Die Kooperation mit dem brasilianischen Baukonzern Odebrecht geriet zum Debakel für die einstige Meinl Bank und ihre Manager.

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Der Beginn der Zusammenarbeit war verheißungsvoll, die Folgen sind fatal. Als die Wiener Meinl Bank um 2006 herum mit dem brasilianischen Konzern Odebrecht Geschäftskontakte geknüpft hatte, "hat die ganze Bank gejubelt". Für ein kleines Institut in Wien "war das eine große Sache", sei Odebrecht doch ein "Gigant" gewesen. Das schilderte ein Exmanager der früheren Meinl Bank jüngst der WKStA, die gegen den früheren Bankchef Peter Weinzierl und zwei weitere Exbanker wegen des Verdachts der Bestechung und Geldwäscherei ermittelt.

Sie sollen ins Bestechungssystem des Riesenkonzerns eingebunden gewesen sein, der für die Schmiergeldtransaktionen die Meinl Bank Antigua verwendet habe. Zudem ermittelt die US-Justiz auch gegen diese drei Personen, eine Exmanagerin und gegen Julius Meinl V. Sie verlangt Weinzierls Auslieferung, das entsprechende Verfahren läuft wie berichtet in London. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Schlafende Schönheit in Antigua

Ein in Brasilien lebender Investmentbanker hatte den Wienern den Kontakt zu Odebrecht gelegt, ein Unternehmen, das laut Einvernahme eines Beschuldigten "über jeden Zweifel erhaben" gewesen sei. Man habe begonnen, ein paar Geschäfte zu machen; erhofft habe man sich unter anderem, den Weltkonzern nach Zentral- und Osteuropa zu begleiten, "eine der wenigen Destinationen, wo die Brasilianer nicht aktiv waren".

Die Meinl Bank Antigua gab es damals schon, laut Aussage des Exbankers habe es in Wien aber immer "eine Jammerei" gegeben, dass man die Tochterbank "nicht verwenden" könne. Nachdem man sie eine Zeitlang gebraucht habe, sei sie zu einer "Sleeping Beauty" geworden.

Die 2010 erweckt wurde.

Damals hat der besagte brasilianische Investmentbanker mit Odebrecht-Connection die Wiener informiert, dass es "ein Team" gebe, das die Bank kaufen wolle. Der Wiener Vorstand und Eigentümer – indirekt also Julius Meinl V. – hätten sich interessiert gezeigt, erschließt sich aus dem Einvernahmeprotokoll. Bei einem Treffen in London wurden dann Nägel mit Köpfen gemacht, allerdings habe man statt wie geplant einen Nachmittag zwei Tage lang verhandelt.

Verkauf an Odebrecht-Strohmänner

Denn Meinl (damals Aufsichtsratschef der Wiener Bank) sei nicht bereit gewesen, den Namen des Geldhauses zu ändern. "Nach mühsamen Gesprächen" habe man sich darauf geeinigt, 51 Prozent an besagtes Team (Odebrecht-Strohmänner, wie man heute weiß; Anm.) zu verkaufen. Warum? Weil die Meinl Banker "froh" gewesen seien, einen starken Partner zu haben, mit dem man Geschäfte machen könne.

2011 wurde die Bank also verkauft, der Name blieb. Was aus Sicht des einvernommenen Managers beweise, dass die in London anwesenden Meinl-Banker (er, Weinzierl und Julius Meinl V. ) keine Ahnung gehabt hätten, "dass hinter dieser Aktion diese Verbrecherbande stand. Sonst hätte man nicht den eigenen Namen dafür hergegeben".

Drehscheibe in Antigua

Die Antigua-Bank soll dann laut Ermittlern in Wien und in den USA Drehscheibe für die Schmiergeldzahlungen geworden sein, auch seien Gelder an die Meinl Bank geflossen. Und die "non executive Directors" in Antigua, Weinzierl und der beschuldigte Exmanager, sollen den Zweck der Zahlungsflüsse gekannt haben. Was die bestreiten. Man "hat uns (...) jahrelang belogen und betrogen; Odebrecht ist die größte Enttäuschung meines Lebens", erklärte der Beschuldigte der WKStA.

Belastet werden die Wiener von den Strohmännern: Sie haben 2016 beim Platzen des Odebrecht-Skandals Vereinbarungen mit den US-Behörden geschlossen und wurden – wie der Konzern selbst – zu Kronzeugen. Damals hat sich der brasilianische Baukonzern, der seine Aufträge mit Korruption in großflächigem Stil (aut US-Justiz in der Höhe von 788 Millionen Dollar) erkauft hatte, mit den USA auf eine Zahlung von rund zwölf Milliarden Euro verständigt. (Renate Graber, 21.7.2022)