Irgend so ein Funktionsträger oder so eine Funktionsträgerin hat zuletzt wieder einmal für "Klimaschutz mit Hausverstand" plädiert. Das kommt dauernd vor. Die FPÖ brachte 2021 sogar eine Initiative mit diesem Titel im Parlament ein. Im selben Jahr war auch der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer für "Klimaschutz mit Hausverstand".

"Hausverstand" – ein zwiespältiger Begriff. Ursprünglich meint der Ausdruck "praxisnah", "vernünftig". Im Politsprech muss man "Hausverstand" aber anders übersetzen. Dann heißt es in Wirklichkeit: "Mach ma am besten nix – und wenn doch, dann irgendeine populistische Scheinlösung." Oder im Konnex zur politischen Kultur: "Natürlich könnt ma auch das moralisch und sachlich Richtige tun, aber irgendwie fühlen wir uns mit billigen Tricks besser." Oder: "Wir lassen uns von so dahergelaufenen Experten nix sagen!" Und vor allem: Nur keine "Bevormundung" (also wirksame Maßnahmen verpflichtend einführen)! Der "Hausverstand" steht für augenzwinkerndes, scheinvernünftiges, im Grunde reaktionäres Beharren auf dem Althergebrachten.

In den mit "Hausverstand" zubetonierten Städten sollen dann Sprühnebel gegen die Hitze helfen.
Foto: APA/TOBIAS STEINMAURER

Wie weit uns der "Klimaschutz mit Hausverstand" gebracht hat, sehen wir in diesen Tagen. Und nicht nur im ganz Großen wie bei den Treibhausgasen. Mit "Hausverstand" werden immer noch städtische und ländliche Gegenden zu Hitzeinseln betoniert. "Hausverstand" ist angewandte Dummheit. (Hans Rauscher, 21.7.2022)