Vingegaard schüttelte beim Schlussanstieg alle Verfolger ab, gewann die Etappe und ist damit dem Gesamtsieg nahe.

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Pogacar musste Vingegaard gegen Ende des Abschnitts ziehen lassen.

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Zuvor passierte dem Vorjahressieger ein Malheur. Nach dem Sturz war er allerdings flott wieder auf den Beinen.

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Allerdings hat sich der Titelverteidiger am Oberschenkel verletzt.

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Hautacam – Jonas Vingegaard ist der Gesamtsieg bei der 109. Tour de France kaum noch zu nehmen. Der 25-jährige Däne gewann am Donnerstag die letzte Bergetappe in Hautacam 64 Sekunden vor Titelverteidiger Tadej Pogacar und baute seinen Vorsprung auf den Slowenen auf 3:26 Minuten aus. Das sollte reichen, um den zweiten dänischen Toursieg am Sonntag in Paris perfekt zu machen. Denn dass Pogacar diesen Rückstand im Einzelzeitfahren am Samstag aufholt, ist sehr unwahrscheinlich.

Großes Spektakel und Beinahedrama

Die 18. Etappe lieferte nicht nur die Vorentscheidung, sondern vor allem ein großes Spektakel. Unentwegt attackierte Pogacar schon am vorletzten Berg das Gelbe Trikot, ehe es auf der heiklen Abfahrt vom Col de Spandelles beinahe zum großen Drama kam.

Erst verhinderte Vingegaard mit einem gekonnten Manöver einen Sturz, dann kam sein Rivale aus Slowenien in einer Kurve aufs Bankett und zu Fall. Pogacar saß aber kurze Zeit später mit zerfetzter Radhose und aufgeschürftem Bein wieder auf dem Rad. Vingegaard zeigte wahre Größe und wartete auf den Tour-Champion von 2020 und 2021. Der Slowene bedankte sich dafür und reichte seinem Konkurrenten die Hand, ehe beide munter weiter strampelten. "Er hat sich versteuert und ist in den Schotter gekommen. Natürlich habe ich gewartet", sagte Vingegaard über die Schlüsselszene.

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Machtdemonstration

In dem atemberaubenden Duell mit seinem 23-jährigen Konkurrenten lieferte Vingegaard im Finish der superschweren Etappe dann einer Machtdemonstration. Nachdem der Däne alle Attacken von Pogacar pariert hatte, versetzte er ihm mit seinem Angriff 4,4 Kilometer vor dem Ziel den K. o. und distanzierte ihn um 64 Sekunden. "Das ist unglaublich. Ich habe vor der Etappe mit meiner Frau und meiner Tochter gesprochen und gesagt, dass ich gerne für sie gewinnen würde. Ich bin sehr stolz, dass ich das geschafft habe", sagte Vingegaard.

Wie einst sein Landsmann Bjarne Riis machte er im 1.520 Meter hoch gelegenen Pyrenäen-Skiort damit den wohl entscheidenden Schritt zum Gesamtsieg bei der Tour. Riis hatte 1996 in Hautacam letzte Zweifel am Tour-Triumph beseitigt – allerdings mit unerlaubten Mitteln, wie er später zugab.

Verschnaufpause über 188,3 km

Nach den drei schweren Pyrenäen-Etappen dürfen die Stars der Branche am Freitag eine Verschnaufpause einlegen. Die 19. Etappe über 188,3 Kilometer von Castelnau-Magnoac nach Cahors verläuft größtenteils über flaches Terrain.

Corona stoppt Froome

Vor dem Start der Etappe musste der vierfache Champion Chris Froome die Tour aufgrund eines positiven Corona-Tests beenden. Der Brite vom Team Israel-Premier Tech, der die Tour 2013, 2015, 2016 und 2017 gewann, lag auf dem 26. Platz der Gesamtwertung. Der 37-Jährige kündigte an, bei der Vuelta an den Start gehen zu wollen. (APA, dpa, red, 21.7.2022)

Ergebnisse Tour de France vom Donnerstag:

18. Etappe Lourdes – Hautacam (143,5 km): 1. Jonas Vingegaard (DEN) Jumbo-Visma 3:59:50 Stunden – 2. Tadej Pogacar (SLO) UAE Team Emirates +1:04 Min. – 3. Wout van Aert (BEL) Jumbo-Visma +2:10 – 4. Geraint Thomas (GBR) Ineos Grenadiers +2:54 – 5. David Gaudu (FRA) Groupama-FDJ +2:58 – 6. Alexej Lutsenko (KAZ) Astana-Qazaqstan Team +3:09. Weiter: 18. Gregor Mühlberger (AUT) Movistar Team +7:23 – 22. Patrick Konrad (AUT) Bora-hansgrohe +10:02 – 35. Sebastian Schönberger (AUT) B&B Hotels-KTM +17:14 – 88. Felix Großschartner (AUT) Bora-hansgrohe +32:23 – 118. Marco Haller (AUT) Bora-hansgrohe +34:59

Gesamtwertung: 1. Vingegaard 71:53:34 Std. – 2. Pogacar +3:26 – 3. Thomas +8:00 – 4. Gaudu 11:05 – 5. Nairo Quintana (COL) Team Arkea-Samsic +13:25 – 6. Louis Meintjes (RSA) Wanty-Gobert +13:43. Weiter: 17. Konrad +51:38 – 30. Mühlberger +1:53:17 – 37. Schönberger +2:11:12 – 54. Großschartner +2:50:48 – 84. Haller +3:42:37