Laut Behördenangaben sei das Ei auf einer Yacht gefunden worden, die derzeit in der Bucht von San Diego vor Anker liege, Medienberichten zufolge handelt es sich dabei um die Amadea, eine rund 300-Millionen-Dollar-Yacht, die dem russischen Oligarchen Suleiman Kerimow zugeordnet wird.
Foto: AP / Gregory Bull

An Bord einer von den US-Behörden beschlagnahmten Yacht eines russischen Oligarchen soll ein Objekt gefunden worden sein, bei dem es sich um ein Fabergé-Ei handeln könnte. Ob dies tatsächlich eine der legendären Ostergaben ist, die der russische Goldschmied Carl Fabergé vor allem im Auftrag von Zar Alexander III., aber auch anderen vermögenden Kunden fertigte, harrt noch der Klärung.

Bekannt wurde der Fund Mitte der Woche am Rande des Aspen-Sicherheitsforums, das sich mit der Rolle von Strafverfolgungsbehörden beim Einfrieren und Beschlagnahmen russischer Vermögenswerte befasste. Laut Angaben der stellvertretenden US-Generalstaatsanwältin Lisa Monaco sei das Ei auf einer Yacht gefunden worden, die derzeit in der Bucht von San Diego vor Anker liege, nachdem sie von US-Behörden im Mai auf den Fidschi-Inseln sichergestellt worden war, wie der "Guardian" berichtet.

Damaligen Medienberichten zufolge handelt es sich dabei um die Amadea, eine rund 300-Millionen-Dollar-Yacht, die dem russischen Oligarchen Suleiman Kerimow zugeordnet wird. Kerimow ist Eigentümer der Finanz- und Industriegruppe Nafta Moska und wurde von der amerikanischen Finanzbehörde bereits 2018 sanktioniert, da er von der russischen Regierung durch Korruption und die illegale Annexion der Krim profitiert haben soll. Mitte März landete der Oligarch schließlich auf der Sanktionsliste der EU.

Sechs kaiserliche Ostereier gelten als verschollen

Die von Fabergé und seinen Werkmeistern gefertigten Ostereier gelten als besonders wertvoll. Teils waren sie mit Juwelen besetzt und mit besonderen technischen Raffinessen ausgestattet. Die Mehrheit der 50 von 1894 bis 1916 für den Zaren gefertigten Objekte verschwand im Zuge der Russischen Revolution und des nachfolgenden bolschewistischen Ausverkaufs. Der Verbleib von 44 der kaiserlichen Ostereier ist gegenwärtig bekannt, sechs weitere gelten als verschollen.

1885 von Carl Fabergé für den Zaren gefertigt und mehrere Millionen Dollar wertvoll: Osterei aus Gold, mit eierschalenfarbenem Email überzogen, in dessen Innerem sich eine goldene Henne verbirgt.
Foto: Courtesy of V&A Museum

2004 erwarb der russische Industrielle Wiktor Wekselberg für rund 100 Millionen Dollar die Fabergé-Sammlung des amerikanischen Zeitungsmagnaten Malcolm Forbes, in der sich auch neun Ostergaben des Zaren befanden. Im März verhängten sowohl die USA als auch Großbritannien – anders als die EU – Sanktionen gegen Wekselberg.

Zu diesem Zeitpunkt gastierten zwei seiner Fabergé-Pretiosen als Leihgabe seiner Stiftung bei der Ausstellung "Fabergé in London: Von der Romantik zur Revolution" im Victoria & Albert Museum (London). Darunter das allererste von Carl Fabergé 1885 für den Zaren gefertigte und mehrere Millionen Dollar wertvolle Osterei: aus Gold, mit eierschalenfarbenem Email überzogen, in dessen Innerem sich eine goldene Henne verbirgt.

Die Ausstellung ging am 8. Mai zu Ende. Anders als die Leihgaben russischer Museen, die als staatliches Eigentum Immunität und damit Schutz vor Beschlagnahmung genießen, blieben Wekselbergs Leihgaben vorerst in britischer Verwahrung. (Olga Kronsteiner, 22.7.2022)