Ab Samstag ist der Weißensee wegen Löscharbeiten gesperrt.

Foto: Standard/Birgit Riegler

In den vergangenen Tagen brachen in Vororten der Hauptstadt Athen Waldbrände aus.

Foto: Reuters/LOUIZA VRADI

Die Landwirtschaft in Italien rechnet mit Verlusten durch die Dürre.

Foto: AP/Luca Bruno

Bild nicht mehr verfügbar.

In den USA sind für das Wochenende Temperaturrekorde vorhergesagt.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/SPENCER PLA

Udine/Athen – Mitten in der Hochsaison wird der Weißensee in Kärnten großräumig gesperrt, berichtet der "Kurier". Grund dafür sind italienische Löschflugzeuge, die ab Samstagvormittag in Rotation Wasser aus der Seemitte entnehmen werden. Für die Unternehmung wird ein eigener Korridor geschaffen, der sich zwischen dem Gebiet von Mühlzipf bis Paterzipf erstreckt, wo auch viele Hotels und Badestege liegen. Betroffen von der Sperre sind also auch Badegäste, Boote und Paddler. Der Tourismuschef am Weißensee, Thomas Michor, zeigt sich entspannt. Gegenüber dem "Kurier" sagte er: "Wir sehen das als Nachbarschaftshilfe an, die für uns absolut selbstverständlich ist."

Auch der Kärntner Katastrophenschutzreferent, Daniel Fellner, stellte klar: "Was Kärnten zur Entspannung der Situation beitragen kann, tun wir selbstverständlich auch. So arbeiten wir mit Hochdruck daran, dass innerhalb der nächsten Stunden der strategisch gut gelegene Weißensee zur Betankung der italienischen Löschflugzeuge zur Verfügung stehen kann."

Schwere Brände, die seit Montag in der norditalienischen Region Friaul-Julisch Venetien an der Grenze zu Slowenien wüten, belasten jetzt die Provinz Udine. Feuerwehreinheiten waren am Freitag im Kampf gegen die Flammen im Resia-Tal im Einsatz. Sie wurden von Löschflugzeugen und Hubschraubern unterstützt. Im Karstgebiet entspannte sich die Situation allmählich, Brände wüteten aber noch in Slowenien. Noch vier Brände tobten am Freitag in Friaul, wie die Behörden berichteten.

Weinernte in Italien vorgezogen

In Italien bekommt die Landwirtschaft die Auswirkungen der seit Wochen anhaltenden Hitzewelle zu spüren. In mehreren italienischen Regionen muss die Weinernte vorverlegt werden, weil die Trauben wegen der Temperaturen um die 40 Grad auszudörren drohen. Mit einem Produktionsrückgang gegenüber den vergangenen Jahren wird wegen der akuten Wasserknappheit gerechnet.

In der Landwirtschaftsregion Emilia-Romagna wird die Weinernte bereits am 10. August beginnen. Das ist circa zwei Wochen früher als im Durchschnitt der letzten Jahre. Hier wird mit einem Rückgang von bis zu 30 Prozent bei der Produktion von Weißweinen und von 15 Prozent bei den Rotweinen gerechnet, berichteten Branchenexperten.

Die Hitzewelle wirkte sich auch negativ auf die Viehzucht in Italien aus. Bei der Milchproduktion kam es zu einem Rückgang von 15 Prozent. Die Trockenheit verursachte in der Landwirtschaft bereits Schäden in Milliardenhöhe und wirkt sich auf die Preise der Agrarprodukte negativ aus, berichtete der Landwirtschaftsverband Coldiretti.

In fünf norditalienischen Regionen wurde Anfang Juli wegen der seit Monaten anhaltenden Dürre der Notstand ausgerufen. Damit wird finanzielle Unterstützung für Landwirte und Viehzüchter bereitgestellt, die unter der Wasserknappheit besonders stark leiden.

Griechenland vor langer Hitzewelle

Für weite Teile Griechenlands erwarten die Meteorologen eine lange Hitzewelle, die bis Anfang August dauern soll. Bereits am frühen Freitagmorgen zeigten die Thermometer in Athen 30 Grad Celsius. Am Wochenende und in den Tagen danach sollen die Temperaturen Werte um die 40 Grad erreichen, wie das Amt für Meteorologie mitteilte. Der Zivilschutz warnte, wegen der Trockenheit sei die Brandgefahr extrem hoch.

Gefährlich sei, dass selbst in der Nacht die Temperaturen vielerorts nicht unter 30 Grad fielen – dies erschwere es Bewohnern und Urlaubern, sich von der Hitze zu erholen. Mit einem Rückgang auf für die Jahreszeit normale Höchsttemperaturen von um die 35 Grad rechnen die Meteorologen für die kommenden zehn Tage nicht. Von der Hitzewelle verschont bleiben wegen der Meeresbrisen die Inseln der Ägäis wie Skopelos, Mykonos, Santorini und Syros sowie die Gebirgsregionen des Festlandes.

Ärzte rieten den Menschen – allen voran den Touristen –, vorsichtig zu sein. Die lange Hitzewelle werde den Körper stark belasten. Alkohol oder zuckerhaltige Getränke solle man nicht zu sich nehmen. "Hut aufsetzen, weite helle Baumwollkleidung tragen, viel Wasser trinken, immer wieder lauwarm duschen oder im Meer schwimmen und Obst und Gemüse essen", empfahl ein Arzt am Freitag im staatlichen Rundfunk. Fußgänger sollten möglichst auf der schattigen Seite der Straße gehen.

Waldbrand im Osten

Derweil bedroht ein großer Brand ein Waldgebiet im Westen des griechisch-türkischen Grenzflusses Evros. Das Feuer befindet sich am Rand des Dadia-Nationalparks, eines der größten Waldgebiete im Südosten Europas. Vier Hubschrauber, vier Löschflugzeuge und die Besatzungen von 65 Löschfahrzeugen seien im Einsatz, teilte die griechische Feuerwehr am Freitag mit.

Das unwegsame Gelände erschwere die Löscharbeiten, sagte der Chef der Feuerwehr der Region, Konstantinos Koukouras, dem griechischen TV-Sender Mega. Wegen der lang anhaltenden Trockenheit herrscht in weiten Teilen Griechenlands extreme Brandgefahr. Das Land verfügt über 86 Löschflugzeuge und Hubschrauber. Zudem sind diesen Sommer zahlreiche Feuerwehrleute aus EU-Staaten in Griechenland im Einsatz.

Hitzerekorde in den USA erwartet

In den USA soll sich die Hitzewelle am kommenden Wochenende weiter verstärken. Mindestens 60 örtliche Hitzerekorde seien diese Woche bereits gebrochen worden, weitere absolute Höchsttemperaturen seien zu erwarten, teilte der Wetterdienst am Donnerstag mit. In den vergangenen Tagen waren bereits 100 Millionen Menschen in den USA von Hitzewarnungen betroffen, eine direkte Auswirkung des Klimawandels.

In weiten Teilen des Südwestens wurde die symbolische Schwelle von 100 Grad Fahrenheit erreicht, was 38 Grad Celsius entspricht. Im Unterschied zu Europa sind viele Haushalte mit Klimaanlagen ausgestattet, was aber den Stromverbrauch weiter in die Höhe treibt. New York rief seine Einwohner auf, die Klimaanlagen nicht kühler als 25,5 Grad einzustellen und nicht benötigte elektrische Geräte von der Stromversorgung zu nehmen. In Texas wurden die Einwohner gebeten, größere elektronische Geräte nicht zwischen 14.00 und 20.00 Uhr einzuschalten. (APA, luza, wie, 22.7.2022)