Anwohner transportieren eine Leiche nach einem Polizeieinsatz mit mindestens 18 Toten im Favela-Konglomerat Complexo do Alemão im Norden Rios.

Foto: AP/Silvia Izquierdo

Rio de Janeiro – Bei einem Polizeieinsatz in einem der größten Armenviertel der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro sind mindestens 18 Menschen getötet worden. Davon seien 16 mutmaßliche Kriminelle gewesen, teilte die Polizei am Donnerstagabend mit. Bei einem der beiden anderen Opfer handelte es sich demnach um einen Polizisten, das brasilianische Nachrichtenportal "G1" berichtete zudem von einer getöteten Bewohnerin des Complexo do Alemão im Norden Rios.

Ziel der Aktion in dem aus mehreren Favelas bestehenden Komplex mit rund 70.000 Bewohnern war demnach eine Bande, die Fahrzeug- und Frachtdiebstähle begangen sowie Banken überfallen haben soll. Es wäre ihm "lieber gewesen, sie hätten nicht reagiert, aber leider haben sie es bevorzugt, die Polizei anzugreifen", sagte Polizeisprecher Ronaldo Oliveira bei einer Pressekonferenz. Der Einsatz hatte am frühen Morgen begonnen, an die 400 Polizisten – unterstützt von vier Helikoptern und zehn gepanzerten Fahrzeugen – waren beteiligt.

Macht der Banden in Favelas

Im Mai waren bei einem Polizeieinsatz in dem Armenviertel Vila Cruzeiro in Rio 24 Menschen ums Leben gekommen, vor mehr als einem Jahr hatten Polizisten beim blutigsten Einsatz in Rios Geschichte in der Favela Jacarezinho sogar mindestens 28 mutmaßliche Mitglieder von Drogenbanden getötet.

Mächtige Banden ringen in den Armenvierteln um Kontrolle bei Drogenhandel und Schutzgeldgeschäften. Die Gewalt schwappt immer wieder auch auf andere Teile Rios über und trifft Unbeteiligte. In keinem anderen Land der Welt kommen so viele Menschen bei Polizeieinsätzen ums Leben wie in Brasilien. (APA, 22.7.2022)