
Nur ein- zweimal im Jahr soll mit der Sense für Ordnung gesorgt werden – so lautete der Plan.
Drei Tage. So lange konnte ich nicht gerade stehen, nicht einmal halbwegs entspannt liegen. Das alles nur, weil ich im Frühjahr beschlossen habe, dass ich mir in diesem Jahr einen Großteil der Mäharbeiten im Garten ersparen werde. Natürlich nicht aus Faulheit – wo denken Sie hin? Um der Umwelt was Gutes zu tun.
Nur mehr die Wege, die wir oft gehen, werden alle zwei, drei Wochen mit dem Akkurasenmäher freigeschnitten. Der Rest soll die meiste Zeit wachsen, wie er will. Nur ein-, zweimal im Jahr werde ich dort mit der Sense für Ordnung sorgen. Das hat der Opa schon so gemacht. Bei dem hatte ein Teil des Gartens sogar einen ganz eigenen Namen. "Außi ausm Hasenfutter" hat er mir öfter nachgerufen.
Mit wenigen, eleganten Zügen hat er von Zeit zu Zeit, auf einem kleinen Bereich, das Gras geschnitten und danach in den Hasenstall getragen. Es handelt sich also um keine Raketenwissenschaft.
Die teuerste Sense
Genau so lässig wollte ich das auch machen. Ich fuhr in den Baumarkt und kaufte mir die teuerste Sense, die ich fand, einen Wetzstein und gab in der Redaktion damit an, was für ein Vorzeige-Öko ich bin. "Ja, mit der Sense mähen ist jetzt in Mode", erklärte mir Franziska Zoidl und nahm mir so den Pioniergedanken, aber nicht die Freude.
Das machte dann die Arbeit selbst. Nach dem Wetzen legte ich los. Es war, als wollte man mit einem 5/8er-Staffel Zwiebel schneiden. Ich wetzte, bis der Stein als solcher nicht mehr erkennbar war, und mühte mich weiter auf einem nur wenige Quadratmeter großen Wiesenstück ab. Am Ende konnte ich vor lauter Schmerzen kaum noch stehen. Die Grashalme? Das genaue Gegenteil.
Ich hörte auf, als ich merkte, dass ich die Sense erst hätte dengeln müssen. Das nahm ich mir für den nächsten Tag vor. Daran hat sich bis heute nichts geändert. (Guido Gluschitsch, 22.7.2022)