früheren Jahren einen entsprechend langsameren Chip zu verwenden, liefert Google das Pixel 6a mit exakt demselben SoC aus, der auch im Pixel 6 und Pixel 6 Pro zu finden ist – dem "Tensor" aus eigener Entwicklung.

Das mag zunächst widersinnig klingen, bei näherer Betrachtung ergibt es aber durchaus Sinn: Wo es beim Zukauf von Komponenten aus finanziellen Gründen sinnvoll ist, für Mitteklassegeräte auf schwächere Chips zu setzen, sieht die Rechnung bei der Nutzung eigener SoCs ganz anders aus. Der Aufwand für die Entwicklung eines schwächeren Chips wäre beträchtlich, da ist es viel sinnvoller, den gleichen SoC in möglichst vielen Geräten einzusetzen – und so auch dessen Kosten zu minimieren.

Reale Performance

Zwei zusätzliche Tests: Bei "Don't kill my app" schneidet das Pixel 6a vorbildlich ab. Im Gegensatz zu vielen anderen Android-Smartphones verzichtet Google also auf zweifelhafte Stromsparmaßnahmen, die zu verspäteten Benachrichtigungen oder ausbleibenden Weckern führen können. Im Belastungstest von 3DMark zeigt das Pixel 6a nach einigen Runden hingegen einen deutlichen Einbruch der Leistung – was allerdings für High-End-SoCs recht typisch ist.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Während Apple schon länger ein ähnliches Modell verfolgt, ist dieser Ansatz in der Android-Welt bisher eher ungewöhnlich. Für die Nutzerinnen ist das jedenfalls erfreulich. Bedeutet dies doch, dass das Pixel 6a theoretisch eine Leistungsfähigkeit an den Tag legen sollte, die sich mit Topgeräten messen kann.

Die gute Nachricht: In diesem Fall deckt sich die Praxis mit der Theorie. Das Pixel 6a agiert generell wieselflink, Apps starten äußerst schnell, Hänger wären uns im gesamten Testverlauf keine aufgefallen. Der subjektive – und das ist der entscheidende – Eindruck ist also hervorragend.

Benchmark-Auffälligkeiten, nachgespürt

In Benchmarks wird es dann etwas komplizierter – wenn auch nur im Detail. Während die Grafiktests von 3DMark tatsächlich dasselbe Leistungsniveau wie ein Pixel 6 zeigen, fallen bei anderen Tests um rund 15 bis 20 Prozent niedrigere Werte auf. Das verblüfft zunächst, erinnert aber daran, dass für heterogene Benchmarks der SoC eben nicht der einzige bestimmende Faktor ist.

In diesem Fall ist es nämlich so, dass für das Pixel 6a günstigere Speicherchips verwendet wurden, die in darauf spezialisierten Benchmarks nur rund die Hälfte der Leistung eines Pixel 6 zeigen. Genau das schlägt sich dann eben auch in besseren Systembenchmarks nieder, die nicht bloß stumpfsinnig synthetische CPU-Berechnungen durchführt.

Eine Frage der Bits

Bei Browser-basierten Tests kommt aber noch ein zweiter Faktor hinzu: Das Pixel 6a hat nämlich "nur" 6 GB RAM und damit weniger als das Pixel 6 (8 GB) und das Pixel 6 Pro (12 GB). Das ist deswegen relevant, weil die – flottere – 64-Bit-Ausführung von Chrome derzeit nur auf Smartphones mit mindestens 8 GB RAM zur Verfügung steht.

Das war jetzt viel Information zur Frage, wie komplex es sein kann, Benchmark-Ergebnisse richtig zu interpretieren. In Wirklichkeit ist das aber alles ziemlich nebensächlich. Denn wie gesagt: Das Pixel 6a ist für diese Kategorie extrem flott, und selbst bei App-Starts – die eigentlich unter dem langsameren Storage leiden sollten – sind im direkten Vergleich zum Pixel 6 Pro kaum Unterschiede festzustellen. Da wiegt die gewohnt gut auf Performance optimierte Google-Software deutlich mehr als irgendwelche marginalen Benchmark-Unterschiede.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Wenn schon der SoC derselbe ist, wie unterscheidet sich das Pixel 6a überhaupt von den aktuellen Topgeräten? Eine perfekte Überleitung zum nächsten Punkt.

Die Kamera

Das Pixel 6a bietet eine Hauptkamera mit 12,2 Megapixel, einer Pixelgröße von 1,4μm und einer Blende von f/1.7 sowie einem Sichtfeld von 77 Grad. Wem all das irgendwie bekannt vorkommt, der hat wieder mal recht: Dahinter steckt exakt jener Sony IMX363 Sensor mit einer Größe von 1/2,55 Zoll, der bis zum Pixel 5 bei vielen Smartphones von Google zum Einsatz kam. Das heißt: Der deutlich stärkere Sensor des Pixel 6 (Pro) bleibt den High-End-Geräten vorbehalten.

Bei gutem Licht gibt es den gewohnt starken Look, den man von älteren Pixel-Generationen kennt.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Auch mit vielen Details geht die Kamera gut um, auch wenn andere aktuelle Smartphones hier natürlich noch feinere Strukturen erhalten
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Dezent genervte Katze, aber das Foto unter (schwachem) Kunstlicht musste trotzdem sein.
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Das heißt allerdings auch: Der Kameratest bietet keine Überraschungen, die Bilder entsprechen ziemlich genau dem, was man auch aus einem Pixel 5 bekommt. Anders gesagt: Der Gesamteindruck ist weiter sehr gut, gleichzeitig liefern größere Sensoren natürlich mehr Details und sind vor allem am Abend stärker.

Eine wichtig Anmerkung zwischendurch: All die Fotos des Tests und einige mehr gibt es wie gewohnt auch in einem Google Fotos-Album in Originalqualität.

Konsistenz als Trumpf

Dafür hat die Kamera des Pixel 6a einen Vorteil, den man nicht unterschätzen sollte: Sie ist nicht nur äußerst flott und sondern vor allem auch sehr zuverlässig. Heißt: Mit anderen Smartphone-Kameras kann man bessere Aufnahmen machen, gleichzeitig gehen bei den aktuellen Topgeräten von Samsung, Xiaomi und – ja auch – Google öfter mal Bilder ganz daneben. Das kommt beim Pixel 6a eigentlich nie vor. Hier zeigt sich, welchen Vorteil es hat, wenn ein Hersteller über Jahre hinweg seine Software auf einen spezifischen Sensor optimiert.

Auch am Abend ist es mit dem Pixel 6a möglich, ansehnliche Fotos zu machen.
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Bei Dunkelheit wird es dann schwieriger, ein wirklich scharfes Foto zu bekommen.
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Zum Vergleich: Das Pixel 6 Pro mit dem größeren Sensor tut sich hier wesentlich leichter.
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Im Vergleich zum Pixel 6 fällt übrigens auf, dass das Pixel 6a generell etwas wärmere Bilder liefert. In vielen Fällen ist es dann auch eher Geschmacksache, welche Aufnahme man bevorzugt – zumindest bei optimalen Lichtverhältnisse. Bei schwierigeren Szenarien, zeigen sich dann natürlich die Vorteile der stärkeren Hardware. Das gilt vor allem für Abendaufnahmen. Zudem liefert der Sensor des Pixel 6 durch seine Größe einen recht guten, natürlichen Bokeh für Porträtaufnahmen, mit dem der kleine Sensor nicht aufwarten kann.

Ultraweitwinkel

Bei der zweiten Kamera handelt es sich um eine Ultraweitwinkel mit einem Sichtfeld von 114 Grad. In diesem Fall steht dahinter mit dem IMX386 derselbe Sensor (12,2 Megapixel, 1,25 μm Pixelgröße) wie beim Pixel 6. Die Qualität ist also ähnlich und mit dem Begriff "gut" passend umschrieben. Die Ultraweitwinkelkamera ist insofern ein nettes Extra, es gibt aber andere Hersteller, die in dieser Hinsicht Besseres liefern.

Eine Randbemerkung: Auffällig ist, dass die Farbgebung der Ultraweitaufnahmen des Pixel 6a sich bei vielen Bildern deutlich von jener eines Pixel 6 Pro unterscheidet. Das ist wohl mit den Unterschieden beim Hauptsensor zu erklären sowie durch Googles Bestreben, zwischen den beiden Kameras farblich konsistente Aufnahmen zu liefern. Das ist an sich löblich, im direkten Vergleich dann aber auch etwas verblüffend.

Die Ultraweitwinkel ist ein nettes Extra und liefert zumindest am Tag auch recht gute Bilder.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Eine Telekamera gibt es nicht, insofern muss man sich für diese Aufgaben also ganz auf Software verlassen. Googles "SuperResZoom" liefert zwar bessere Bilder als der digitale Zoom vieler anderer Smartphones, allzu viel sollte man sich dann aber auch nicht erwarten. Von den Detailaufnahmen, die man etwa mit einem Galaxy S22 Ultra oder auch einem Pixel 6 Pro erzielen kann, ist man damit natürlich weit entfernt.

Selfie-Time

Bleibt noch die Frontkamera: Diese ist mit 8 Megapixel, einer Pixelgröße von 1,12 μm und einer Blende von f/2.0 wieder dieselbe wie beim Pixel 6, das Pro-Modell hat hingegen einen stärkeren Sensor. Generell liefert die Selfie-Kamera des Pixel 6a aber durchaus gute Bilder; dass sie nur einen Fixfokus hat, ist aber schade.

Smarte Features

Die wahre Stärke der Google-Geräte liegt aber üblicherweise in der Software. Entsprechend ist erfreulich, dass das Pixel 6a fast alle der KI-gestützten Features und Bildoptimierungen von den Topgeräten übernimmt – von Real Tone bis zum Magic Eraser, der störende Objekte oder Personen aus Aufnahmen entfernen kann. Passend zum Start des Pixel 6a gibt es sogar ein neues Feature für den Magic Eraser, mit dem die Farbe von herausstechenden Objekten in einer Aufnahme verändert werden kann, um diese in den Hintergrund treten zu lassen.

Im Vergleich zum Pixel 6 (Pro) fehlen eigentlich nur zwei Dinge: der Motion Mode, der unter anderem eine Art smarte Langzeitbelichtung bietet, sowie diverse Kinoeffekte für Video. Apropos Video: Die Qualität solcher Aufnahmen (bis zu 4K60) ist zwar besser als der Ruf der Google-Geräte in dieser Hinsicht, gleichzeitig bieten hier andere Hersteller zum Teil deutlich mehr Möglichkeiten.

Der Fingerabdrucksensor

Unter dem Bildschirm liegt der Fingerabdrucksensor.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Zur biometrischen Authentifizierung wird ein Fingerabdrucksensor unter dem Bildschirm geboten. Interessanterweise kommt dabei ein anderes Modell als beim Pixel 6 (Pro) zum Einsatz. Das lässt natürlich vermuten, dass hier nachgebessert wurde, immerhin gab es an dieser Komponente in Tests einige Kritik.

In der Praxis lässt sich aber kaum eine Unterschied bemerken, was allerdings daran liegt, dass der Autor auch mit dem Sensor im Pixel 6 Pro aktuell keinerlei Probleme mehr hat. Hier wurde mit einer Reihe von Updates gut nachgebessert. Gibt es schnellere Sensoren? Definitiv. Diese pfeifen dafür aber zum Teil auch auf die Sicherheit, was bei Bewertungen dieser Komponenten ein verblüffend wenig betrachteter Faktor ist. Und dank des haptischen Feedbacks ist auch immer klar, wann der Finger wieder vom Display genommen werden kann.

Brumm, brumm

Apropos Haptik: In diesem Bereich zeigen sich dann doch wieder die Unterschiede zu den Topmodellen. Das Vibrations-Feedback ist wesentlich weniger präzise als es bei einem Pixel 6 Pro der Fall ist. Ein weiterer Minuspunkt: Einen klassischen Kopfhöreranschluss gibt es nicht mehr, Google verabschiedet sich nun also auch in der Mittelklasse von dieser Komponente. Bei den Premiumgeräten sucht man einen solchen schon länger vergeblich.

Die Stereo-Tonausgabe ist für ein Smartphone in Ordnung, Klangwunder sollte von solch einer Hardware ohnehin niemand erwarten. Denn natürlich fehlt hier das nötige Volumen, der Sound ist generell eher flach. Für die Tonaufnahme gibt es zwei Mikrofone, eines weniger als beim Pixel 6 (Pro). An der Sprachqualität beim Telefonieren gab es trotzdem nichts auszusetzen – auch nicht beim Gegenüber.

Der lokale Speicherplatz ist 128GB groß. Varianten mit mehr Speicher gibt es ebenso wenig wie einen MicroSD-Slot zur Erweiterung. Dass die genutzten Chips nur halb so schnell wie jene der Topgeräte von Google ist, wurde bereits an anderer Stelle erwähnt.

Akkulaufzeit

Der Akku fällt mit 4.410 mAh für ein Gerät dieser Größe angemessen aus. Heißt: Er ist zwar etwas kleiner als jener des Pixel 6, in Relation zur Größe passt es dann wieder. Vor allem aber resultiert das in eine sehr gute Laufzeit. In der subjektiven Nutzung des Autors kam das Gerät auf sieben bis acht Stunden "Screen on Time".

Das bestätigt auch der Akku-Benchmark von PCMark, der einen sehr guten Wert von 13 Stunden liefert. Hier ist es dann von Vorteil, dass das Display nur 60Hz bietet, immerhin sind hochfrequente Darstellungsmodi als echte Akkufresser bekannt. Trotzdem verblüfft, wie groß der Unterschied zu einem Galaxy S21 FE ist, das bei PCMark gerade einmal auf 7:33 Stunden kommt. Da kann der 120-Hz-Modus nicht der einzige Grund sein, das Samsung-Gerät scheint also auch sonst weniger effizient zu sein.

Kein drahtloses Laden

Geladen wird wie gewohnt über den USB-C-Anschluss. Drahtloses Laden unterstützt das Pixel 6a hingegen nicht.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Das Aufladen erfolgt mit USB-C-Fast-Charging, was im konkreten Fall bedeutet: mit bis zu 18 Watt. Ein Ladegerät wird wie bei so vielen aktuellen Smartphones nicht mehr mitgeliefert, drahtloses Laden beherrscht das Pixel 6a ebenfalls nicht. Ebenfalls wichtig: das Pixel 6a ist nach IP67 vor Staub und Wasser geschützt.

Es gibt WiFi 6E – also inklusive des in Österreich derzeit noch nicht aber hoffentlich vielleicht oder auch nicht bald verfügbaren Supports für den 6-GHz-Frequenzbereich. 5G wird ebenfalls unterstützt, auf mmWave muss man in Europa aber verzichten, da es hierzulande aber ohnehin keine entsprechenden Netze gibt – und auch noch länger nicht geben wird –, ist das wohl ohnehin besser so. Dafür gibt es Dual-SIM-Support in der Kombination aus integrierter eSIM und einem Nano-SIM-Einschub.

Die Frage aller Fragen: Empfangsqualität

Damit wären wir bei einem ziemlich heiklen Punkt angelangt: der Empfangsqualität. Haben doch Nutzer des Pixel 6 und Pixel 6 Pro zum Teil über eine Fülle an schwerwiegenden Problemen mit ihren Geräten berichtet. Von zufälligen Verbindungsabbrüchen, die sich nicht so schnell beheben lassen, bis zu groben Problemen beim Übergang vom WLAN ins Mobilfunknetz ist da die Rede.

Grund genug, sich dieses Thema beim Test des Pixel 6a einmal näher anzusehen. Also wurden drei Smartphones – ein Pixel 6 Pro, das Pixel 6a sowie ein Galaxy S21 FE – mit der App Network Cell Info Lite ausgestattet, um bei einem Spaziergang durch die Stadt zu sehen, wie es jeweils mit der Signalqualität aussieht. Begleitend wurden regelmäßige Speedtests durchgeführt, um die reale Auswirkung schlechterer Signalwerte auf die Internetgeschwindigkeit zu sehen.

Disclaimer

Vorher aber noch eine Anmerkung: Dem Tester ist natürlich klar, dass das kein perfektes Set-up ist. Solche Apps können nie so genau sein wie den Mobilfunkern zur Verfügung stehenden Tools. Und natürlich sind die gelieferten Geschwindigkeiten auch von vielen anderen Faktoren abhängig, vor allem mit welcher Mobilfunkzelle sich das Gerät verbindet und wie stark diese gerade belastet wird. Aber es geht hier ja auch nur darum, größere Ausreißer zu sehen, nicht darum, geringe Abweichungen im Detail festzuhalten.

Überraschung

Das perfekte Set-up für eine spannende Recherche also – sollte man zumindest meinen. In der Realität stießen diese Ambitionen allerdings auf ein klitzekleines "Problem": Während des gesamten Testverlaufs zeigten sich im Netz von Magenta exakt null Auffälligkeiten – und zwar bei keinem der Geräte. Das S21 FE und das Pixel 6a wiesen zwar oftmals eine leicht bessere Empfangsqualität als das Pixel 6 Pro auf, in einen messbaren Unterschied bei der Datengeschwindigkeit resultierte das aber nicht. Aussetzer oder Probleme beim Übergang wurden ebenfalls nicht bemerkt, ein Youtube-Stream lief die gesamte Zeit am Pixel 6a unterbrechungsfrei durch.

Gibt es Smartphones mit besserem Empfang? Sicherlich. Aber generell gab es im Testverlauf keinerlei Problem mit der Signalqualität beim Pixel 6a – weder subjektiv noch in den Messungen.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Auch Mobilfunker

All das passt zum subjektiven Eindruck des Autors, der in den vergangenen Monaten nie Probleme mit der Mobilfunkverbindung beim Pixel 6 Pro hatte. Und es stärkt den Verdacht, dass einfach ein Teil der ausgelieferten Geräte ein Hardwareproblem hatte und Google das bislang nicht zugeben will. Zumindest scheint man bei direkten Beschwerden betroffene Geräte anstandslos auszutauschen.

Dazu kommt, dass aus den Reihen eines großen Mobilfunkers gegenüber dem STANDARD sehr Ähnliches zu hören ist. Dort kann man die öffentlich viel diskutierten Empfangsprobleme nämlich so gar nicht nachvollziehen. Zwar habe es tatsächlich beim Marktstart des Pixel 6 das eine oder andere Defizit bei der Modemsoftware gegeben, diese seien aber lange ausgeräumt. Aktuell seien keine Probleme in diesem Bereich mehr bekannt.

Empfangsqualität beim Pixel 6a

Lange Rede, die eigentlich nur eine Frage übrig lässt: Was heißt das jetzt für das Pixel 6a? Sagen wir es mal so: Beim vorliegenden Testgerät gab es an der Empfangsqualität nichts auszusetzen. Diese Aussage betrifft nach den Erfahrungen der Vergangenheit aber nur mal dieses eine Gerät. Allerdings sollte man eigentlich davon ausgehen können, dass Google aus den offensichtlichen Fehlern bei der Qualitätssicherung gelernt hat und beim Pixel 6a nicht noch mal dasselbe passiert. Eigentlich, halt.

Android 12L (bald: 13)

Als Software wird das Pixel 6a mit Android 12L ausgeliefert, also der (gerade noch) aktuellsten Version des Betriebssystems. Garniert ist diese wie gewohnt mit einer Fülle an durchaus nützlichen Google-Features. Dazu gehören etwa eine extrem schnelle Spracherkennung oder auch Live-Übersetzungen sowie ein zusätzlicher Anti-Phishing-Schutz. Alles Dinge, die übrigens vollständig lokal am Gerät laufen und auf die der Tensor-Chip gezielt optimiert wurde.

Ansonsten ist die Softwareausstattung erfreulich schlank, was aber natürlich auch daran liegt, dass sie durch und durch Google ist. Dopplungen ergeben sich schon alleine deswegen nicht, weil niemand Google dazu zwingen kann, zusätzliche Apps auf sein Gerät zu packen. Umgekehrt müssen alle anderen Android-Anbieter, so sie den Play Store nutzen wollen, bekanntermaßen ein gewisses Set an Google-Apps fix installieren.

Softwaredetails

Doch noch einmal zur Softwareversion: Für etwas Irritation sorgt zunächst, dass beim Testgerät ein sehr alter Sicherheits-Patch-Level installiert ist – konkret aus dem April 2022. Google betont auf Nachfrage, dass sich das vor dem Marktstart auch nicht mehr ändern wird, Anfang August dann aber ein Update folgen soll, mit dem das Pixel 6a auf den aktuellen Stand gehoben wird. In diesem Fall lassen wird ausnahmsweise als lässliche Sünde durchgehen, zumal zwischen Marktstart und Update ohnehin nur ein paar Tage liegen.

Einige Eindrücke von der Google-Android-Oberfläche, in dem Fall gerade noch Android 12. Erfreulich ist jedenfalls, dass einige der Google-Apps zwar "empfohlen" werden, aber nicht fix vorinstalliert sind.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Zudem darf man dies auch als Hinweis darauf lesen, dass das Smartphone schon im Mai – also zur Google I/O, wo es auch vorgestellt wurde – erscheinen hätte sollen, der Hersteller aber wohl Probleme hatte, ausreichend Produktionskapazitäten zu bekommen. Damit kämpft derzeit ja die gesamte Branche.

Updates

Gerade für diese Preiskategorie erfreulich ist das Update-Versprechen: Fünf Jahre lang will Google das Pixel 6a mit monatlichen Sicherheitsaktualisierungen versehen. Etwas mehr würde man sich hingegen bei großen Versionssprüngen wünschen: Hier verspricht Google weiterhin "nur" drei Stück – und damit weniger als etwa Samsung beim preislich vergleichbaren A53 5G, das vier große Updates bekommen soll. Umgekehrt reduziert Samsung nach ein paar Jahren die Frequenz der Sicherheitsaktualisierungen, während Google bis zum Ende den monatlichen Rhythmus beibehält.

Doch auch das mit den drei großen Versionssprüngen klingt besser, als es in der Praxis ist, und das liegt am konkreten Veröffentlichungszeitpunkt des Geräts. Wird doch Android 13 aller Voraussicht nach bereits Anfang August freigegeben, womit dann wenige Tage nach dem Launch des Pixel 6a auch schon der erste Generationssprung verbraucht wäre.

Ein ähnliches Problem haben aber natürlich alle Geräte, die jetzt noch mit Android 12 auf den Mark kommen, darunter wohl auch Samsungs kommende Foldables Galaxy Z Flip 4 und Z Fold 4. Nur dass dort die Nutzerinnen etwas länger auf den Android 13-Sprung warten müssen, während Google seine Gerät ja üblicherweise direkt an Tag 1 mit der neuen Version versorgt. Eine weitere Stärke der Google-Software: Neben den großen Versionssprüngen gibt es vierteljährliche Pixeln Feature Drops, mit denen die Smartphones neue Funktionen verpasst bekommen.

Verfügbarkeit

Das Pixel 6a kann ab sofort um den schon erwähnten Preis von 459 Euro vorbestellt werden, die Auslieferung erfolgt dann ab dem 28. Juli. Es stehen die Farben "Sage", "Chalk" und "Charcoal" – also Grün, Weiß und Schwarz – zur Auswahl. Wer bis zum 1. August vorbestellt, bekommt die Pixel Buds A – also Googles günstigste Earbuds – im Wert von 99 Euro kostenlos dazu.

Leider muss bei der Verfügbarkeit aber wieder der übliche Disclaimer angehängt werden: Österreich gehört nicht zu den offiziell versorgten Ländern. Direkt über den Google Store gibt es das Pixel 6a hierzulande also nicht – wer es haben will, muss es sich etwa über einen Paketdienstleister aus Deutschland besorgen.

Überraschung

Aber und das ist ein großes und im Vorfeld ziemlich unerwartetes "Aber": Wie sich herausstellt, wird das Pixel 6a von Amazon direkt nach Österreich verschickt. Damit wird die nicht-offizielle Verfügbarkeit durch Google eigentlich nebensächlich. Dass die Geräte bei Amazon direkt über Google, genau genommen über einen Google Store innerhalb von Amazon kommen, ist dann wieder so ein Punkt, den man nicht verstehen muss. Weil in dem Moment könnte der Hersteller die Geräte eigentlich gleich über den offiziellen Google Store auch in Österreich anbieten. Aber: Google halt.

Das Pixel 6a in der offiziellen Hülle von Google.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Fazit

Ein schlankes Android mit langem Software-Support, Top-Performance in Kombination mit einer guten Kamera zu einem fairen Preis. Wer nach so etwas sucht, ist mit dem Pixel 6a bestens bedient. Vorausgesetzt natürlich, dass man keine gesteigerte Abneigung gegen Google hat, um dessen Dienste sich in der Software wirklich alles dreht.

Wobei: Genau genommen ist das Pixel 6a gerade für diese Gruppe die erste Wahl unter den Android-Smartphones. Immerhin gibt es keinen anderen Hersteller, der es dermaßen einfach macht, alternative Android-Firmware auf die eigenen Geräte zu spielen und dann auch noch vernünftig abzusichern – und damit ironischerweise die beste Wahl für Android ohne Google-Services ist.

Allerdings hat das Pixel 6a auch einen starken Konkurrenten aus dem eigenen Haus: Ist das Pixel 6 doch mittlerweile bereits deutlich billiger als zum Marktstart zu haben – Google selbst verkaufte es erst vor kurzem um 529 Euro. Das ist dann schon recht nahe zum Preis des Pixel 6a. Gleichzeitig bekommt man beim Pixel 6 eine bessere Hauptkamera, einen 90-Hz-Bildschirm, drahtloses Laden und auch sonst eine etwas bessere Ausstattung. Umgekehrt gilt es natürlich abzuwarten, um welchen Preis das Pixel 6a dann in ein paar Monaten angeboten wird. (Andreas Proschofsky, 21.7.2022)