Im Zicksee mussten schon die Fische Luft schnappen. In dieser Woche wurden die noch lebenden Karpfen abgefischt.

Foto: APA/ Hans Klaus Techt

Viel fehlt nicht mehr. Und so wie es aussieht, wird der Zicksee demnächst ganz trockenfallen. Er ist auf eine seichte Restfläche geschrumpft. Seine Karpfen wurden, soweit noch am Leben, in dieser Woche tonnenweise abgefischt und in nahe Baggerteiche quasi evakuiert. Die empfindlicheren Hechte und Zander sind ohnehin schon verendet.

Bis vor ein paar Jahren war der Zicksee ein beliebter Badesee. Davon ist allerdings längst schon keine Rede mehr. Schon im Vorjahr war er nur noch 30 Zentimeter tief, allerdings erst Ende August. Jetzt sind es um die 20 Zentimeter. An heißen Tagen verdunstet ein Zentimeter Wasser. Man muss kein besonderer Rechenkünstler sein, um sich den weiteren Sommer vorzustellen.

Verödung

Die allmähliche Verödung des Zicksees ist freilich nicht nur der extremen Trockenheit – vor allem im Winter fehlten in den vergangenen Jahren die Niederschläge – geschuldet. Da hat schon auch die menschliche Hybris mitgespielt. In den 1960er-Jahren, als der See übervoll war, hat man im Uferbereich den dichtenden Boden abgegraben bis zum durchlässigen Schotter. Gewissermaßen den Stoppel gezogen.

Keine so gute Idee. Denn in den mageren Wasserjahren musste Grundwasser zugeführt werden. Aber auch das ist so tief wie lange nicht. Die Wasserzufuhr musste heuer eingestellt werden.

Streitfall

Jetzt wird natürlich auch gestritten. Regina Petrik, die Landessprecherin der Grünen, wirft dem schwarzen Bürgermeister von St. Andrä, Andreas Sattler, Versäumnisse vor: "Er muss seit Jahren wissen, dass es für die Fische immer wieder eng wird. Er hätte den Krisenplan bereits in der Schublade haben müssen, und er hätte viel früher die Fischer zusammenholen müssen, um hier eine Rettungsaktion zu starten."

Der Bürgermeister widerspricht. Es war Laichzeit, "da gäbe es noch viel mehr sterbende Fische, weil sie einfach im Stress sind. Wann ist der richtige Zeitpunkt? Natürlich könnte man jetzt sagen: zwei Tage, drei Tage vorher."

Landeshauptmann droht

Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil haute auf den Tisch. Er droht den Bauern mit Beschränkungen. 5.000 Brunnen seien bewilligt. "Ich sehe aber nicht ein, dass bei sengender Mittagshitze bewässert werde, als gebe es kein Morgen." Vor allem der Mais sei durstig. Der aber werde hauptsächlich exportiert. "Und ein paar Meter weiter diskutieren wir über den See. Das sehe ich nicht ein, und da wird es sicherlich Maßnahmen geben müssen."

Hilft Budapest?

Doskozil ist übrigens am Freitag in dieser pannonischen Causa prima in Budapest bei Außenminister Péter Szijjártó. Dort soll – so hörte man noch vor der Abfahrt der Delegation – eine Grundsatzvereinbarung unterzeichnet werden über die Verlängerung des Bewässerungskanals von der Mosoni-Duna bis in den Seewinkel. Ziel wäre die Hebung des Grundwasserspiegels.

Zuletzt stand die Bereitschaft der Ungarn für diesen Weiterbau ja infrage. Das Großprojekt in Fertőrákos ist aus Geldmangel vorerst einmal gestoppt. Das Interesse von Victor Orbán an einem gutgefüllten Neusiedler See durch Grundwasserdotierung im Seewinkel eventuell geringer.

Ein Memorandum of Understanding wäre zumindest einmal ein Zeichen. Freilich: Papier ist geduldig. Schon in den 1970er-Jahren gab es so etwas über den Weiterbau der A3 bis zur ungarischen Grenze. (Wolfgang Weisgram, 22. 7. 2022)

Webcam vom Zicksee