Erstmals seit einem halben Jahrhundert wurde auf den Marshallinseln die Krönung eines obersten Häuptlings gefeiert. Auf der Insel Ebeye im Kwajalein-Atoll nahmen tausende Einwohner der Inselgruppe an der aufwendigen Zeremonie am Donnerstagabend teil. Zum "Iroojlaplap" wurde Michael Kabua unter dem Beisein von Kriegern und Gästen von zwölf Atollen gekrönt.

Michael Kabua wurde in der Zeremonie von Vertretern von zwölf Atollen die Aufwartung gemacht.
Foto: AFP/Lin

Präsident als Häuptlingsneffe

Zu den Anwesenden gehörte auch der Neffe des Iroojlaplap: David Kabua ist Präsident der Marshallinseln, er wohnte mit weiteren Regierungsmitgliedern der Zeremonie bei. Die Zeremonie wird auf Marshallesisch Kailoojoj genannt und ist den höchsten Häuptlingen vorbehalten. Zuletzt war in den 1970er-Jahren ein Häuptling zum Iroojlaplap gekrönt worden: Kabuas Cousin Joba hatte damals den Thron bestiegen, er starb 1982. Michael Kabua, der auch als Abgeordneter des Kwajalein-Atolls im Parlament der Marshallinseln sitzt, übernahm den Titel im Jahr 2019, nachdem sein älterer Bruder Imata Kabua gestorben war.

Der Iroojlaplap auf seinem Thron.
Foto: AFP/Lin

Kabua sei "die Verkörperung unserer traditionellen Anführer", zitierte die Agentur AFP den Abgeordneten David Paul. "Er ist von ganzem Herzen davon überzeugt, welche Rolle Kultur in unserem Alltag spielen sollte." Sein Einsatz garantiere die Erhaltung der traditionellen Bräuche neben der modernen Demokratie.

US-Basis

Die Marshallinseln gehören zu den kleinsten Staaten der Erde: Nur etwas über 181 Quadratkilometer Landfläche ist auf die zahlreichen Inseln verteilt, auf denen nur rund 60.000 Einwohner leben. Zu einem hohen Teil kommt das Haushaltbudget aus den Vereinigten Staaten, mit denen ein langfristiges Abkommen über die Nutzung eines Militärstützpunktes auf dem Kwajalein-Atoll besteht. (Michael Vosatka, 22.7.2022)

Die Zeremonie in voller Länge.
Ebeye Minta