Richtig streng ist er geworden, der Herr Bundespräsident. Bei den Bregenzer Festspielen sagte Alexander Van der Bellen: Die Regierung müsse jetzt, "und zwar ohne Verzögerung", das tun, "wofür sie gewählt wurde – sorry: arbeiten, arbeiten". Gefordert sei "rasches, geschlossenes und entschlossenes Handeln".

Offenbar in einer Vorahnung dessen hat Bundeskanzler Karl Nehammer seinen Familienurlaub in Griechenland Anfang August abgesagt. Sorry, Herr Bundeskanzler, das ist Unfug. Das passt zu dem unheilvollen Feigheitspopulismus, der Österreichs Politik ergriffen hat. Es könnt’ sich ja wer aufregen – in den sozialen Medien, in den Krawallblättern. Nehammer hätte seine Familie, seine Kinder nicht enttäuschen sollen und sich selbst ein paar dringend benötigte Entlastungstage gönnen sollen.

Richtig streng ist er geworden, der Herr Bundespräsident Alexander Van der Bellen.
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Natürlich hat VdB in einem recht. Die Regierung hätte längst einen Plan, eine Vorgehensweise in die Wege leiten müssen. Vor allem in Sachen Gaskrise. Die Dinge sind in Fluss, man braucht Vorbereitungszeit, Kontingenzpläne. Davon haben wir nicht viel gesehen.

Darauf hätte Nehammer dringen sollen – und nicht sinnlos zu Putin reisen und sich dort anlügen lassen. Ob er jetzt ein paar Tage weggefahren wäre – wurscht. Die Prozesse können auch so angeleiert werden. Allerdings müsste man dazu Stäbe im Kanzleramt und in den Ministerien haben, die mehr können als sich einen Urlaubsverzicht als PR-Trick auszudenken. (Hans Rauscher, 20.7.2022)