Bettina Enzenhofer gründete "Our Bodies", ein Gesundheitsmagazin mit feministischem Schwerpunkt.

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Wie wirkt sich Rassismus auf die Gesundheit von Menschen aus? Was bedeutet es, mit ADHS zu leben? Mit welchen Schwierigkeiten haben nichtbinäre Menschen im Gesundheitssystem zu kämpfen? Das sind die drei aktuellsten Geschichten von "Our Bodies", dem ersten deutschsprachigen feministischen Gesundheitsmagazin. Im April ging die Website online, finanziert durch Förderungen der Wirtschaftsagentur Wien.

Bettina Enzenhofer hatte die Idee für ein solches Projekt schon lange, genauso lange geschah aber nichts in diese Richtung. Also baute sie gemeinsam mit Sara Ablinger selbst ein Magazin auf.

"Wir schauen immer mit politischem Blick auf Gesundheitsthemen", beschreibt Enzenhofer ihre Grundidee. Sie möchte Berichte über Leute, Themen und Zusammenhänge sehen, die ihrer Meinung nach im "Mainstream-Gesundheitsjournalismus" so nicht vorkommen. Behandle man das Thema Geburt, müsse man auch beachten, wer sich überhaupt eine Geburt leisten könne oder wie die Versorgung in einem bestimmten Land aufgebaut sei. Ganz abgesehen von der Frage, ob man überhaupt gebären wolle.

Gesundheitsaufklärung

Der Name des Magazins leitet sich von dem US-Standardwerk "Our Bodies, Ourselves" ab, eine 700 Seiten dicke Sammlung von Texten zu Frauengesundheit und Sexualität, die erstmals 1970 veröffentlicht wurde und wichtige Aktivistinnen im Bereich Gesundheitsaufklärung versammelte. Bettina Enzenhofer sieht darin eine Inspiration für ihre Arbeit bei "Our Bodies".

Die Projektleiterin hat Publizistik und Genderstudies studiert und "alles Mögliche" gearbeitet, unter anderem als Puppenspielerin. Derzeit ist sie hauptberuflich an der Technischen Universität Wien tätig. Unterstützung bei der Redaktionsarbeit von "Our Bodies" bekommt sie von der freien Journalistin Brigitte Theißl. Theißl ist derzeit leitende Redakteurin des feministischen Magazins "an.schläge" und arbeitet als freie Journalistin unter anderem bei "dieStandard".

Weitere Finanzierung offen

Die Texte des Magazins werden von freien Autorinnen verfasst, die Enzenhofer "unbedingt" weiterhin bezahlen möchte, auch wenn im Herbst das Förderbudget der Wirtschaftsagentur ausläuft. Wie die Finanzierung des Projekts weiterhin gelingen soll, ist derzeit noch unklar. Ideen wie beispielsweise Bezahl- oder Crowdfunding-Modelle gibt es genug, auch Kooperationen "mit Haltung" sei man nicht abgeneigt.

Am wichtigsten sei ihr, dass es die Website weiterhin gebe. Enzenhofer will ihre Leserinnen seriös und unabhängig aufzuklären. "Manchmal liest man ja: Ein Projekt gibt den Leuten eine Stimme. Das ärgert mich immer – alle Leute haben eine Stimme, die Frage ist nur: Wer wird gehört?" Das sei das Besondere an "Our Bodies", hier höre man zu. (Astrid Wenz, 22.7.2022)