Manchmal brauchte es bei der Kontrolle am Westbahnhof ein Machtwort der Polizei.

Foto: Regine Hendrich

Eine Jahreskarte der Wiener Linien ermöglicht zugegebenermaßen relativ viel. Ohne FFP2-Maske eine U-Bahn-Station zu betreten gehört allerdings nicht dazu. Und doch glauben das so manche Fahrgäste – oder geben das zumindest vor. Nämlich dann, wenn das Sicherheits- und Serviceteam der Wiener Linien bei Kontrollen auf eine fehlende Bedeckung von Mund und Nase hinweist. Um Ausreden sind die Öffi-Nutzerinnen und -Nutzer dann offenbar nicht verlegen.

Eine derartige Kontrolle fand am Donnerstag am Westbahnhof statt – und zwar in großem Stil. Zwei Stunden wiesen vier Mitarbeiterinnen der Wiener Linien und fünf Polizisten auf der Ebene zwischen den U3- und U6-Bahnsteigen auf das hin, was zunehmend ignoriert wird: die in den Wiener Öffis und Stationen weiterhin geltende Maskenpflicht.

Damit lösen die Wiener Linien ein Versprechen ein. Nachdem die sinkende Maskendisziplin in den sozialen Medien seit Wochen Beschwerden nach sich gezogen hatte, kündigten sie am Dienstag an, die Kontrollen zu verstärken.

Dass die Kritik nicht nur auf subjektiven Eindrücken fußt, zeigen die Zahlen: 5.000-mal pro Woche müsse das Serviceteam bei seinen Patrouillen derzeit Fahrgäste ansprechen, weil diese ihre Maske schlampig oder nicht tragen, sagen die Wiener Linien. Anfang Juni seien es noch 4.000 Ansprachen pro Woche gewesen. Seit Einführung der Maskenpflicht im Frühling 2020 wurden 280.000 Menschen angesprochen.

Bei dem städtischen Verkehrsbetrieb erklärt man sich die gegenwärtige Entwicklung mit dem Wegfall der Beschränkungen in anderen Lebensbereichen. Hinzu komme, dass derzeit viele Touristinnen und Touristen in Wien seien, die die Regeln nicht kennen.

Entschuldigungen und üble Laune

Und so war am Westbahnhof fast im Sekundentakt zur hören "Die Dame, können Sie bitte die Maske aufsetzen?" oder "Meine Herren, Maske bitte!". Die Reaktionen darauf fielen ganz unterschiedlich aus. "Tut mir leid", sagte etwa ein sichtlich zerknirschter junger Mann, der sogleich seine Maske aus der Hosentasche zog.

Wer keine dabeihatte, den lotste das Sicherheitsteam geradewegs in den Supermarkt in der Station. Dieser scheint seine Klientel gut zu kennen: "FFP2-Masken hier erhältlich", verkündete ein Schild beim Eingang.

Wer keine Maske dabeihatte, wurde in den Supermarkt geschickt, um eine zu kaufen.
Foto: Regine Hendrich

An der Kassa bildete sich rasch eine Schlange aus übel gelaunten Maskenlosen. "Ich weiß nicht, ob man das zahlen muss, außerdem muss ich zur Arbeit", beschwerte sich eine der Wartenden. Ist der Supermarkt geschlossen oder wird in einer Station ohne einen solchen kontrolliert, verweist das Serviceteam auf Automaten, die in vielen Wiener U-Bahn-Halten zu finden sind. Neben Pflastern und Kondomen gibt es dort auch FFP2-Masken.

Nicht Rambo, aber bestimmt

Am häufigsten würden sich Fahrgäste ohne Maske darauf ausreden, dass sie "eh geimpft" seien, erzählte eine der anwesenden Wiener-Linien-Mitarbeiterinnen mit kurzem, blondem Haar und roter Weste. Ebenso oft werde mit Erstaunen über die Existenz der Maskenpflicht reagiert.

Foto: Regine Hendrich

In der Regel könne aber eine Lösung gefunden werden, sagte ihr dunkelhaariger Kollege. "Aber eskalieren kann es natürlich immer." In solchen Situationen helfe es zum Beispiel, die Bodycam einzuschalten. Laut Wiener Linien wurden heuer bereits mindestens 20 tätliche Angriffe auf das 330-köpfige Service- und Sicherheitsteam registriert.

Bisher 1.000 Strafen ausgestellt

Die Strategie einiger Uneinsichtiger, die Wiener-Linien-Leute zu ignorieren, schlug am Donnerstag jedenfalls fehl: In diesen Fällen eilte die Polizei den Fahrgästen nach – und sprach ein Machtwort.

Hartnäckige Maskenverweigerer werden übrigens der Station verwiesen. "Wir bringen die Betroffenen raus – allerdings nicht brutal auf Rambo", formulierte es der Sicherheitsmitarbeiter.

Gewisse Fahrgäste reagieren erst auf ein Machtwort der Polizei.
Foto: Regine Hendrich

Weigern sich die Maskenlosen oder werden sie wiederholt ohne Maske angetroffen, setzt es Strafen. Möglich sind bis 140 Euro Bußgeld – 90 Euro für ein Organmandat der Polizei und 50 Euro Pönale für die Wiener Linien. Letztere haben seit Frühling 2020 rund 1.000 Strafen ausgestellt, bei der Schwerpunktaktion am Donnerstag ging es allerdings ohne.

Diese wird nicht die letzte ihrer Art bleiben: Nächste Woche sind die Stationen Praterstern und Karlsplatz an der Reihe, auch dort wird wieder gemeinsam mit der Polizei kontrolliert. Zeitgleich fahren mobile Kontrollteams in den U-Bahnen mit. Und man setzt auf Durchsagen in sieben Sprachen: Damit auch die Touristinnen und Touristen keine Ausrede mehr haben. (Stefanie Rachbauer, 21.7.2022)