Die Feuerwehrleute schuften im Sommer, werden aber im Winter gekündigt.

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Spanien brennt von Nord nach Süd, von Ost nach West – in der Extremadura, in Andalusien, Galicien, Zentralspanien und Katalonien. 39 Waldbrände sind es diesen Sommer bereits. 24 sind noch immer aktiv. Fünf der Brände sind besonders virulent. Dort ist die Katastrophenschutzeinheit der spanischen Armee (UME) im Einsatz. Wohnhäuser fielen den Flammen zum Opfer, mehrere Dörfer mit insgesamt 8.000 Einwohnern wurden evakuiert, Zugverbindungen eingestellt, die Autobahn von Madrid nach Barcelona teilweise gesperrt. Zwei Todesopfer sind bisher zu beklagen.

"Es handelt sich um einen tragischen Sommer, der uns zwingt, die Antworten auf die Waldbrände zu überdenken", erklärte Umweltministerin Isabel Rodríguez Anfang der Woche. Sie berichtet von 70.000 Hektar abgebranntem Land. Das ist doppelt so viel wie der Durchschnitt in den vergangenen zehn Jahren. Umweltschutzorganisationen sprechen gar von 90.000 Hektar.

Die Tendenz ist deutlich steigend. Im gesamten vergangenen Jahr brannten rund 85.000 Hektar Wald und Weideland. Und das war bereits ein tragischer Rekord. Denn es war über ein Viertel mehr als 2020. Die Gefahr ist längst nicht gebannt. Die Temperaturen bleiben auch in den kommenden Tagen hoch, Regen ist keiner angesagt – und was am Schlimmsten wiegt, es windet in vielen Landesteilen stark.

Mängel bei Brandbekämpfung

Rodríguez will "die Systeme und Zuständigkeiten vereinheitlichen, um die Effektivität der Mittel zu erreichen". Dieser etwas kryptische Satz bezieht sich auf die schweren Mängel in der Brandbekämpfung. Diese liegt weitgehend in der Zuständigkeit der Gemeinden und vor allem der Regionen.

Und hier mangelt es überall im Land, vor allem in den dünn besiedelten Regionen, an Mitteln zur Brandbekämpfung. Ein Beispiel dafür ist das zentralspanische Castilla und León, wo in den Provinzen Ávila und Zamora zwei der größten der derzeitigen Waldbrände toben.

Die dünn besiedelte Provinz Ávila hat nur wenige kommunale Feuerwehrkräfte. Wenn es brennt, müssen die Löschmannschaften aus der Provinzhauptstadt anfahren, und das in einem Gebiet doppelt so groß wie das Burgenland. Was das heißt, ist spätestens seit August 2021 klar. Damals geriet ein Pkw auf einer Landstraße in Brand. Als die Feuerwehr endlich eintraf, brannten bereits riesige Flächen Busch und Weideland rundherum. Schließlich verschlangen die Flammen 22.000 Hektar. Dieses Jahr wiederholen sich die Bilder in den Wäldern rund um Cebreros nicht weit vom Brandherd 2021 entfernt.

Brand nach Zigarette "nicht löschbar"

Das Feuer, das mittlerweile auf die Region Madrid überzugreifen droht, begann am Samstag mit einer schlecht ausgetretenen Zigarette auf einem Privatgrundstück. Alles ging explosionsartig in Flammen auf. Seit Sonntagabend gilt der Brand als "nicht löschbar". Die Kräfte am Boden können nur noch bedingt arbeiten, da der Wind die Flammen so schnell vor sich hertreibt, dass ein sicheres Arbeiten nicht mehr möglich ist. Und das Wasser der Löschflugzeuge verdampft großteils, bevor es überhaupt unten ankommt.

"Sie bezahlen dich drei Monate für 1.000 Euro, und dann schicken sie dich auf die Straße", beschreibt Carlos Martin, Feuerwehrmann in Castilla und León, die Situation der meisten Mitglieder der Brandschutzbrigaden. Er hat in den letzten Tagen 160.000 Unterschriften für eine Online-Petition gesammelt, unter dem Motto: "Die Waldbrände werden im Winter gelöscht." Doch die Politiker wollen nichts davon wissen, die Brandbrigaden auch außerhalb der Saison zu bezahlen, damit sie den Wald und die Brandschutzschneisen in Ordnung halten.

Die Folgen der Winterunwetter

"Es war absehbar, dass dies geschehen würde", erklärt Alfredo Simón, dessen Haus am Ortsrand von El Hoyo de Pinares liegt, nur 50 Meter von der Feuerzunge entfernt. Die 2.500 Einwohner des Dorfes wurden am Montagabend vollständig evakuiert. Die Schuld liege bei den Behörden und deren Untätigkeit, meint Simón. "Hinzu kommen die Folgen von Filomena", fügt er hinzu. Filomena war ein Winterunwetter im Januar 2021 mit schweren Schneefällen. Bäume fielen unter der Schneelast um, Äste brachen herab. Aufgeräumt wurde nur an wenigen Orten.

Dieser Tage macht einmal mehr ein Interview von 2018 mit dem regionalen Umweltminister Juan Carlos Suárez-Quiñones in den sozialen Netzwerke die Runde. "Den Einheiten zur Bekämpfung der Waldbrände das ganze Jahr über aufrechtzuerhalten ist absurd und Geldverschwendung", erklärte der konservative Politiker damals.

Die Meinung des Politikers aus Castilla und León ist weit verbreitet, auch wenn es kaum jemand so deutlich ausspricht, wie er dies tat. Bis heute werden überall in Spanien die Einsatzkräfte zum Ende des Sommers in die Arbeitslosigkeit entlassen. (Reiner Wandler aus Madrid, 20.7.2022)