
Der 1. FC Köln bezieht Stellung.
Köln – Werner Wolf sprach mit ruhiger, klarer Stimme, seine Botschaft war unmissverständlich. Die schrecklichen Taten der russischen Kriegstreiber in der Ukraine dürften nicht vergessen werden, forderte der Präsident des deutschen Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln: "Dort passiert Völkermord, Menschen werden umgebracht, Kinder sterben. Wir dürfen nicht aufhören, darauf aufmerksam zu machen."
Und deshalb will der FC mit aller Macht einen Ausschluss belarussischer Mannschaften aus den Europacup- Wettbewerben der Europäischen Fußball-Union (UEFA) erwirken. Belarus sei ein "Vasallenstaat", der als "Aufmarschgebiet für die russische Armee genutzt" werde. Daher müsse man Belarus "nicht als direkten Kriegsteilnehmer, aber als indirekten betrachten", ein Ausschluss der Vereine durch die UEFA sei "sehr konsequent."
"Würden antreten"
Einen Brief mit der eindringlichen Bitte hatte der FC am Mittwoch an die UEFA mit ihrem Präsidenten Aleksander Ceferin geschickt – und direkt bei allen anderen teilnehmenden Teams um Unterstützung für den Vorstoß geworben.
Der FC wartet derzeit noch auf seinen Gegner für die Play-off-Spiele um eine Teilnahme an der Conference League. Je nach Verlauf der noch zu spielenden Qualifikationsrunden könnte Köln auf ein Team aus Belarus treffen, aktuell sind noch vier Mannschaften im Rennen.
Sollte die UEFA jedoch nicht durchgreifen und Köln einen Gegner aus Belarus zugelost bekommen, "würden wir unter den aktuellen Umständen antreten, aber die Bühne, die wir da bekommen, nutzen, um gegen den Krieg zu demonstrieren". Ein solches Spiel würde laut Wolf auf einem neutralen Platz ohne Zuschauer ausgetragen werden.
2017 gegen BATE Borissow
Ein Unrechtsstaat sei Belarus auch bereits im Jahr 2017 gewesen, als der FC in der Europa League bei BATE Borissow gastierte. Nun aber seien die Vorzeichen anders. Durch den Krieg in der Ukraine "hat sich die Welt verändert", betonte Wolf.
In dem von den Geschäftsführern Christian Keller und Philipp Türoff unterzeichneten Brief forderten die FC-Bosse die UEFA dazu auf, "der Empfehlung des IOC (Internationales Olympisches Komitee, d. Red.) nachzukommen und neben den russischen Mannschaften ebenfalls die Teams aus Belarus mit sofortiger Wirkung von allen europäischen Wettbewerben auszuschließen".
Zuletzt hatte der Internationale Sportgerichtshof CAS bestätigt, dass der Ausschluss russischer National- und Vereinsmannschaften aus internationalen Fußball-Wettbewerben rechtens sei und Proteste russischer Vereine und des Verbandes zurückgewiesen. Das IOC sprach Ende Februar die Empfehlung an die Weltverbände verschiedener Sportarten aus, russische und belarussische Athletinnen und Athleten auszuschließen. (sid, 21.7.2022)